MARIA, IHM SCHMECKT’S NICHT! | Maria, ihm schmeckt’s nicht!
Filmische Qualität:   
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Sergio Rubini, Maren Kroymann, Gundi Ellert, Peter Prager, Paolo de Vita, Ludovica Modugno
Land, Jahr: Deutschland / Italien 2009
Laufzeit: 92 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2009
Auf DVD: 1/2010


José García
Foto: Constantin

„Ein Fremder steht vor der Tür“. So beginnt Jan Weilers Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, von dem 1,7 Millionen Exemplare verkauft wurden. Jan Weiler erzählt darin „Geschichten von meiner italienischen Sippe“, deren Ton manchmal vergnüglich, manchmal skurril, immer aber liebenswürdig ist.

Dass in diesen autobiografischen Erzählungen enormes Potenzial für eine Kinokomödie steckt, ist ebenso offensichtlich wie die Schwierigkeit, die losen Episoden in ein stringentes Drehbuch für die große Leinwand umzusetzen (siehe u. Interview). Dies ist Daniel Speck und Jan Weiler selbst wahrlich gelungen: Der Film „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ konzentriert sich auf die Hochzeit Jans (Christian Ulmen) und Saras (Mina Tander), die im Gegensatz zum Buch in Italien stattfinden soll. Zunächst steht aber der Antrittsbesuch Jans bei Saras Eltern Antonio (Lino Banfi) und Ursula Marcipane (Maren Kroymann) auf dem Programm.

Regisseurin Neele Leana Vollmar findet den richtigen Rhythmus für eine Komödie, die nicht bloß witzige Einfälle aneinander reiht. Dem Film gelingt es vielmehr, einen Einblick in die verschiedenen Charaktere zu vermitteln. Mit der Haupthandlung wird das Leben Antonios mittels Rückblenden verknüpft, was eine tiefere Dimension eröffnet, und das eigentliche Sujet von „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ freilegt: Das Leben zwischen zwei Kulturen, das Fremdsein.

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Interview mit Regisseurin Neele Leana Vollmar. Das Gespräch führte José García

Ihre ersten zwei Filme „Urlaub vom Leben“ und „Friedliche Zeiten“ haben Sie selbst produziert. Bei „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ arbeiten Sie nun mit einer größeren Produktionsgesellschaft zusammen ...
Neele L. Vollmar: Als Abschlussfilm wurde „Urlaub vom Leben“ von der Filmakademie Baden-Württemberg produziert. „Friedliche Zeiten“ hat dann unsere Produktionsfirma Royal Pony Film realisiert, Produzentin war meine Firmenpartnerin Caroline Daube.

Wie wirkte sich die Zusammenarbeit mit einer Produktionsfirma auf das Drehbuch aus?
Neele L. Vollmar: „Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion“ erwarb die Rechte bereits 2004. Als ich im Januar 2008 zum Team stieß, hatten Jan Weiler und Daniel Speck bereits einige Drehbuch-Fassungen geschrieben. Die Herausforderung bestand darin, aus einem Roman, der sich über mehrere Jahre erstreckt und viel Anekdotisches enthält, eine Dramaturgie für einen Film zu schaffen, einen roten Faden, eine geeignete Struktur zu finden. Zudem mussten wir einen Weg finden, um die im Roman sehr ausführlichen Rückblenden filmisch in die Erzählung zu integrieren, ohne zwei verschiedene Geschichten zu erzählen.

Gerade die Rückblenden verleihen aber dem Film eine besondere Tiefe ...
Neele L. Vollmar: Sie stellen die Brücke zwischen Jan und Antonio her, und außerdem führen sie in das eigentliche Thema ein, das Fremdsein. Auch Antonio ist ein Fremder: Sobald er die italienische Grenze überschreitet, schwärmt er von Deutschland, aber hierzulande träumt er von Italien. So hat er sich seine eigene Welt zurechtgelegt. Was die anderen über ihn denken, ist ihm egal. Sein Glück findet er darin, das zu tun, was er für richtig hält.

Antonio wird von einem in Italien sehr populären Schauspieler, Lino Banfi, gespielt. Der aber kein Deutsch kann. Wie hat er es gemacht?
Neele L. Vollmar: Für Lino Banfi war unser Film eine besondere Herausforderung. In Italien ist er ein Superstar und sich seiner Sache sicher. Monate vor Drehbeginn hat er nun begonnen, die deutsche Sprache zu lernen beziehungsweise einen Zugang zu seinen Texten zu finden. Er hat einen großen Ehrgeiz entwickelt, doch schnell war klar, dass der 72-jährige Banfi kein Schuldeutsch lernt, sondern anhand einer ganz besonderen und für ihn entwickelten Art Lautschrift seine Sätze auswendig lernen musste.

Jan befindet sich freilich in einer ähnlichen Situation wie seine Schwiegermutter Ursula.
Neele L. Vollmar: Die beiden sind wie zwei Verbündete. In einer meiner Lieblingsszenen sitzen die beiden im Innenhof, und Jan fragt sie, ob es mit der Zeit leichter wird. Sie verneint. Ursula weiß genau, was auf Jan zukommt.

Trotz dieser ernsten Momente ist „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ eine Komödie
Neele L. Vollmar: Natürlich. Allerdings mag ich sehr gerne, beides miteinander zu verbinden. Zu einer Komödie gehören ernste Töne, genauso wie ein Drama auch komische Momente enthalten sollte.

Ein roter Faden, der sich durch Ihre drei Filme zieht, ist das Thema Familie. Allerdings gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit: in allen spielt das Auto eine bedeutende Rolle.
Neele L. Vollmar: Das ist mir vorher noch gar nicht so bewusst gewesen, aber Sie haben Recht. Vielleicht kommt das daher, dass ich in meiner Studienzeit sehr viel Zeit im Auto verbracht habe, man könnte schon fast sagen: im Auto gewohnt habe. Für mich ist das Auto auch ein besonderer Ort, um über bestimmte Dinge nachzudenken. Vielleicht findet sich deshalb ein solches Motiv in meinen Filmen unbewusst wieder. Bei „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ bin ich freilich in dieser Beziehung „unschuldig“, denn die Romanvorlage gibt das Motiv bereits vor.
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