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José GarcÃa Foto: Arsenal Gespräch mit Hauptdarstellerin Hiam Abbass und Produzentin Bettina Brokemper siehe unten Mit seinem letzten Spielfilm âDie syrische Brautâ (siehe Filmarchiv) wurde der israelische Regisseur Eran Riklis einem breiten Publikum bekannt. Der mehrfach ausgezeichnete Film erzählte anhand eines persönlichen Schicksals sensibel von den alltäglichen Unmenschlichkeiten, welche die politische Situation im Nahen Osten von den dort lebenden Menschen abverlangt. Spielte in diesem Film zwar die Hauptrolle naturgemäà die âsyrische Brautâ Mona (Clara Khoury), so stand jedoch im eigentlichen Mittelpunkt ihre Schwester Amal, der die palästinensische Schauspielerin Hiam Abbass eine auÃerordentliche Leinwandpräsenz verlieh. Hiam Abbass übernimmt nun die Hauptrolle der Witwe Salma im neuen Spielfilm von Eran Riklis âLemon Treeâ. Die von Hiam Abbass dargestellte, einsame palästinensische Witwe Salma lebt in der West Bank, unmittelbar an der sogenannten grünen Grenze zu Israel â ihr Zitronenhain reicht bis an den Grenzzaun. Sie lebt vom Ertrag der Zitronenbäume, die ihr Vater dort vor 50 Jahren pflanzte. Mit dem Einzug des israelischen Verteidigungsministers Israel Navon (Doron Tavory) und dessen Frau Mira (Rona Lipaz-Michael) in das Nachbarhaus auf der anderen Seite der Westbank werden allerdings die Bäume zum Sicherheitsrisiko eingestuft. Denn sie könnten Attentätern aus dem Westjordanland Schutz gewähren. So beschlieÃen israelische Militärs und Sicherheitsdienste, dass Salmas Zitronenbäume abgeholzt werden. Mit Hilfe des jungen, aus Russland eingewanderten Anwalts Ziad (Ali Suliman) ficht die zunächst zurückhaltende, dann immer resoluter werdende Frau die Entscheidung an. Sie zieht in ihrem David gegen Goliath- Kampf gegen die israelische Justiz bis vor den Obersten Gerichtshof. Zuerst neugierig, dann mit immer gröÃerer Anteilnahme beobachtet die Entwicklung Mira, die Ehefrau des Verteidigungsministers, der in der Einsamkeit ihres neuen Hauses die Unerfülltheit ihres Lebens erstmals bewusst wird. Durch die häufige Abwesenheit ihres Mannes und durch dessen Affäre mit einer jungen Mitarbeiterin fühlt sich auch Mira verlassen, verwitwet. Zwischen den zwei Frauen entsteht über den Zaun hinweg ein immer stärkeres Sympathieband, während sich zwischen Mandantin und Anwalt auch eine zarte Liebesgeschichte anbahnt. Regisseur Eran Riklis setzt einfache visuelle Mittel ein, etwa das Kopftuch Salmas, das je nach Gesprächspartner festgebunden wird, locker sitzt oder eben auch ganz ausgelassen werden kann, insbesondere jedoch die Zitronenlimonade, die Selma allen Parteien serviert. Auch der Kontrast zwischen dem Wachturm und dem idyllischen Zitronenhain dient dem Regisseur als Metapher für die besonders labile Situation an der Grenze zwischen Israel und der West Bank. Ãber diese Stilmittel hinaus konzentriert sich âLemon Treeâ jedoch vorwiegend auf die Schauspielkunst insbesondere der zwei Schauspielerinnen, die zwei starke Frauen darstellen, die Grenzen überschreiten. Im Rahmen der Deutschlandpremiere von âLemon Treeâ in Köln sprach José GarcÃa mit Hautdarstellerin Hiam Abbas über ihre Rolle der Salma. Weil sie seit annähend zwanzig Jahren in Paris lebt, habe sie auch eine emotionale Distanz zum Alltag in ihrer Heimat entwickeln können. âDa ich nicht befürchten muss, von meinen Nachbarn be- oder verurteilt zu werden, fühle ich mich viel freierâ, so Abbas. âDer Abstand hilft mir, eine bessere Beobachterin zu sein als die Menschen, die dort leben, den menschlichen Konflikt mit gröÃerer Objektivität als die Betroffenen zu sehen. Dies gibt mir eine gewisse Narrenfreiheit in der Darstellung.