JERICHOW | Jerichow
Filmische Qualität:   
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Benno Fürmann, Nina Hoss, Hilmi Sözer, André M. Hennicke, Claudia Geisler, Marie Gruber, Knut Berger
Land, Jahr: Deutschland 2008
Laufzeit: 92 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 1/2009
Auf DVD: 8/2009


José García
Foto: Piffl Medien

Nachdem er aus der Bundeswehr unehrenhaft entlassen wurde, kehrt Thomas (Benno Fürmann) nach Jerichow in Ostdeutschland zurück. Hier steht das baufällige Haus seiner Mutter, das er nach deren Tod geerbt hat. Thomas möchte das Haus renovieren und eine Arbeit suchen. Durch Zufall lernt er Ali (Hilmi Sözer) kennen, dem in der Gegend 45 Imbissbuden gehören. Er beliefert sie, und muss immer auf der Hut sein, damit ihn seine Pächter nicht betrügen. Mit seinem Geld hat sich Ali nicht nur ein großes Auto und ein großes Haus, sondern auch noch eine schöne Frau gekauft. Denn Laura (Nina Hoss) hat Ali nur geheiratet, weil dieser ihre Schulden übernommen hat. Durch einen Ehevertrag an Ali gebunden, muss sie seine Eifersucht und manchmal auch seine Schläge ertragen.

Als Thomas in ihr Leben eintritt, fühlt Laura allerdings eine neue Leidenschaft, einen Drang nach Freiheit. Dem steht allerdings ihr Mann im Weg. Um ihm zu entkommen, braucht sie Geld. Laura und Thomas entwerfen einen Plan, um Ali loszuwerden. Aber natürlich läuft nicht alles nach Plan. In „Jerichow“ spielt das Geld die heimliche Hauptrolle. Geld definiert sogar die Beziehungen der Figuren untereinander: Ali hat Laura dadurch an sich gebunden, dass er ihre Schulden abgegolten hat. Und die neu aufkeimende Liebe zwischen Laura und Thomas stößt auf ihre Grenzen, wenn es um ökonomische Verhältnisse geht („Man kann sich nicht lieben, wenn man kein Geld hat“, sagt etwa Laura). Selbst wenn sie Ali mit einem Lieferanten „betrügt“, geht es dabei nicht um den landläufigen Sinn des Wortes, sondern lediglich ums Geld.

Neben den exquisiten Bildern von Kameramann Hans Fromm setzt „Jerichow“ vor allem auf die Figurenzeichnung. Thomas und Laura sind durch eine schwierige Vergangenheit zu gebrochenen Menschen geworden. Ali, der sich materiell in der besseren Lage befindet, zeichnet sich dadurch aus, dass er nach Heimat sucht. Obwohl sich der Deutsch-Türke nicht durch seinen „Migrationshintergrund“ definiert, bleibt er trotz deutscher Frau ein Fremder. „Heimatbuilding“ nennt Regisseur Christian Petzold dieses Gefühl: Thomas versucht, ein neues Leben anzufangen, indem er das Haus seiner Mutter instand setzt. Laura versucht durch wirtschaftliche Unabhängigkeit eine neue Existenz aufzubauen. Und Ali erfährt, dass er hier im Grunde keine Heimat aufbauen darf.
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