HEXE LILLI – DIE REISE NACH MANDOLAN | Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan
Filmische Qualität:   
Regie: Harald Sicheritz
Darsteller: Alina Freund, Pilar Bardem, Anja Kling, Jürgen Tarrach, Ercan Durmaz, Michael Mittermeier (Stimme)
Land, Jahr: Deutschland / Österreich / Frankreich 2011
Laufzeit: 91 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 2/2011
Auf DVD: 8/2011


José García
Foto: Walt Disney

Die erste Realverfilmung der „Hexe Lilli“-Bücher „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ (siehe Filmarchiv) lockte im Jahre 2009 allein in Deutschland mehr als 1,2 Millionen Besucher in die Kinos. Der von Regisseur Stefan Ruzowitzky selbst verfasste Drehbuch basierte auf den „Hexe Lilli“-Büchern des erfolgreichen Autors Knister (eigentlich Ludger Jochmann), von denen weltweit mehr als zehn Millionen Exemplare über den Ladentisch gingen. Für den zweiten, nun anlaufenden „Hexe Lilli“-Film „Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan“ schrieb das Geschwisterpaar Bettine und Achim von Borries das wiederum auf den Knister-Büchern beruhende Drehbuch. Regie führte der österreichische Filmemacher Harald Sicheritz.

Der zweite „Hexe Lilli“-Film „Die Reise nach Mandolan“ knüpft nahtlos an die erste Verfilmung an. Hexe Lilli (Alina Freund) ist nach ihrem ersten Abenteuer vom Alltag wieder eingeholt worden: Sie muss mit ihrem kleinen Bruder Leon (Miguel Wansing Lorrio) spielen, was ihr nicht gerade Spaß macht. Lange muss sich jedoch nicht auf ihre nächste Mission in Sachen Hexerei warten: In einem Brief bittet sie Großwesir Guliman (Jürgen Tarrach) aus dem fernen Königreich Mandolan dringend um Hilfe: Der Thron ist verhext und wirft den beleibten Großwesir stets ab, wenn er ihn besteigen will. Zusammen mit dem kleinen grünen Drachen Hektor (Stimme: Michael Mittermeier), den sie aus einer Wellness-Oase herbeigerufen hat, macht sich Lilli auf den Weg nach Mandolan. Der kleinen Hexe kommen jedoch sowohl der Großwesir, der untreue Gefolgsleute einen Kopf kürzer machen lässt, als auch dessen nicht-zaubern-könnender Hausmagier Abrasch (Ercan Durmaz) bereits bei der ersten Begegnung verdächtig vor. Bald bekommt Lilli heraus, dass der rechtmäßige König Nandi (Michael Mendl) gar nicht, wie vom Großwesir behauptet, gestorben ist, sondern in der Verbotenen Stadt gefangen gehalten wird. Mit Hilfe des Straßenjungen Musa (Tanay Chheda) macht sich die kleine Hexe auf den Weg dorthin, um König Nandi zu befreien und nach Mandolan zurückzubringen.

„Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan“ besticht durch die farbenfrohe Bildgestaltung und eine märchenhafte Anmutung. Das Produktionsdesign von Christoph Kanter orientiert sich bei der Palastausstattung an asiatischer Pracht, bei der rote und goldene Farben dominieren. Dies setzt sich in der Kleidung fort: Zu den von Lilli bevorzugten kräftigen roten Farbtönen gesellt sich etwa ein Großwesir, dessen Kostüm vom Werbeträger der „Sarotti“-Schokolade abgekupfert zu sein scheint. Wie bereits im ersten „Hexe Lilli“-Film beeindruckt die Animation von Flugdrache Hector, der diesmal Konkurrenz von einem Flaschengeist in der Gestalt der hübschen Suki (Stimme: Cosma Shiva Hagen) bekommt.

Wie bereits in „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ stellen sich denn auch die Bösewichte eher als lächerlich denn als schauerlich heraus. Dies und der Verzicht auf gruselige Effekte machen „Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan“ zu einem kindgerechten Film. Damit geht eine ebenfalls kindgerechte Erzählung einher. Dazu führt die Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats „wertvoll“ aus: „Zu loben ist der ruhige und für die Zielgruppe angemessene Erzählrhythmus und die an sie gerichtete Botschaft: ‚Mit Standhaftigkeit und Mut schaffe ich alles’“.

Die farbenprächtige Ausstattung in märchenhaftem Ambiente und die kindgerechte Abenteuer-Erzählung täuschen indes nicht über die Schwächen des Drehbuchs hinweg. Die Story ist nicht nur extrem vorhersehbar und leidet an einigen Logiksprüngen. Darüber hinaus enthält der Film einige Szenen, die eindeutig als Füllmaterial aufgenommen wurden, da sie dem Fortgang der Handlung kaum dienen.

Diese Schwächen im Drehbuch fallen insbesondere im Vergleich mit dem ersten „Hexe Lilli“-Film auf, dessen Handlung sich viel stimmiger ausnahm. Außerdem besaß Stefan Ruzowitzkys Skript für „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ eine Tiefe, die der zweite Film „Die Reise nach Mandolan“ vermissen lässt: Ruzowitzkys Film übte eine zwar kindgerechte, jedoch unzweideutige Kritik an der Leistungsgesellschaft, die sich etwa darin zeigte, dass in der vom Bösewicht beherrschten Welt alles grau in grau aussah und die Kinder nicht mehr spielen dürfen, sondern zu Arbeitskräften degradiert wurden. Ein solcher Subtext fehlt in „Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan“ vollends. Harald Sicheritz’ Film bietet zwar filmtechnisch perfekte, aber dennoch oberflächliche Unterhaltung.



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