BOLT – EIN HUND FÜR ALLE FÄLLE | Bolt
Filmische Qualität:   
Regie: Chris Williams, Byron Howard
Darsteller: (dt. Stimmen) Christian Tramitz, Axel Stein
Land, Jahr: USA 2008
Laufzeit: 0 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 6/2009


José García
Foto: Walt Disney Home Entertainment

Der weiße Hund Bolt ist ein echter Hollywoodstar. Nur dass er selbst es nicht weiß. Im Gegenteil: Er hält sich für einen Superhund mit Superkräften, etwa mit einem Beton sprengenden Laserblick oder mit einem veritable Erdbeben auslösenden Bellen. Von der Geschwindigkeit oder der Sprungkraft ganz zu schweigen, mit der sich Bolt locker über Hubschrauber schwingt. Ähnlich Truman Burbank in Peter Weirs „Die Truman Show“ (1998) lebt der kleine Hund in einem einzigen Fernseh-Set, den er für die wirkliche Welt hält.

Als (in der Fernsehserie) sein Frauchen Penny vom Superschurken Dr. Calico entführt wird, hält es Bolt natürlich für bare Münze. Die Liebe zu Penny lässt den braven Hund aus seiner Scheinwelt ausbrechen. So gerät er unabsichtlich in eine Kiste, in der er nach New York verschifft wird. In New York lernt Bolt die mit allen Wassern gewaschene Straßenkatze Mittens kennen, die den Hund etwas grobschlächtig auf die Realität herunterholt, damit dieser endlich merkt, dass er außerhalb des Fernsehstudios über keine Superkräfte verfügt. Nicht ganz freiwillig begleitet aber Mittens den kleinen Hund auf dem Weg zurück nach Hollywood. Unterwegs treffen die beiden ungleichen Weggefährten auf den in einer durchsichtigen Plastikkugel gehaltenen Hamster Dino, der sich als Spitzen-Fernsehkonsument und obendrein als größter Bolt-Fan herausstellt. Im Unterschied zu Mittens ist der dickliche kleine Nager nicht in der Lage, zwischen Fernsehwelt und Realität zu unterscheiden, weswegen er Bolt für einen echten Superhund hält.

„Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ ist der erste Disney-Film, bei dem John Lasseter als Ausführender Produzent fungiert. Denn seit der Übernahme von Pixar durch den Disney-Konzern vor etwa drei Jahren firmiert Lasseter als „chief creative officer“ sowohl von Pixar als auch von den Disney Animation Studios. Zwar haben bei „Bolt“ Chris Williams und Byron Howard Regie geführt. Die Handschrift von John Lasseter ist jedoch unverkennbar. Dies beginnt bereits bei Bolts Figurenzeichnung. Denn der kleine Köter, der sich für einen echten Superhund hält, erinnert nicht nur an Truman Burbank aus der „Truman Show“, sondern ebenso an Buzz Lightyear aus Lasseters „Toy Story“ (1996), der sich für einen echten „Space-Ranger“ hielt, und von einer anderen Figur (Sheriff Woody) überzeugt werden musste, dass er lediglich ein Spielzeug ist.

John Lasseters Einfluss auf „Bolt“ macht sich aber auch in den Bereichen bemerkbar, die zum Markenzeichen von „Pixar“ geworden sind, etwa in der brillanten Animation, die hier sogar in Sachen Rasanz, Kamerafahrten und Farben zwischen der Welt des „Films im Film“ und der „realen“ Welt klar unterschiedlich ausfällt.

Darüber hinaus lassen die originellen Figuren und der ausgefallene Humor mehr an einen Pixar- als an einen klassischen Disney-Film denken. Vor allem aber im sorgfältig ausgearbeiteten, doppelbödigen Drehbuch wird die Handschrift des „spiritus rector“ von Pixar deutlich. „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ kann als der Nicht-Pixar-Film bezeichnet werden, der den Animationsfilmen der führenden Animationsschmiede am nächsten kommt.

Trotzdem bleibt die Disney-Anmutung in den Hintergründen erhalten. Im Unterschied zu den vollständig im Computer erzeugten Pixar-Filmen wurden bei „Bolt“ die Prospekte mit äußerster Detailtreue handgemalt – von den Straßenschluchten New Yorks über die grüngesättigten Landschaften des Mittleren Westens bis zum lichtdurchfluteten Hollywood haben die Zeichner die Atmosphäre der guten alten Disney-Filme erhalten. Die Verschmelzung von computeranimierten Figuren und den gezeichneten Hintergründen ist den Filmemachern vollends gelungen. Sie könnte zum neuen Markenzeichen der neuen Disney-Ära werden, die mit John Lasseter als Chef der Kreativ-Abteilung begonnen hat.

Unter den DVD-Extras sticht der Kurzfilm „Super-Dino“ über den Hamster „Dino“ (Original: „Rhino“) heraus, der im Hauptfilm eine wichtige Nebenrolle spielt. Darüber hinaus widmet sich das Bonusmaterial insbesondere den Regisseuren Chris Williams und Byron Howard („Eine neue Generation von Regisseuren“) sowie Bolt-„Originalstimme“ John Travolta („Sprich! Die Stimmen in Bolt“). Das „Making Of“ liefert darüber hinaus einen aufschlussreichen Einblick in die Verknüpfung von modernster Animation und nostalgischen, handbemalten Hintergründen.
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