VORSTADTKROKODILE 2 | Vorstadtkrokodile 2
Filmische Qualität:   
Regie: Christian Ditter
Darsteller: Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig, Javidan Imani, David Hürten, Robin Walter, Nora Tschirner, Ella Maria Gollmer, Manuel Steitz, Leonie Tepe
Land, Jahr: Deutschland 2010
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2010
Auf DVD: 7/2010


José García
Foto: Constantin

Noch kein Jahr ist es her, dass Christian Ditter mit „Vorstadtkrokodile“ (siehe Filmarchiv) das 1977 erschiene Kinderbuch von Max von der Grün für die große Leinwand adaptierte. Nun legt derselbe Regisseur eine Fortsetzung mit dem Titel „Vorstadtkrokodile 2“ vor, die im Gegensatz zu den üblichen Sequels sogar die erste Verfilmung übertrifft. Für den zweiten Teil gibt es keine Vorlage von Jugendbuchautor Max von der Grün, so dass Regisseur Christian Ditter zusammen mit Neil Ennever basierend auf den Figuren des Jugendbuches das Drehbuch verfasste.

Ähnlich dem ersten Film beginnt „Vorstadtkrokodile 2“ mit waghalsiger Action. Diesmal müssen die Krokodile über eine marode Brücke, um zu ihrem neuen Hauptquartier in einem verlassenen Bergwerk zu gelangen. Dramaturgisch hat zwar diese Szene mit dem restlichen Film nicht viel zu tun, aber solch eine Eröffnung scheint zum Markenzeichen der Ruhrpott-Jugendbande um Olli (Manuel Steitz), Maria (Leonie Tepe), Hannes (Nick Romeo Reimann), Kai (Fabian Halbig), Jorgo (Javidan Imani), Frank (David Hürten) und Peter (Robin Walter) geworden zu sein.

Kaum haben sie das neue Hauptquartier bezogen, bekommen es die Krokodile mit echten Problemen zu tun: Kais Eltern (Maria Schrader und Smudo) wollen in Urlaub fahren, und bitten Kais ältere Cousine Jenny (Ella-Maria Gollmer) darum, sich in der Zeit um Kai zu kümmern – was er ziemlich lästig findet. Noch schlimmer ergeht es aber Olli und Maria: Die Firma, in der ihr Eltern (Esther Schweins und Dietmar Bär) arbeiten, steht kurz vor der Pleite. Aus unerfindlichen Gründen streiken die Maschinen, so dass die Produktion ins Stocken gerät. Sollte nicht bald eine Lösung gefunden werden, muss das Werk geschlossen und die firmeneigenen Häuser geräumt werden.

Damit wollen sich die Bandenmitglieder natürlich nicht abfinden, denn dies würde das Ende der „Vorstadtkrokodile“ bedeuten, weil Olli und Maria wegziehen müssten. Die Krokodile nehmen die Ermittlungen auf, um dem Rätsel mit den plötzlich nicht mehr funktionierenden Maschinen auf den Grund zu gehen. Dafür beschatten sie insbesondere zwei Mitarbeiter der Firma, die sich in letzter Zeit auffällig verhalten haben. So kommen sie einem Komplott auf die Spur.

Drehbuchautor und Regisseur Christian Ditter bringt nicht nur Action und Humor auf die Leinwand, der sich selten in den Fäkal-Bereich flüchtet, meistens aber auf Kosten der Erwachsenen beziehungsweise junger Erwachsener geht. Darüber hinaus setzt er ein aufwändiges Produktionsdesign sowie eine Kameraführung ein, die etwa auch Splitscreen verwendet: Die Leinwand wird in mehrere Bereiche aufgeteilt, so dass mehrere Handlungsstränge verfolgt werden. Aber nicht nur den Sehgewohnheiten der jüngeren Generation wird dadurch Rechnung getragen. Auch der mit HipHop-Musik gespickter Soundtrack und die Sprache geben das Lebensgefühl von älteren Kindern beziehungsweise Jugendlichen wieder.

Stand im ersten „Vorstadtkrokodile“-Film die soziale Integration insbesondere des Rollstuhl-Fahrers Kai im Vordergrund, so sind die Themen der Fortsetzung sozusagen erwachsener geworden: Neben der ersten aufkeimenden Liebe zwischen Hannes und Maria werden Arbeitslosigkeit und Hartz IV altersgemäß behandelt. Dies liefert zwar manchmal Anlass zu seicht-spaßigen Bemerkungen („Wenn ich alt bin, werde ich auch arbeitslos“), aber insgesamt werden die gesellschaftlichen Folgen der Arbeitslosigkeit in für die Zielgruppe verständlicher Weise deutlich.

Bei der Vergabe des Prädikats „besonders wertvoll“ führte die deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden dazu aus: „So gelingt dieser ebenbürtigen Fortsetzung eine turbulente Mischung aus Gefühlen, Freundschaft, riskanten Beschattungsaktionen und waghalsigen Verfolgungsjagden, die durch fetzige Beats und coole Schauplätze abgerundet wird. Gelungene Actionchoreografie, die rockt!“

Denn Trennung und Verlust sind die Kehrseite von Liebe und Freundschaft, die in Ditters zweitem Film eindeutig im Vordergrund stehen. Obwohl die Handlung nicht immer stimmig erscheint, überzeugt „Vorstadtkrokodile 2“ nicht nur wegen der filmischen Mittel, sondern vor allem durch die Art, wie ernsthafte Fragen altersgemäß aufgearbeitet werden, ohne sie deshalb zu trivialisieren.
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