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José GarcÃa Foto: X-Verleih Eine (nachgestellte) Fernsehsendung erzählt von einem Chinesen, der im Jahre 1926 von einem Auto überfahren worden sei, weil der Ãberfahrene unter einer Krankheit namens âSchwerstsichtbarkeitâ gelitten habe. Die Einführung wirkt wie einer Hommage an Woody Allens âZeligâ (1983), bei dem eine, von Mia Farrow dargestellte Wissenschaftlerin namens Dr. Eudora Fletcher das Geheimnis des âChamäleon-Mannsâ Leonard Zelig zu entziffern und dessen âKrankheitâ zu heilen suchte. Anders aber als der von Woody Allen selbst verkörperte Leonard Zelig, der sich jeder Umgebung so anpasst, dass er etwa sogar seine Hautfarbe verändert, äuÃert sich beim Titelheld von Markus Sehrs âEine Insel namens Udoâ die âSchwerstsichtbarkeitâ lediglich darin, dass Udo (Kurt Krömer) von allen Menschen übersehen, einfach nicht wahrgenommen wird. Der etwa MittdreiÃiger Udo arbeitet als Kaufhausdetektiv â ein ziemlich passender Beruf für einen âUnsichtbarenâ, weil er jedem Langfinger unbemerkt auf die Schliche kommt. Udo genieÃt die Vorteile seiner âGabeâ: Er braucht keine Wohnung, weil er in der Campingabteilung des Kaufhauses in einem Zelt schläft. Darüber hinaus macht er sich einen Spaà daraus, arglosen Kunden in der Kaufhaus-Cafeteria ihren Espresso zu stibitzen. Sein Geheimnis kennen nur der Detektiv-Chef Sallinen (Kari Ketonen) und die schrille Verkäuferin Amanda, die eigentlich ein Mann ist (Bernd Moss). Allerdings hat Udos unbeschwertes Leben einen Haken: Er lebt in einer Insel der Einsamkeit. Die Krake, die sich der junge Mann im Aquarium immer wieder gerne anschaut, weil sie sich ebenfalls perfekt tarnen kann, bietet im Grunde keinen Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen. Dies ändert sich schlagartig, als die junge Hotelmanagerin Jasmin (Fritzi Haberlandt) ihn zur Rede stellt, nachdem er sich wieder einmal in der Cafeteria an fremdem Kuchen vergriffen hat: Sie kann ihn mühelos sehen! Obwohl sich Jasmin keinen Reim darauf machen kann, dass Udo auf einer Party von niemand angesprochen wird, findet sie den wunderlichen Mann sympathisch â wahrscheinlich deshalb, weil sie selbst berufsbedingt ebenfalls eine Art Inseldasein führt. Die Schmetterlinge im Bauch, die Udo fühlt, haben allerdings eine Nebenwirkung: Auf einmal ist er für alle Menschen sichtbar. Das von Markus Sehr zusammen mit Clemente Fernandez-Gil selbst verfasste Drehbuch geht von einer durchaus witzigen Idee aus. Allerdings wirkt der Film in der Folge etwas zu bemüht, um daraus komödiantisches Kapital zu schlagen â darin einem weiteren Film von Woody Allen nicht unähnlich: Auch âSchmalspurganovenâ (âSmall Time Crooksâ, 2000) ging von einem geistreichen Einfall aus, um dann in der zweiten Filmhälfte sein Heil in einer Aneinanderreihung von mehr oder minder vorhersehbaren Gags zu suchen. In âEine Insel namens Udoâ wird die Konstruiertheit des Drehbuchs etwa daran deutlich, wie der Aufenthalt von Jasmin in der Stadt zeitlich gestreckt wird, damit Udo und Jasmin genug gemeinsame Zeit bekommen. Denn eigentlich war sie nur hierhergekommen, um die Beerdigung ihres Vaters zu regeln. Als seien die Charaktere Udo und Jasmin nicht kauzig genug, bekommen sie in der Person der transsexuellen Amanda eine wohl ebenfalls als âschrulligâ gedachte Figur zur Seite gestellt. Obwohl das Langfilmdebüt von Markus Sehr auÃerdem kaum Ãberraschungen bietet und streckenweise lediglich Sketche aneinanderreiht, wirkt âEine Insel namens Udoâ sehr sympathisch. Dies hat einerseits mit dem trockenen Humor zu tun, der zwar manchmal etwas albern daherkommt, aber kaum zotig wird. Andererseits wissen die charmanten Schauspieler den Zuschauer für sich einzunehmen. Mit zurückgenommenem Spiel bringt Kurt Krömer die Unbeholfenheit eines Mannes bestens zum Ausdruck, der durch sein âInselâ-Dasein gar keine soziale Kompetenz besitzt. Fritzi Haberland meistert die für sie eher ungewohnte komödiantische Rolle mit sichtlichem Vergnügen. Die Liebesgeschichte unter AuÃenseitern besitzt über das Komödiantische hinaus durchaus Tiefgang. Denn die so genannte Schwerstsichtbarkeit Udos bedeutet nicht einfach, dass er unsichtbar wäre. Der junge Mann ist sehr wohl für diejenigen zu sehen, die Interesse an deren Mitmenschen haben beziehungsweise sich ein kindliches Gemüt bewahrt haben. Dadurch geiÃelt Markus Sehrs Film freilich eine Gesellschaft, die immer mehr aus Individualisten, aus âInselnâ besteht, in der jeder Einzelne nur noch mit sich selbst beschäftigt ist, nur noch sich selbst sieht. Obwohl eine solche Inselbildung durchaus ihre angenehmen Seiten haben mag, legt âEine Insel namens Udoâ ebenfalls den Preis dieser Isolierung bloÃ: eine Einsamkeit, aus der Udo sehnlichst herauszukommen wünscht. |
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