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José GarcÃa Foto: Constantin Die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch Soldaten der vorrückenden Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden lange verschwiegen. Einerseits waren die Opfer gröÃtenteils Bürgerinnen der späteren DDR, weswegen die Machthaber kaum ein Interesse daran hatten, dem âgroÃen Bruderâ Vorwürfe zu machen. Andererseits schien es nicht opportun, auf Verbrechen gegenüber der deutschen Bevölkerung hinzuweisen. Unter dem Titel âEine Frau in Berlinâ erschienen im Jahre 1954 in New York, Ende der 1950er Jahre dann in Deutschland, die literarisch aufgearbeiteten Aufzeichnungen einer anonym gebliebenen Frau aus der Zeit von April bis Juni 1945. Dass sich die junge Frau nach mehreren Vergewaltigungen bewusst und willentlich einen âWolf, der mir die Wölfe vom Leibe hältâ aussuchte, rief Empörung hervor. Nun hat Regisseur Max Färberböck auf der Grundlage der Neuausgabe von 2003 âAnonyma â Eine Frau in Berlinâ gedreht, der aus der Sicht dieser anonym Gebliebenen erzählt: Die gebildete, weit gereiste, mehrere Sprachen â auch Russisch â sprechende junge Frau (Nina Hoss) erlebt den Einmarsch der Roten Armee in Berlin. Was sie nun zwischen dem 20. April und dem 22. Juni 1945 erleidet, schreibt sie nieder, damit es ihr Mann (August Diehl) nach seiner Rückkehr von der Front liest. Die entscheidende Wendung in ihren Tagebuchaufzeichnungen bringt ihr Entschluss, sich selbst einen âBeschützerâ auszusuchen, den sie in der Person eines ranghohen Offiziers (Evgeny Sidikhin) findet. Sie gibt sich ihm freiwillig hin, damit weitere Vergewaltiger sie verschonen. Der Film legt nahe, dass sich zwischen den beiden sogar eine Art Liebesbeziehung entwickelt. Die Reaktion der Ãffentlichkeit wird in der Antwort des Ehemannes der anonymen Frau festgehalten, der nach der Lektüre sie âschamlosâ nennt. Der Film enthält sich jedoch eines eindeutigen moralischen Urteils: Weder attestiert er ihr Gefühlskälte noch wird deren Verhalten als Prostitution angeprangert. Weil aber Färberböcks Film bis auf die ersten Filmminuten die Schrecknisse kaum bebildert, stellt sich indes der Eindruck der Verharmlosung ein. Denn die Bedrohung, die Angst und der Ekel, die anfangs herrschen, wechseln bald in eine allgemeine deutsch-sowjetische Verbrüderung über, so dass Sieger und Besiegte das Ende des Krieges gemeinsam feiern. Dies mag an der Vorlage, am konsequenten Erzählen aus der Sicht von âAnonymaâ liegen, wird aber den Hunderttausenden oder gar Millionen Frauen kaum gerecht, die in den letzten Kriegsmonaten diese schreckliche Art der Kriegsführung am eigenen Leibe und an der eigenen Seele erlebten. |
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