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JOSà GARCÃA In âHinter der Sonneâ adaptiert Regisseur Walter Salles den Roman âDer zerrissene Aprilâ des albanischen Schriftstellers Ismail Kadaré, verlegt den Schauplatz aber in den nordöstlichen Teil Brasiliens, was freilich der Erzählung keinerlei Ausdruckskraft entzieht. Denn beide handeln von einem universalen Thema, der Blutrache, die einem einfachen, aber fürchterlichen Prinzip folgt: Vergossenes Blut kann nur mit zu vergieÃendem Blut gesühnt werden. In âHinter der Sonneâ muss Tonho seinen älteren Bruder rächen, obwohl er damit sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Als ein Wanderzirkus in die Stadt kommt und sich Tonho in die bezaubernde Schaustellerin Clara verliebt, steckt er in einem Dilemma: Wie soll dieser Teufelskreis durchbrochen werden, ohne die Ehre der Familie zu gefährden? Wie bereits im Sallesâ Spielfilmdebüt âCentral Stationâ, das den brasilianischen Regisseur weltweit bekannt machte, spielt auch hier ein Junge die zentrale Rolle: Der Zuschauer sieht die kleine Welt der Familie durch die Augen des jüngsten Bruders Tonhos, Pacu. Salles inszeniert dieses aufwühlende Sujet mit gröÃter Zurückhaltung, ohne Pathos, ohne falsche Gefühle. Dazu gehört auch ein feines Gespür für die Auslassung hochdramatischer Momente, die den Film leicht zum Melodram hätten verkommen lassen. Die eindringlichen Bilder â ein blutbeflecktes Hemd, die karge Landschaft, ausdrucksreiche Gesichter â, vom Soundtrack vertieft, machen Unwesentliches überflüssig. Das Ergebnis ist ein aufrührender Film, der lange nachhält. |
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