WASSER FÜR DIE ELEFANTEN | Water for Elephants
Filmische Qualität:   
Regie: Francis Lawrence
Darsteller: Robert Pattinson, Reese Witherspoon, Christoph Waltz, Hal Holbrook, James Frain, Paul Schneider, Tim Guinee, Dan Lauria
Land, Jahr: USA 2011
Laufzeit: 114 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 4/2011
Auf DVD: 9/2011


José García
Foto: 20th Century Fox

Der „Zirkusfilm“ gehörte jahrzehntelang zu den klassischen Filmgenres: Von Charly Chaplins Stummfilm „Der Zirkus“ („The Circus“, 1928) bis Joseph M. Newmans „Die Welt der Sensationen“ („The Big Circus“, 1959) wurden in diesen gut dreißig Jahren immer wieder im Zirkusambiente angesiedelte Spielfilme gedreht, wobei Cecil B. DeMilles halbdokumentarischer Spielfilm „Die größte Schau der Welt“ („The Greatest Show on Earth“, 1952 ) mit Charlton Heston, Betty Hutton und James Stewart in den Hauptrollen als der Inbegriff des Zirkusfilmes gilt. Nach mehreren Jahrzehnten Abwesenheit von der Filmleinwand erlebt der „Zirkusfilm“ eine Renaissance mit dem nun anlaufenden „Wasser für die Elefanten“ („Water for Elephants“) von Francis Lawrence.

Basierend auf Sara Gruens gleichnamigem Buch erzählt „Wasser für die Elefanten“ in einer großen Rückblende von den Ereignissen, die im Jahre 1931 das Leben des damals blutjungen Jacob Jankowski (Robert Pattinson) veränderten. Nach dem Unfalltod seiner Eltern sieht er sich gezwungen, das Tiermedizinstudium vor der letzten Prüfung abzubrechen. Da das Haus seiner Eltern der Bank gehört, macht sich Jacob auf Wanderschaft und springt auf den ersten vorbeifahrenden Zug. So gerät der junge Mann in die Welt des Zirkus Benzini, dessen Direktor August Rosenbluth (Christoph Waltz) ihn zum Zirkus-Tierarzt ernennt. Die zunächst scherzhafte Bemerkung, Jacob werde eigentlich als Bursche eingestellt, der „Wasser für die Elefanten“ holen soll, wird sich später bewahrheiten, als August Rosenbluth tatsächlich die Elefantendame Rosie als Hoffnungsträger für seinen finanziell angeschlagenen Zirkus kauft.
Rosie spielt wiederum eine wichtige Rolle im Dreiecksverhältnis, das im Mittelpunkt von „Wasser für die Elefanten“ steht. Denn Jacob verliebt sich auf den ersten Blick in die Kunstreiterin Marlena (Reese Witherspoon), ausgerechnet die Ehefrau des Zirkusdirektors Rosenbluth. Zunächst nimmt Marlena Jacobs ungeschickte Avancen kaum ernst. Ihre Einstellung ändert sich jedoch, als sie die liebevolle Pflege Rosies durch Jacob bemerkt, der die Elefantendame immer wieder vor Rosenbluths brutalen Dressurmethoden zu schützen versucht. Dennoch: Obwohl die zierliche Frau zarte Gefühle für den ungestümen jungen Mann zu spüren beginnt, fühlt sie sich ihrem Ehemann zu Dank verpflichtet. Bewegung in die festgefahrene Situation kommt erst, als es Jacob gelingt, das Geheimnis um die als nicht dressierbar geltende Rosie zu lüften.

Das mit den blau-dunklen Tönen der Einführung kräftig kontrastierende, goldene Licht, in das die Zirkuspassagen getaucht sind, sorgt für eine nostalgische Anmutung über weite Strecken des Filmes. Zusammen mit der fließend-ruhigen Kameraführung von Rodrigo Prieto, einem sorgfältigen Produktionsdesign und der dezenten, leicht melancholischen Musikuntermalung von James Newton Howard schließt diese Inszenierung an die Zirkusfilme aus der klassischen Hollywoodzeit an. Allerdings ist Francis Lawrences Spielfilm nur bedingt ein „Zirkusfilm“. Zwar wird „Benzinis spektakulärste Show der Welt“ in zwei schnell geschnittenen Sequenzen in bunten Farben gezeigt. Zwar deutet „Wasser für die Elefanten“ das unstete Leben und die finanziellen Probleme, zumal in den schwierigen Zeiten der großen Depression und der damit einhergehenden Prohibition an. Eine Zirkus-Milieubeschreibung bietet Lawrences Film jedoch nicht.

„Wasser für die Elefanten“ konzentriert sich vielmehr auf die Liebesgeschichte beziehungsweise die Dreiecksbeziehung. Dramaturgisch zeigt das Drehbuch von Richard LaGravenese indes bereits bei der Einführung einige Schwächen: Der zu lange geratene Prolog mit dem über 90 Jahre alten Jacob Jankowski (Hal Holbrook) dient lediglich dazu, in die Rückblende überzuleiten. Eine Verknüpfung der zwei Zeitebenen findet jedoch nicht statt. Obgleich sich Lawrences Film durch einen epischen Erzählton auszeichnet, entfaltet der Film den Spannungsbogen keineswegs gleichmäßig. Der Erzählrhythmus nimmt sich mitunter ungleichmäßig aus.

Dass „Wasser für die Elefanten“ trotzdem an die klassischen Hollywood-Melodramen erinnert, liegt größtenteils an den Schauspielern. Bestens unterstützt durch Nebendarsteller wie Jim Norton in der Rolle des väterlichen Freundes Camel, der Jacob unter seine Fittiche nimmt, und Mark Povinelli als Hundeartist „Kinko“, mit dem sich Jacob einen ärmlichen Pferdewaggon teilt, zeigt Robert Pattinson, dass er mehr Schauspielpotenzial besitzt, als es die Rolle des blutleeren Vampirs Edward Cullen in der „Twillight“-Saga erfordert. Reese Witherspoon gestaltet die Kunstreiterin Marlena als eine Diva mit weichem Kern, die ebenfalls an die großen Stars der fünfziger Jahre denken lässt. Christoph Waltz verkörpert den Fiesling mit Charisma im Grunde auf ähnliche Art wie den SS-Offizier Hans Landa in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Dank Waltz' zurückhaltendem Spiel gerät sein Zirkusdirektor freilich nicht völlig ins Klischeehafte.
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