KAMPF UM GERMANIEN | Kampf um Germanien
Filmische Qualität:   
Regie: Christian Twente
Darsteller: --
Land, Jahr: Deutschland 2009
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Historische Filme
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
Auf DVD: 4/2009


José García


Der Schlacht, die im September des Jahres 9. n. Chr. im Teutoburger Wald geschlagen wurde, kommt eine kaum zu überschätzende Bedeutung zu. In der „Varusschlacht“ wurden drei römischen Legionen, also etwa 15 000 Mann, von Germanen in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen. Die von römischen Historikern bezeichnete „clades Variana“ (Varusniederlage) bedeutete insofern eine Zäsur in der europäischen Geschichte, als Rom daraufhin auf die „Germania maior“, auf die Gebiete östlich des Rheins beziehungsweise nördlich der Donau verzichten musste.

Unter dem Titel „Kampf um Germanien“ widmet das ZDF der Schlacht ein zweiteiliges Dokudrama  eine Mischung aus nachgestellten Spielszenen, im Computer erzeugten Rekonstruktionen und Interviews mit Wissenschaftlern , das unter der Leitung vom ZDF-Kulturchef Peter Arens entstand. Das Drehbuch schrieb Christian Twente, der ebenfalls Regie führte.

Die Reihe der Fachberater, die auch in den Interviews immer wieder zu Wort kommen, wird angeführt von zwei der namhaftesten deutschen Althistoriker, den kürzlich emeritierten Professoren Alexander Demandt, Freie Universität Berlin, und Werner Eck, Universität Köln. Zu ihnen zählen darüber hinaus die Archäologin Gabriele Rasbach, Römisch-Germanische-Kommission beim Deutschen Archäologischen Institut Frankfurt a.M., und der ehemalige Leiter derselben Kommission Siegmar von Schnurbein sowie der Militärhistoriker Marcus Junkelmann, Lehrbeauftragter an der Universität München.

In seinem ersten Teil widmet sich das Dokudrama „Kampf um Germanien“ der Vorgeschichte der Schlacht im „saltus Teutoburgiensis“. Der Film beginnt mit einer allgemeinen Einführung in das Land jenseits des Rheins, wo der ständige Nebel und ein dichter Wald den Römern unheimlich waren. Dies betonen übereinstimmend die römischen Quellen Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio, die allerdings bis auf Paterculus aus einem zeitlichen Abstand von mindestens 90 Jahren berichten. Auf der anderen Seite ist die Quellenlage noch lückenhafter: Von den Germanen sind keine schriftlichen Zeugnisse überliefert, ja nicht einmal der Name des Anführers ist bekannt, den Luther „Hermann“ nannte. Das Dokudrama bleibt folgerichtig bei der römischen Bezeichnung „Arminius“.

Um diesen Sohn eines Cherusker-Fürsten namens Segimer geht es im ersten Teil „Der Verrat des Arminius“. Sein Lebensweg wird mit immer wieder eingestreuten Spielszenen veranschaulicht: Seine Kindheit in einem Cherusker-Gehöft, die Reise nach Rom, da er als Geisel für das Bündnis seines Stammes mit Rom am kaiserlichen Hof ausgebildet werden sollte, seine (wahrscheinliche) Teilnahme am pannonischen Streifzug, die Rückkehr Arminius’ nach Germanien an der Seite des neuen Statthalters Varus.

Leider besitzen die Spielszenen kaum Eigenwert – das Presseheft nennt nicht einmal die Namen der Darsteller. Sie dienen stattdessen hauptsächlich der Veranschaulichung der in Interviews aufgestellten Thesen beziehungsweise des von der allgegenwärtigen Off-Stimme gesprochenen Textes.

Dies ändert sich etwas im zweiten Teil „Die Schlacht im Teutoburger Wald“. Dadurch, dass sich nun das Dokudrama einem geschlossenen Ereignis widmet, entsteht ein größerer Spannungsbogen. Nun gewinnen die durch im Computer erzeugte Bilder ergänzten Spielszenen auch an Gewicht. Dies trägt dazu bei, den „David gegen Goliath“-Kampf begreiflicher zu machen. Die akribisch rekonstruierten Sequenzen zeigen, wie Arminius die Römer ins unwegsame Gelände lockte, nachdem Gerüchte über einen regionalen Aufstand Varus und seine Legionen daran hinderten, die gewohnte Militärstraße zu nehmen. Arminius, der mit seinen Verschwörern vorausgegangen war, angeblich um Verbündete heranzuführen, überfiel die römischen Legionen aus dem sorgfältig geplanten Hinterhalt. Drei Tage lang währte die Schlacht, in der die Römer mit ihrer schweren Ausrüstung im morastigen Waldboden stecken blieben, während sie die leichtbewaffneten Germanen vollständig aufrieben.

Zum Schluss widmen sich die Wissenschaftler der umstrittenen Frage nach dem Schlachtort. In Form von 3D-Animationen wird die Untersuchung der Funde in Kalkriese im Osnabrücker Land veranschaulicht, der als der wahrscheinlichste Ort für den von Tacitus so genannten saltus Teutoburgiensis gilt.
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