â âLemon Treeâ handele allerdings nicht nur vom politischen Nahostkonflikt. An dieser âDavid gegen Goliath Geschichteâ habe ihr besonders die menschliche Auseinandersetzung gefallen. Die Suche nach Verständigung sei ja auch ein Charakterzug des Kinos. Abbas: âIch glaube an das Kino als einen Ort der Kommunikation. Deswegen bin ich Schauspielerin geworden, weil ich solche menschliche Geschichten einem groÃen Publikum mitteilen darf.â Auf den allgemein gültigen Charakter von âLemon Treeâ kommt im Interview ebenfalls die deutsche Koproduzentin des Films Bettina Brokemper zu sprechen: ââLemon Tree handelt von einer Geschichte, die zwar in einer sehr speziellen Region stattfindet, weshalb sie dort einen spezifischen Charakter besitzt. Aber wie in allen guten Filmen bringt auch âLemon Treeâ eine allgemein gültige Aussage zum Ausdruck, die überall verstanden werden kann.â Auch das eigentliche Sujet besitze als enteignungsgleicher Vorgang einen universellen Charakter: âSolche Enteignungen sind überall möglich. Wir kennen sie beispielsweise im Zusammenhang mit dem Bau von Autobahnen oder der Neubaustrecken für den ICE. Natürlich kann dieser Vorgang in anderen Regionen im Einzelnen anders aussehen, aber grundsätzlich ist er überall bekanntâ, betont Bettina Brokemper. âLemon Treeâ ist eine israeli-französisch-deutsche Koproduktion. Die auf den ersten Blick etwas auÃergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen einer deutschen Produzentin und einem israelischen Filmemacher erläutert ebenfalls Brokemper: âDie Zusammenarbeit beginnt schon bei der Drehbuchentwicklung zusammen mit Eran Riklis und seinem Ko-Drehbuchautor Suha Arraf. Zunächst tauscht man sich über den Stoff aus, dann werden die Fragen der Finanzierung geklärt. Eran ist ein Filmemacher in klassischem Sinne, der an allen Schritten der Filmproduktion selbst beteiligt ist. Im Grunde läuft freilich die Zusammenarbeit genauso, als wenn er ein deutscher Filmemacher wäre.â Für Produzentin Brokemper und Regisseur Riklis ist âLemon Treeâ nach dem eingangs erwähnten Spielfilm âDie syrische Brautâ die zweite Kooperation. Wie diese Zusammenarbeit zustande kam, erklärt Brokemper umfänglich: âAls ich noch Filmstudentin war, habe ich den Film âCup Finalâ (1991) von Eran Riklis gesehen. Der Film rührte mich so an, dass ich mir sagte: âWenn ich einmal Filme mache, rufe ich diesen Regisseur anâ. Und dies tat ich ein paar Jahre später, als ich anfing, Filme zu produzieren. Bei unserem ersten Treffen erzählte mir Eran Riklis von der Idee zu âDie syrische Brautâ. Mich interessierte daran insbesondere die Grenzerfahrung. Denn ganz gleich, ob es sich um eine Staatsgrenze oder eine physische oder psychische Grenze handelt, erfordert sie von Menschen viel mehr als das normale Leben. Diese Grenze, um die es bereits in der âsyrischen Brautâ ging, spielt in âLemon Treeâ ebenfalls eine unter verschiedenen Gesichtspunkten herausragende Rolle.â âLemon Treeâ erhielt Anfang des Jahres den Panorama-Publikumspreis auf der Berlinale. Am vergangenen Samstag wurde Eran Riklisâ Film mit dem Preis für den âBesten europäischen Filmâ auf dem Filmfestival San Sebastian 2008 ausgezeichnet. |
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