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José GarcÃa Foto: movienet Das Erwachsenwerden im Spannungsverhältnis zwischen Traditionen und den eigenen Vorstellungen stellt ein Grundthema des anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilms und insbesondere des âKplusâ-Wettbewerbs der Berlinale dar. Zu den Spielfilmen, die sich im Rahmen des diesjährigen âKplusâ-Programms widmeten, gehört René Bo Hansens âDie Stimme des Adlersâ, der nun im regulären Kinoprogramm startet. Der 12-jährige Bazarbai (Bazarbai Matyei) soll nach den Vorstellungen seines Vaters die uralte Kunst der Jagd mit dem Adler erlernen, und so den Familientraditionen folgen. Bazarbai träumt jedoch von einem aufregenderen Leben in der mongolischen Hauptstadt Ulaan Bator. Allzu gerne würde er das Leben mit seiner traditionsverbundenen Familie im einsamen Grenzland zwischen Kasachstan und der westlichen Mongolei aufgeben. Als Bazarbais älterer Bruder Khan (Asibel Badekhan) vom Vater in die Hauptstadt geschickt wird, um für den Unterhalt der Familie Geld zu verdienen, fühlt sich der Junge von seinem Bruder verraten. Als der Vater Bazarbai zum traditionellen âAdlerfestâ mitnimmt, an dem die über die westmongolische Steppe verstreut lebenden kasachischen âAdlermännerâ ihr Können miteinander messen, wittert der Junge seine Chance. Bazarbai lässt sich von einem amerikanischen Fotografen mit dem Adler seines Vaters fotografieren. Dafür soll ihn der Reporter mit in die Stadt nehmen. Geblendet vom Blitzlicht fliegt indes der Adler davon. Ohne den Adler kann der Nomadenjunge freilich unmöglich zurück nach Hause. Bazarbai macht sich auf einen langen, beschwerlichen Weg, um den Adler in der Steppe und letztendlich seinen älteren Bruder in der GroÃstadt zu suchen. Bald hat sich der Junge verirrt, aber dann trifft er auf das Mädchen Inaara (Serikbai Khulan), mit dem er weiterzieht, bis beide erschöpft zusammenbrechen. Sie werden von Mönchen gepflegt, ehe Bazarbai in die Fänge des hinterlistigen Chefs eines Wanderzirkus gerät, aus dem er aber mit Inaaras Hilfe fliehen kann. Als er endlich seinen älteren Bruder ausfindig macht, stellt es sich heraus, dass Khan im Bergwerk verunglückt ist. Nur der Adler kann den Verschütteten verorten. âDie Stimme des Adlersâ verknüpft die exotische Landschaft der Mongolei mit einer universellen âRoadmovieâ-Geschichte. Die Allgemeingültigkeit des Sujets rührt bereits aus der Zusammensetzung des Filmteams her: Das Drehbuch verfasste der schwedische Autor Stefan Karlsson, Regie führte der 1952 in Kopenhagen geborene René Bo Hansen. Für die Fotografie ist der deutsche Kameramann Dixie Schmiedle verantwortlich. Darüber hinaus kommen die Produzenten Staffan Julén und Hannes Stromberg ebenfalls aus Dänemark beziehungsweise Deutschland. Dies erklärt darüber hinaus, dass sich die Inszenierung und die geradlinige Erzählstruktur des Filmes an westliche MaÃstäbe anlehnen. Nichtsdestoweniger bietet âDie Stimme des Adlersâ einen Einblick in eine fremde Kultur, die sich in sehr unterschiedlichen Lebenswelten präsentiert. Leben die Nomaden in der weiten Steppe im Einklang mit der Natur, so genieÃen die Millionen Einwohner der Hauptstadt Ulaanbaatar (Ulaan-Bator) den ganzen technischen Fortschritt. Für sie sind die âAdlerjägerâ offenbar genauso ein exotisches Relikt, eine Zirkusattraktion, wie für Europäer. Dixie Schmiedle gelingen beeindruckende Panoramabilder, mit denen der Kameramann die schier endlose Weite der zentralasiatischen Steppe einzufangen sucht. Ihm glückt aber auch eine noch gröÃere Kunst: In der Zusammenarbeit mit dem Filmschnitt verselbstständigen sich diese groÃartige Einstellungen nicht zu Postkartenbildern einer exotischen Region. Sie werden vielmehr in die Handlung dieses Roadmovies eingebettet, die naturgemäà sichtbar eine innere Reise ausdrückt. Denn während seiner Wanderung durchlebt Bazarbai einen bedeutenden Entwicklungsprozess. Im Verlauf seines Weges macht er nicht nur Erfahrungen mit der Natur, sondern auch mit den Menschen â mit Menschen, die ihn ausnutzen wollen, aber wiederum auch mit Menschen, die ihm helfen. Im groÃen und ganzen überwiegt eine optimistische Sicht, die sich in den familiären Bindungen â Bazarbai verliert trotz aller Hindernisse in keinem Augenblick sein Ziel aus den Augen, seinen älteren Bruder zu finden â und in der Treue zwischen Adler und Mensch ausdrückt. Dass die âChemieâ zwischen dem Hauptdarsteller und dem Adler stimmte, verdanken die Filmemacher dem Umstand, dass es sich beim âFilmadlerâ um den Jagdadler der Familie von Bazarbai Matyei handelt. Nur einzelne Flugszenen wurden mit einem anderen Greifvogel von einer befreundeten Familie gedreht. Nach Aussage der Filmemacher wurde inzwischen der Filmadler in die Freiheit entlassen, wie es in der Kultur der Adlerjäger Tradition ist. |
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