|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Alamode Agnès Jaoui und ihr Ehemann Jean Pierre Bacri sind auch beruflich ein eingespieltes Gespann: Nachdem sie in den neunziger Jahren das Drehbuch für Cédric Klapischs âTypisch Familieâ (âUn air de familleâ, 1996) und Alain Resnaisâ âDas Leben ist ein Chansonâ (âOn connaît la chansonâ, 1998) zusammen verfasst hatten, begannen sie im Jahre 2000 eigene Filmprojekte zu realisieren. Bereits für âLust auf anderesâ (âLe goût des autresâ) wurden die Merkmale ihrer Zusammenarbeit deutlich: Sie schreiben das Drehbuch gemeinsam, wobei Agnès Jaoui Regie führt. Darüber hinaus übernehmen sie wichtige Rollen im Film, verkörpern jedoch kein (Ehe-)Paar. Nach den gleichen Kriterien drehten Agnès Jaoui und Jean Pierre Bacri in der Folge âSchau mich an!â (âComme une imageâ, siehe Filmarchiv), einen Ensemblefilm mit eigenwilliger Erzählstruktur. Mit ihrem geistreichen Dialogwitz und ihrer feinsinnigen Komik erinnerte die Gesellschaftssatire an Woody Allens Filme aus den achtziger Jahren. Stand sowohl in âLust auf anderesâ als auch in âSchau mich an!â eher die von Jean Pierre Bacri jeweils verkörperte Figur im Mittelpunkt des Ensemblefilmes, so übernimmt Agnès Jaoui selbst die Hauptrolle in ihrem nun anlaufenden Spielfilm âErzähl mir was vom Regenâ (âParlez-moi de la pluieâ). Jaoui spielt Agathe Villanova, eine engagierte Feministin und Buchautorin mit politischen Ambitionen, die zum Wahlkampf in die Heimat nach Südfrankreich reist. Dort trifft sie auf ihre Schwester Florence (Pascale Arbillot), die mit ihrem Mann und ihren Kindern im ehemaligen Elternhaus wohnt. Die zwei Schwestern wollen den Nachlass ihrer kürzlich verstorbenen Mutter regeln. Die Ankunft der künftigen Politikerin in der Heimat bietet dem jungen Karim (Jamel Debbouze), Sohn der langjährigen algerischen Familien-Hausangestellten Mimouna (Minouna Hadji), die lang ersehnte Gelegenheit, einen eigenen Dokumentarfilm zu drehen. Für dieses Unternehmen bittet der Jungfilmer den von ihm bewunderten Dokumentarfilmer Michel Ronsard (Jean-Pierre Bacri) um Hilfe. Für Ronsard wiederum stellt das Porträt für die TV-Reihe âLes qui ont réussiâ (âFrauen, die es geschafft habenâ) eine letzte Chance dar, aus dem beruflichen Tief, in dem er sich seit langem befindet, herauszukommen. Die Dreharbeiten zum Fernseh-Filmporträt bilden den roten Faden für âErzähl mir was vom Regenâ. Die Schusseligkeit des angeblich genialen Dokumentarfilmers und das Desinteresse der Porträtierten verwandeln die Dreharbeiten in eine Quälerei, die im absoluten Chaos endet, als Ronsard darauf besteht, einige Aufnahmen auf einem Hügel zu drehen. Der Regen, der dem Ausflug einen Strich durch die Rechnung macht, steht auch symbolisch für die vertrackte Lage der unterschiedlichen Figuren, für die Konflikte, die überall ausbrechen. So fühlt sich Karim wegen seines Migrationshintergrunds diskriminiert. Insbesondere regt ihn auf, dass seine 70-jährige Mutter noch immer für die Familie Villanova arbeitet. Ronsard leidet darunter, dass nach seiner Scheidung sein Sohn kein Interesse an ihm zeigt. Wohl deshalb ist er ein Verhältnis zur ebenfalls frustrierten Florence, Agathes Schwester, eingegangen. Und Agathe selbst? Von ihrem genervten Freund Antoine (Frédéric Pierrot) verlassen, von ihrem ehemaligen Kindermädchen Mimouna mit der Frage konfrontiert, wann sie nun zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen gedenke, und zuletzt von ihrer Schwester Florence zur Aufbereitung der Vergangenheit aufgefordert, verliert sie die anfangs zur Schau getragene Selbstsicherheit. Ãber gesellschaftspolitisch relevante Fragen hinaus, die Agnès Jaouis neue Regiearbeit durchaus stellt, erweist sich âErzähl mir was vom Regenâ erneut als ein heiter vorgetragenes Porträt über die Conditio humana: Menschliche Schwächen, in Frage gestellte Lebensentwürfe, angebliche oder echte Benachteiligung werden mit viel Dialogwitz thematisiert. Zwar wirkt in âErzähl mir was vom Regenâ der Humor nicht so intelligent und hintergründig wie im Meisterwerk âSchau mich an!â, und die Situationskomik schlägt sogar hin und wieder ins Simple und Alberne um. Aber die Selbstironie, die insbesondere Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri wieder einmal mit Blicken und Gesten ohne übertriebenes Chargieren ausdrücken, bringt dem Zuschauer die Figuren, ihre Unzulänglichkeiten und Träume sehr nahe. |
||||||||||||||||||||
|