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José GarcÃa Foto: Constantin Mit seinem Abschlussfilm für die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) âWer früher stirbt, ist länger totâ (2006) gelang Marcus H. Rosenmüller ein bemerkenswerter Erfolg, der sich in mehr als 1,8 Millionen Zuschauern niederschlug. Darüber hinaus wurde der Film mit dem Bayerischen Preis für den besten Film und die beste Regie (Nachwuchs) ausgezeichnet. Rosenmüller schaffte es insbesondere, auch Erwachsenen die Sicht eines 11-Jährigen auf die Welt plausibel zu machen. âWer früher stirbt, ist länger totâ wurde komplett auf bayrisch gedreht, was freilich nördlich der WeiÃwurstgrenze für gewisse Verständnisschwierigkeiten sorgte. Der neue Spielfilm von Marcus H. Rosenmüller âDie Perlmutterfarbeâ hat mit seinem Filmdebüt diese zwei Aspekte gemeinsam: Die Protagonisten sind zwar Kinder (der Hauptdarsteller ist sogar derselbe: Markus Krojer), aber der Film spricht gleichermaÃen Erwachsene an. Darüber hinaus wird in âDie Perlmutterfarbeâ ebenfalls bayrischer Dialekt gesprochen. Das von Marcus H. Rosenmüller und Christian Lerch gemeinsam verfasste Drehbuch adaptiert den gleichnamigen Roman von Anna Maria Jokl, der selbst eine wechselvolle Geschichte hat. Die in Wien geborene Jüdin musste Berlin 1933 verlassen. Sie schrieb den âKinderroman für fast alle Leuteâ zwischen 1937 und 1939 in Prag, musste aber das Manuskript zurücklassen, als die deutschen Truppen 1939 den noch nicht annektierten Teil der Tschechoslowakei besetzen, und sie nach Polen flüchtete. Derselbe Schlepper, der sie über die Grenze schmuggelte, brachte ihr jedoch das Manuskript einige Wochen später ins polnische Flüchtlingslager. Der Roman wurde 1948 vom Berliner Dietz Verlag erstmals gedruckt. Obwohl es schnell zum Bestseller wurde, sorgte zwei Jahre später die DDR-Regierung dafür, dass es wieder verschwand. Das Projekt einer Verfilmung zerschlug sich ebenso im Jahre 1950. Marcus H. Rosenmüller überträgt die Geschichte von Anna Maria Jokls âDie Perlmutterfarbeâ nicht in unsere Zeit, sondern siedelt sie in derselben Epoche an, in der Jokls Roman spielt, Anfang der dreiÃiger Jahre, und zwar in einem kleinen Ort in Bayern. Der Schüler Alexander (Markus Krojer) will den Malwettbewerb seiner Schule gewinnen, um seiner Mitschülerin Lotte (Zoe Mannhardt), in die er ein bisschen verliebt ist, zu imponieren. Dabei könnte ihm die neueste Erfindung seines besten Freundes Maulwurf (Dominik Nowak) helfen: Die Perlmutterfarbe, die Papier lichtdurchlässig werden und in den schönsten Farben erstrahlen lässt. Durch einen Zufall gerät das Fläschchen mit der Perlmutterfarbe in Alexanders Schulranzen. Ein ähnlicher Zufall lässt später den Inhalt über ein Buch flieÃen, das sich Alexander von einem Jungen aus der Parallelklasse, dem B-Karli, ausgeliehen hatte. Just in dem Moment taucht denn auch B-Karli bei Alexander auf, um das Buch zurückzufordern. Alexander bricht in Panik aus, und verbrennt das Buch. Weil sich Alexander nicht traut, in seiner Klasse die Wahrheit zu sagen, wird ein Junge aus der Parallelklasse des Diebstahls verdächtigt. Alexander verstrickt sich immer mehr in Ausreden und ein Lügengeflecht. Die Situation nutzt der neue Klassenkamerad Gruber (Benedikt Hösl), um gegen die B-Klasse eine Hetzkampagne zu starten. Gruber macht aus seinen Klassenkameraden eine straff organisierte Gruppe, deren Mitglieder dem Anführer blind gehorchen. Obwohl keine HitlergrüÃe, Hakenkreuzfahnen oder SA-Uniformen zu sehen sind, ist der Bezug zum Dritten Reich doch eindeutig. Ãhnlich Dennis Gansels âDie Welleâ (DT vom 18.03.2008) kann âDie Perlmutterfarbeâ als Experiment angesehen werden, wie leicht eine normale Gesellschaft faschistoide Züge annehmen kann. Ein interessantes Nebenthema liefert darüber hinaus der Umstand, dass Alexander vaterlos aufwächst, worauf die Unsicherheit in seinem Wertesystem zurückzuführen ist. Dies stimmt mit der âMoral der Geschichteâ überein: Alles wendet sich zum Guten, wenn man endlich die Wahrheit sagt. Mit âWer früher stirbt, ist länger totâ hat âDie Perlmutterfarbeâ auch die Traumszenen und âmagischeâ Momente gemeinsam, die dramaturgisch dazu eingesetzt werden, die inneren Monologe der Romanvorlage ins Visuelle zu übersetzen. Die an sich sehr ernsthafte Parabel wird allerdings mit einem für Kinderfilme typischen Humor verknüpft, etwa in der karikaturhaften Art, wie die Lehrer und sonstige Erwachsene gezeichnet werden. Marcus H. Rosenmüller stellt erneut unter Beweis, dass gute Kinderfilme âfür fast alle Leuteâ sind, und stets Erwachsene ansprechen. |
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