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José GarcÃa Foto: Pandora Mit seinem letzten Spielfilm âOâHortenâ (siehe Filmarchiv), der als offizieller norwegischer Beitrag für die Nominierung um den besten nicht-englischensprachigen Film für die Oscars 2009 ausgewählt wurde, lieferte der 1956 geborene norwegische Regisseur Bent Hamer eine präzise beobachtete, mit einer Prise lakonischen Humors garnierte, episodenhafte Geschichte. Die unterschiedlichen, manchmal ins Absurde gleitenden Handlungsstränge von âOâHortenâ entfalten eine zutiefst melancholische Stimmung. Ihre Protagonisten befinden sich ähnlich den Figuren in den Filmen des finnischen Regiemeisters Aki Kaurismäki auf der Suche nach menschlicher Wärme, die ihre Einsamkeit zu überwinden hilft. Sein neuer, nun anlaufender Spielfilm âHome for Christmasâ (âHjem til julâ), bei dem Bent Hamer erneut für Drehbuch, Regie und Produktion verantwortlich zeichnet, teilt mit âOâHortenâ sowohl die melancholische Anmutung als auch die episodenhafte Handlung. Letztere ist sogar noch ausgeprägter: Besaà Hamers letzter Film in Odd Horten eine zentrale Figur, um die sich die unterschiedlichen Episoden rankten, so besteht âHome for Christmasâ aus verschiedenen, voneinander unabhängigen Handlungssträngen, die lediglich einen gemeinsamen Ort, das kleine norwegische Dorf Skogli, und einen gemeinsamen Zeitpunkt, den Heiligabend, haben. Der titelgebende Spruch âHome for Christmasâ steht auf dem Schild, mit dem der Obdachlose Jordan Geld für eine Zugfahrkarte zu seinen Eltern zu bekommen hofft. Im Laufe seiner Reise wird er auf seine alte Liebe Johanne treffen, die seit Jahren Christbäume verkauft. Für einen kurzen Moment werden alte Erinnerungen wach, ehe sich Jordan erneut auf die Fahrt macht. Auf die Ankunft des Sohnes wartet im beengten Häuschen Simon, dem zwei Nachbarn dabei helfen, seine bettlägerige Frau in die gute Stube herunterzutragen. Schnell nach Hause, um Weihnachten zu feiern, möchte auch Kristen nach der leidenschaftlichen Begegnung mit seiner Freundin Karin. Der rote Seidenschal, den er ihr schenkt, täuscht sie nicht darüber hinweg, dass Kristen nicht seine Frau Liv und die gemeinsamen Kinder ihretwegen verlassen wird. Keine Eile hingegen zeigt der Schüler Thomas, als er von Bintu erfährt, dass ihre Familie Weihnachten gar nicht feiert, da sie Muslimin ist. Statt zum Weihnachtsessen zu seiner Familie, geht Thomas zu Bintu, um auf dem Dach ihres Hauses gemeinsam die Sterne zu betrachten. Etwas enger miteinander verwoben sind die Geschichten von Paul und dem Arzt Knut, bei dem Paul seinen Frust ablädt: Seit sieben Wochen hat er seine Kinder nicht mehr gesehen, und nun will seine Frau Tone Weihnachten lieber mit ihrem neuen Freund Hroar und den Kindern feiern. Aber Paul hat einen Plan, um sich ins Haus einzuschleichen, wozu er allerdings Knuts Hilfe benötigt. Dieser hat freilich andere Sorgen: Statt mit seiner Frau Elise Weihnachten zu feiern, macht er lieber Notdienst, um das Eigenheim zu finanzieren. Mitten im Ehestreit wird der Arzt zu einem ausländischen Paar gerufen, das in einer Blockhütte mitten im Wald seine Hilfe braucht. Eine junge Albanerin bringt dort mit Knuts Hilfe ein Kind zur Welt. Zu der melancholischen Stimmung tragen sowohl die klaren Bilder der verschneiten Landschaft von Kameramann John Christian Rosenlund als auch die wehmütige Filmmusik von John Erik Kaada bei. Zwischen den ästhetischen Werten des Filmes und dem Inhalt herrscht indes eine gewisse Unstimmigkeit. Zwar rühren einige dieser Geschichten den Zuschauer an â etwa die des Flüchtlingspaars, das auf ihrem Weg nach Schweden von der bevorstehenden Geburt ihres Kindes überrascht wurde, oder die des alten Mannes, der mit seiner schwerkranken Frau auf die Ankunft des Sohnes hofft. Sie erhalten jedoch keine Tiefe, weil sie immer wieder von kurzen und teilweise stereotypen Episoden wie der Dreiecksgeschichte um Kristen, Liv und Karin unterbrochen werden. Die Momentaufnahmen im Leben der meistens tieftraurigen Protagonisten verdeutlichen freilich ihre Sehnsucht nach Liebe und menschlicher Nähe. Dass sich diese Sehnsucht ausgerechnet an Weihnachten Bahn bricht, verdeutlicht ein ausgeprägtes Verlustsgefühl â nicht umsonst äuÃern mehrere Figuren im Film, dass sie an Weihnachten nicht (mehr) glauben. âHome for Christmasâ bietet keine Kritik an Weihnachten, wie an inzwischen recht häufigen Parodien zu beobachten ist. Bent Hamers Film weist vielmehr auf die Leere, auf die Aussichtslosigkeit hin, die durch den Verlust an diesem Glauben entstanden ist. |
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