MEGAMIND | Megamind
Filmische Qualität:   
Regie: Tom McGrath
Darsteller: (dt. Stimmen): Bastian Pastewka, Oliver Welke, Oliver Kalkofe, Sophia Thomalla
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2010
Auf DVD: 3/2011


José García
Foto: Paramount

An der Jahrhundertwende, als der Animationsfilm-Markt einen außerordentlichen Aufschwung nahm, fiel es insbesondere auf, dass die Spielberg-Firma „DreamWorks“ auf die Filme der Pixar Animation Studios mehrfach mit einem jeweils ähnlichen Drehbuch reagierte. Nach „Das große Krabbeln“ (1998) produzierte DreamWorks „Antz“ (1998), auf Pixars „Monster AG“ (2001) folgte „Shrek“ (2001). Zwei Jahre später antwortete das DreamWorks-Studio auf den großen Erfolg vom Pixar-Film „Findet Nemo“ mit „Große Haie, kleine Fische“. Hatte „DreamWorks“ in den folgenden Jahren zu einer größeren Eigenständigkeit gefunden, die sich etwa in „Madagascar“ (siehe Filmarchiv) und „Kung Fu Panda“ (siehe Filmarchiv) niederschlug, so fällt die Animationssparte von „DreamWorks“ mit ihrem neuen Film „Megamind“ in das alte Strickmuster zurück: Obwohl sich die Story zunächst einmal ganz anders anhört, ist die Ähnlichkeit mit „Ich – Einfach unverbesserlich“ (siehe Filmarchiv) aus dem Studio „Illumination Entertainment“ in der Grundaussage jedoch unübersehbar.

„Megamind“ beginnt mit einem Prolog in einer anderen Galaxis, der an Supermans Vorgeschichte auf Krypton angelehnt ist: Vor einer drohenden Katastrophe wird das Baby Megamind zusammen mit dem „Fisch“ Minion in einer Raumsonde auf die Erde geschickt. In einer zweiten Raumkapsel entkommt der Zerstörung des Nachbarplaneten ein weiteres Wesen mit Superkräften, Metroman. Auf der Erde sind sich Megamind und Metroman schon als Kind spinnefeind.

Diese Feindschaft bleibt dann auch erhalten, nachdem Megamind und Metroman erwachsen geworden sind: Wurde aus Letzterem ein strahlender Held, dem die Stadt Metro City sogar ein eigenes Museum widmet, so ist der Superschurke Megamind im Gefängnis gelandet. Pünktlich zur Museumseröffnung gelingt ihm aber nicht nur der Ausbruch aus dem Knast, sondern auch das, was nicht einmal er selbst geglaubt hatte: Er vernichtet Metroman und regiert ab sofort die verteidigungslose Stadt. Megamind kann schalten und walten nach Belieben. Die anfängliche Begeisterung und der Machtgenuss schlagen jedoch bald in Langeweile um. Denn was ist schon ein Superbösewicht ohne Supergegner? So verfällt Megamind auf eine geniale Idee: Aus der DNA von Metromann gewinnt er die Superkräfte, die einem schusseligen Kameramann eingegeben werden. Aus dem dümmlichen Jungen wird Titan, der sich zum neuen Helden von Metro City entwickeln sollte. Allerdings entpuppt sich Titan als zwielichtige Gestalt, die Megamind vor eine schwierige Entscheidung stellt: Soll er jetzt seine Position als Bösewicht Nr.1 zurückerobern ... oder soll er im Namen von Metro City den Kampf gegen Titan aufnehmen uns sich am Ende sogar als wahrer Held erweisen?

Wie so oft bei den Animationsfilmen von DreamWorks richtet sich auch „Megamind“ eher an ein erwachsenes Publikum. Dies betrifft sowohl die Zeichnung etwa der Reporterin Roxy und der Stadt Metro City, die an das Erwachsenen-Comicgenre etwa von Superman oder Batman angelehnt sind, die etlichen Zitate aus demselben Genre und auch die Dialoge. Das anregende Drehbuch der Autorenneulinge Alan Schoolcraft und Brent Simons variiert nicht nur die bekannten Superheldengeschichten, indem es eine solche aus der Sicht des (vermeintlichen) Bösewichts erzählt. Die Erlösungsgeschichte des Superschurken, der zum Superhelden wird, behandelt darüber hinaus in einer Art Subtext eine regelrecht philosophische Frage: Sind Menschen einem blinden Schicksal unterworfen, das sich in der Sozialisierung ausdrückt, oder besitzen sie einen freien Willen, dessen Entscheidungen den eigenen Weg bestimmen?

Die Wege von Megamind und Metroman trennen sich bereits sehr früh: Wächst Metroman wohlbehütet in einer wohlhabenden Familie mit positiven Werten, so führt der Weg des jugendlichen Megamind geradeaus ins Gefängnis: Alle Sozialisierungsmaßnahmen schlagen bei ihm fehl, so dass ihm einzig und allein die Möglichkeit offenbleibt, ein richtig guter Schurke zu werden. Mit seinem späteren Werdegang strafft Megamind indes den Glauben an eine unabwendbare Vorherbestimmung Lügen: „Es ist nicht das Schicksal, das unseren Weg bestimmt. Wir entscheiden selbst.“
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