LIPPELS TRAUM | Lippels Traum
Filmische Qualität:   
Regie: Lars Büchel
Darsteller: Karl Alexander Seidel, Steve-Marvin Dwumah, Amrita Cheema, Anke Engelke, Moritz Bleibtreu, Christiane Paul, Marius Weingarten
Land, Jahr: Deutschland 2009
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 10/2009
Auf DVD: 2/2010


José García
Foto: universum

Spätestens seit Caroline Links Neuverfilmung von Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ (1999) gehören Filmadaptionen bekannter Kinderbücher zu den erfolgreichsten Kinderfilmen, so etwa auch die Filmfassung von Paul Maars „Das Sams“ (2001). Von Paul Maar stammt ebenfalls „Lippels Traum“, der im Februar den „Kplus“-Wettbewerb der diesjährigen Berlinale eröffnete und nun im regulären Kinoprogramm anläuft.

Basierend auf Maars gleichnamigem Buch erzählt „Lippels Traum“ nach einem Drehbuch von Paul Maar und Ulrich Limmer vom 11-jährigen Philipp (Karl Alexander Seidel), genannt Lippel, der in Passau unter die Fuchtel der strengen Haushälterin Frau Jakob (Anke Engelke) gerät, als sein Vater Otto Mattenheim (Moritz Bleibtreu) eine Geschäftsreise antritt. Gehen in der Buchvorlage Lippels Eltern auf die Reise, so ist im Film sein Vater Otto Mattenheim Witwer  was eine Nebenhandlung in der Liebesgeschichte zu seiner Assistentin Serafina (Christiane Paul) ermöglicht.

Obwohl die junge Frau Jakob zunächst einmal einen sympathischen Eindruck auf Vater und Sohn macht, stellt sie sich bald als strenge Gouvernante heraus, die Lippel wegen kleinster Kleinigkeiten schikaniert. Selbst das Buch mit den „Geschichten aus Tausendundeiner Nacht“, das Lippel beim Abschied von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, wird von der humorlosen Frau Jakob kassiert. Aber auch in der Schule hat Lippel Probleme: Sein Mitschüler Hermann (Marius Weingarten) bewirft ihn jeden Morgen mit Tannenzapfen, damit er zu spät zum Unterricht kommt. Was wiederum Hermanns Vater, Konrektor Färber (Uwe Ochsenknecht), nicht amüsant findet.

Muss Lippel tagsüber in der Schule und zu Hause all diese Gefahren meistern, so träumt er nachts sich selbst in die exotisch-orientalische Welt des Buchs. In dieser Welt verwandelt sich Lippels Vater in einen liebenswürdigen, aber unentschlossenen König, der von seiner intriganten Schwägerin (Frau Jakobs Doppelgängerin in der Traumwelt) umworben wird, während sie in Wirklichkeit die Kinder des Königs aus dem Weg räumen will, um den Thron zu übernehmen. Die Königskinder sind niemand anders als Lippels neue Mitschüler Hamide (Amrita Cheema) und Arslan (Steve-Marvin Dwumah), zwei Migrantenkinder aus Marokko, die in Lippels Traum durch die Hinterlist ihrer bösen Tante vom eigenen Vater aus dem Palast verbannt werden. Lippel entwirft einen Plan, damit sie unerkannt in den Palast eindringen, um den König zu warnen.

Die Übergänge zwischen Real- und Fantasiewelt sind in „Lippels Traum“, bei dem Lars Büchel Regie führt, hervorragend gelungen, zumal die Sequenzen von der Wüste und der Königstadt aus der „Tausend und einer Nacht“-Welt sehr aufwändig (in Marokko) gedreht wurden. So kontrastiert die märchenhafte Welt immer wieder mit dem real anmutenden Passau.

Nicht nur die Kinderdarsteller, sondern auch die erwachsenen Schauspieler sind mit großer Professionalität und offensichtlich viel Spaß bei der Sache, allen voran Anke Engelke, zu der Paul Maar bei der Vorstellung anlässlich der Berlinale ausführte: „Sie war meine Wunschkandidatin. Sie sieht nicht böse aus, sagt im Film aber immer mit einem Lächeln die gemeinsten Sachen.“ In der Tat spielt Anke Engelke sehr zurückgenommen, ganz gegen den Stich beziehungsweise gegen ihr Image. Trotz ihrer kleinen Rolle brilliert darüber hinaus ebenfalls Eva Mattes als Lehrerin. „Lippels Traum“ ist ein Loblied auf die Kraft der Fantasie. Denn der Film veranschaulicht, wie Lippel in seinen Träumen Kraft schöpft, um eine eigenen Ängste zu überwinden.
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