STELLA UND DER STERN DES ORIENTS | Stella und der Stern des Orients
Filmische Qualität:   
Regie: Erna Schmidt
Darsteller: Laura Berschuck, Hanna Schwamborn, Julius Römer, Axel Prahl, Hans-Martin Stier, Uwe Kockisch, Edda Leesch, Gabriela Maria Schmeide
Land, Jahr: Deutschland 2008
Laufzeit: 83 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2008


José García
Foto: farbfilm

Kinder, die sich gegen tollpatschige Erwachsene durchsetzen, gehören nicht erst seit „Kevin - Allein zu Haus“ (Chris Columbus 1990) zum festen Personal der Kinderliteratur wie des Kinderfilms. Schließlich handelte bereits Erich Kästners „Emil und die Detektive“ (1929) von einer Gruppe Kinder, die den einfältigen, sich als Bankräuber entpuppenden Herrn Grundeis stellt.

„Stella und der Stern des Orients“, der auf dem 25. Internationalen Kinderfilmfestival Chicago 2008 mit dem „Best of Fest“-Preis ausgezeichnet und beim Kölner Kinderfilmfestival „Cinepänz“ von einer 8-köpfigen Kinderjury auf den zweiten Platz gewählt wurde, garniert das Kräftemessen zwischen Kindern und Erwachsenen außerdem mit einer Zeitreise, die zu einer Reihe Missverständnisse Anlass gibt.

Nach einem Drehbuch von Martin Dolejs erzählt Erna Schmidts Spielfilmdebüt von der zehnjährigen Stella (Laura Berschuck), die am Silvester 2005 mit ihrer Mutter (Gabriela Maria Schmeide) Oma Clara (Ruht Glöss) auf dem Lande besucht. Auf dem Dachboden entdeckt sie in einem uralten Kleiderschrank die Tür zur Vergangenheit. So wird sie an den Silvestertag 1905 zurückversetzt. Plötzlich steht sie ihrer Urgroßmutter Clementine und ihrem Urgroßonkel Gustav gegenüber. Nur dass Clementine (Hannah Schwamborn) in etwa so alt wie Stella und Gustav (Julius Römer) sogar ein paar Jahre jünger ist.

Stella wird in die Familie herzlich aufgenommen, obwohl ihre emanzipatorischen Ideen bei Clementines Vater (Uwe Kockisch) gewisse Irritationen auslösen. Er ist davon überzeugt, dass sich seine Tochter später um den Haushalt und die Kinder kümmern soll. Dass die wissenshungrige Clementine etwa Medizin studieren sollte, kommt für ihn nicht in Frage – ganz im Gegensatz zu Stella. Sie weiß es natürlich besser, weil sie ja aus einer Zukunft kommt, in der Clementine die Tradition von Ärztinnen in ihrer Familie begründete.

Clementines Vater hat vorerst ohnehin andere Sorgen: Er braucht dringend Geld für die Fertigstellung einer Eisenbahnstrecke. Andernfalls wird er die geliebte Familienvilla verkaufen müssen. Nachdem sein Geschäftspartner Dr. Lodeus (Hans-Martin Stier) einen weiteren Geldzufluss verweigert hat, könnte nur noch etwas Außerordentliches, zum Beispiel der Schatz helfen, den der Abenteurer-Onkel von Gustav und Clementine in der Nähe versteckt haben soll. Natürlich glauben die Erwachsenen an solche Schätze nicht. Ganz anders die Kinder, die sich schnellstens auf die Suche nach dem Diamanten „Stern des Orients“ begeben, auf den Fersen gefolgt von Dr. Lodeus und seinem tollpatschigen Gehilfen Kleinheinz (Axel Prahl), die sich alsbald als Betrüger erweisen. Die Schatzsuche wird von einer zusätzlichen Schwierigkeit begleitet: Stella muss spätestens um Mitternacht zurück sein, will sie wieder „zurück in die Zukunft“ reisen.

Obwohl die Slapstickeinlagen der Bösewichte immer wieder für Lacher sorgen, stellt es sich bald heraus, dass das Drehbuch auch in dieser Hinsicht allzu einfach gestrickt ist. So setzt es eins ums andere Mal auf die sprachlichen und kulturellen Unterschiede zwischen 1905 und 2005. Zu Beginn mag es lustig sein, dass Clementine und Gustav mit „cool!“ oder „James Bond“ nicht viel anfangen können. Nach der zehnten Wiederholung stellt sich jedoch die Vermutung ein, dass dem Drehbuchautor nicht viel eingefallen ist.

Die Inszenierung wirkt über weite Strecken ebenso wenig originell und redundant. So urteilte die Kinderjury des „Cinepänz“-Filmfestivals: „Was uns nicht so gut gefallen hat war, dass man viele Situationen schon aus anderen Filmen kennt und somit schon weiß, wie es wahrscheinlich ausgehen wird.“

Trotzdem vermag über die komödiantischen Qualitäten von Axel Prahl als Kleinheinz hinaus insbesondere die Beziehung zwischen den Kindern zu überzeugen. Im Wettlauf gegen die Ganoven lernen die Kinder die Bedeutung des Gemeinschaftsgeists kennen und schätzen. Denn nicht Schnelligkeit, sondern vor allem harmonisches Zusammenwirken ist hier gefragt. Während sich die Gauner gegenseitig ausspielen wollen, halten die Kinder zusammen, und gehen als die Sieger hervor. Dadurch lernt Stella die Bedeutung des Zusammenhalts innerhalb der Familie und des Vertrauens unter Freunden wertschätzen. Wohl deshalb wurde „Stella und der Stern des Orients“ für den Medienpreis „Starke Familie“ 2008 in der Kategorie Spielfilm nominiert. Die von den Albert-Schweitzer-Kinderdörfern und Familienwerken vergebene Auszeichnung prämiert Filme, „die sich auf positive und überzeugende Weise mit dem Thema Familie in Deutschland befassen.“
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