EIN VERLOCKENDES SPIEL | Leatherheads
Filmische Qualität:   
Regie: George Clooney
Darsteller: George Clooney, Renée Zellweger, John Krasinski, Wayne Duvall, Stephen Root, Peter Gerety, Keith Loneker
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 114 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 6/2008
Auf DVD: 9/2008


José García
Foto: Universal

Der Sportfilm „nach einer wahren Geschichte“ hat sich in den Vereinigten Staaten zu einem eigenständigen Kinogenre entwickelt. Konzentrierte sich etwa „Die Entscheidung – Eine wahre Geschichte“ („The Rookie“, 2002, siehe Filmarchiv) auf den Sport, so stand im Mittelpunkt von „Sie nennen in Radio“ (siehe Filmarchiv) eher die menschliche Seite, die verbindende Kraft des Sports.

Für seine neueste Regiearbeit nach dem hervorragenden Journalisten-Drama „Good Night, and Good Luck“ (siehe Filmarchiv) hat sich George Clooney einen Stoff aus den Anfängen des Profi-Footballs ausgesucht, den er mit Elementen aus der so genannten Screwball-Komödie verknüpft.

„Ein verlockendes Angebot“ ist im Jahre 1925 angesiedelt, als College-Football die Popularität des noch in den Kinderschuhen steckenden Profisports deutlich übersteigt. Der alternde Jimmy „Dodge“ Connelly (George Clooney) führt ein Football-Team aus der Provinz an, das mangels Zuschauerzahlen von einem Sponsor lebt. Als sich der Sponsor zurückzieht, steht das Team vor dem finanziellen Ruin. Der findige „Dodge“ Connelly hat jedoch eine zündende Idee: Er fährt mit seinem Motorrad nach Chicago, um den bekanntesten College-Football-Star Carter „Bullet“ Rutherford (John Krasinski) für sein Team zu verpflichten.

Einen großen Teil seiner Bekanntheit verdankt Rutherford allerdings seinem Ruhm als Kriegsheld, denn im Ersten Weltkrieg soll er im Alleingang eine ganze Kompanie deutscher Soldaten gefangengenommen haben. Zu schön heldenhaft, um wahr zu sein, findet der Chefredakteur einer Chicagoer Zeitung. Deshalb soll seine beste Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger) Rutherfords Heldentat als Schwindel entlarven.

Natürlich verliebt sich der junge, eher naive Sportler in die lebhaft-selbstbewusste Journalistin. Und weil sich zwischen Dodge und der scharfzüngigen Journalistin in Dialog-Duellen ein regelrechterer Geschlechterkampf nach den Regeln der klassischen Screwball-Komödie entfacht, stehen sich die zwei Football-Spieler bald nicht nur auf dem Sportplatz als Konkurrenten gegenüber.

Regisseur Georges Clooney inszeniert sich selbst eng an den klassischen Rollen, die Clark Gable in den dreißiger und Cary Grant in den vierziger Jahren verkörperten. Die Szene im Zug mit Lexie Littleton und „Dodge“ Connelly etwa nimmt sich wie ein Zitat aus oder eine Hommage an die berühmte Szene zwischen Claudette Colbert und Clark Gable in Frank Capras „Es geschah in einer Nacht“ („It Happened One Night“, 1934), der als stilprägende Screwball-Comedy gilt. Ihre Rededuelle erinnern wiederum an die klassischen Wortgefechte, die sich Cary Grant und Katharine Hepburn in „Die Nacht vor der Hochzeit“ („The Philadelphia Story“, George Cukor, 1940) oder auch Spencer Tracy und Katharine Hepburn in „Ehekrieg“ („Adam’s Rib“, George Cukor 1949) lieferten.

Der Resonanzboden, auf dem George Clooney seinen „Dodge“ Connelly gestaltet, ist indes ein doppelter. Denn er knüpft in seiner neuen Regiearbeit auch an die Rollen an, die der Schauspieler in ebenfalls bewusster Anlehnung an klassische Vorbilder in den Filmen der Coen-Brüder „Ein (un)möglicher Härtefall“ („Intolerable Cruelty“, siehe Filmarchiv) und „O Brother, Where Art Thou?“ (2000) gespielt hatte.

Hatte der Regisseur „Good Night, and Good Luck“ mit Schwarzweiß-Filmmaterial gedreht, um die Zeit heraufzubeschwören, in der sein Film angesiedelt ist, so setzt er in „Ein verlockendes Spiel“ beispielsweise bewusst Standfotos in Sepiafarben ein, um den gewünschten „Retro-Look“ im Produktionsdesign zu erschaffen.

Clooney inszeniert seinen Film allerdings ebenso doppelbödig wie seine eigene Rolle. Denn mit seinen nostalgischen Bildern beschwört er nicht nur die Zeit herauf, in der „Ein verlockendes Spiel“ angesiedelt ist. Darüber hinaus zitiert er auch die Filme aus derselben Zeit, so etwa mit einer Kneipenschlägerei mit Klavieruntermalung, die an einen Buster Keaton- oder Marx Brothers-Film gemahnt.

Über die solide Inszenierung hinaus weiß George Clooney auch mit einigen Regieeinfällen zu überzeugen, etwa mit einer Sequenz, in der die Mitglieder seines Football-Teams den genau umgekehrten Weg zurücklegen, um sich der Mannschaft erneut anzuschließen, den sie gegangen waren, als das Team zerfiel.

„Ein verlockendes Spiel“ vermischt nicht nur mehrere Genres. Der Film lässt Außerdem Platz für eine ernsthafte Reflexion über den investigativen Journalismus, der ja in der früheren Regiearbeit George Clooneys „Good Night, and Good Luck“ im Mittelpunkt stand.
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