|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Kool Kaum die Handlung, eher die Stimmung steht im Vordergrund des Spielfilmes âStill Walkingâ, bei dem Hirokazu Kore-eda Regie führt, der vor fünf Jahren mit âNobody Knowsâ (siehe Filmarchiv) einen emotionell sehr kraftvollen Film über vier von ihrer Mutter zurückgelassene, auf sich allein gestellte Kinder vorlegte. Im japanischen Sommer kommen die erwachsenen Kinder der Yokoyamas (Harada Yoshio, Kiki Kirin) mit ihren Familien nach Hause. Der Anlass für das offensichtlich jährlich stattfindende Treffen: Vor fünfzehn Jahren starb der älteste Sohn Junpei, als er einen Jungen vor dem Ertrinken im Meer rettete. Die Tochter Chinami (You) putzt mit der Mutter in der Küche Gemüse. Die alltägliche Unterhaltung lässt vermuten, dass zwischen Mutter und Tochter beste Ãbereinstimmung herrscht. Im Laufe der 24 Stunden, über die der Film die Familie begleitet, werden jedoch gravierende Differenzen zu Tage treten. Im Falle des jüngeren Sohnes Ryota (Hiroshi Abe) sind diese freilich von Anfang an allzu deutlich: Sein missgelaunter Vater fühlt sich von ihm enttäuscht, weil Ryota kein Interesse an einer Ãbernahme der Arztpraxis hat. Die Mutter zeigt unverblümt, wie sehr es ihr missfällt, dass Ryota die verwitwete Yukari (Yui Natsukawa) geheiratet hat, die mit ihrem zehnjährigen Sohn aus erster Ehe am Familientreffen teilnimmt. Jeder europäische Zuschauer hat wohl etliche amerikanische Filme über Familientreffen gesehen. Keiner dieser Spielfilme fühlt sich jedoch so wahrhaftig an wie âStill Walkingâ. Wahrscheinlich liegt dies einfach daran, dass es beim jüngsten Film von Hirokazu Kore-eda gar nicht um die Enthüllung irgendeines lange behüteten Geheimnisses oder um sonst etwas âFolgenschweresâ geht, sondern um die facettenreiche Zeichnung von ambivalenten, aus dem Leben gegriffenen Menschen. Knappe, authentisch wirkende Dialoge werden mit den perfekt komponierten, in ihrer Unbeweglichkeit malerisch wirkenden Bildern von Yutaka Yamazaki verknüpft und mit einer unaufdringlichen Musik unterlegt. Bei der Entfaltung einer Handlung, in der äuÃerlich kaum etwas passiert, beweist Regisseur Hirokazu Kore-eda vor allem ein perfektes Gespür für Erzählrhythmus. Obwohl âStill Walkingâ auf den ersten Blick deprimierend wirkt, zeichnet der japanische Filmemacher das sehr nuancierte Bild einer Familie. Dazu führt Kore-eda selbst aus: er wollte âeinen Moment des Lebens selbst einfangen. Und in diesem Moment alle zwiespältigen Gefühle packen, die zu einer Familienerinnerung gehören, wie wenn man ein altes Familienalbum anschaut.â So zeigt âStill Walkingâ in seiner Momentaufnahme, wie viele Ressentiments sie bergen, aber wie wertvoll die Familie sein kann. |
||||||||||||||||||||
|