SIMONS GEHEIMNIS | Adoration
Filmische Qualität:   
Regie: Atom Egoyan
Darsteller: Devon Bostick, Arsinée Khanjian, Scott Speedman, Rachel Blanchard, Noam Jenkins, Kenneth Welsh, Katie Boland, Geraldine O'Rawe, Duane Murray
Land, Jahr: Kanada 2008
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 5/2009


José García
Foto: X-Verleih

Die Übersetzung eines Zeitungsartikels im Französischunterricht stellt den Ausgangspunkt einer verschachtelten Erzählung dar. Ermuntert von seiner Lehrerin Sabine (Arsinée Khanjian), eignet sich der junge Simon (Devon Bostick) die in der Zeitungsmeldung verbreitete Geschichte des Palästinensers an, der im Gepäck seiner nichtsahnenden, schwangeren Frau eine Bombe versteckt hatte. Simon schreibt einen Aufsatz, in dem er sich als Sohn eines Terroristen darstellt. Die als wahre Lebensgeschichte deklarierte Fiktion zieht immer größere Kreise, weil Simon sie im Internet verbreitet. Diskutieren darüber in Chatrooms zunächst nur seine Mitschüler, so schalten sich in die Debatte immer mehr Menschen ein, darunter auch vermeintliche Fluggäste der ebenso vermeintlichen Unglücksmaschine.

Für Simon bedeutet das gefährliche Spiel mit Fiktion und Wahrheit die Chance, der Wahrheit in seiner eigenen Familiengeschichte auf die Spur zu kommen. Denn um den Autounfall, bei dem seine Eltern Sami (Noam Jenkins) und Rachel (Rachel Blanchard) ums Leben kamen, ranken sich die unterschiedlichen Versionen seines Onkels Tom (Scott Speedman) und seines Großvaters Morris (Kenneth Welsh).

Regisseur Atom Egoyan thematisiert zwar eine global vernetzte Welt, in der jeder mit jedem ständig kommunizieren kann. Sein Interesse gilt jedoch der Frage, ob sich unter diesen Kommunikationsbedingungen Intoleranz, Fanatismus und Fremdenhass behaupten können. Setzt der armenisch-kanadische Regisseur dafür eine intelligente Bildersprache ein, die sich etwa in der analog zur Struktur der Chatrooms erfolgenden Aufsplitterung der Leinwand ausdrückt, so schafft es der Film dennoch kaum, die verschiedenen Erzählebenen miteinander zu verknüpfen. Zuweilen hat der Zuschauer darüber hinaus den Eindruck, dass die in den Film eingefügten, in ein goldenes Licht getauchten Rückblenden den Erzählfluss eher hemmen.

Dennoch: „Simons Geheimnis“ stellt wichtige Fragen nach Schuld und Vergebung, aber auch nach der öffentlichen Religionsausübung – so spielen etwa die Figuren einer Weihnachtskrippe eine wichtige Rolle im Film – und dem Verhältnis zwischen den Religionen. Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2008 zeichnete die Ökumenische Jury „Simons Geheimnis“ aus, weil der Film einlade, „bestehende Klischees über den Anderen, über das unserer eigenen Kultur und Religion Fremde, neu zu bewerten.“
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