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José GarcÃa Foto: Kool Filmdistribution Im Jahre 2004 wurde Marco Tullio Giordanas âDie besten Jahreâ (âLa meglio gioventùâ, siehe Filmarchiv) der groÃe Gewinner beim italienischen Filmpreis: Der Film konnte sechs italienische âDavid di Donatelloâ, u.a. für âBesten Filmâ, âBeste Regieâ sowie âBestes Drehbuchâ, nach Hause nehmen. Der ursprünglich vom italienischen öffentlich-rechtlichen Fernstehen RAI als TV- Miniserie produzierte Mehrteiler, der nach dem groÃen Erfolg im Fernsehen als sechsstündige Filmfassung in die Kinos kam, erzählte vom Standpunkt einer römischen Familie aus vierzig Jahre italienische (und europäische) Geschichte nach, von der Mitte der sechziger Jahre bis 2003. Nun haben die Drehbuchautoren von âDie besten Jahreâ Sandro Petraglia und Stefano Rulli auf der Grundlage des Romans âIl Fasciocomunistaâ von Antonio Pennacchi ein weiteres Skript über eine italienische Familie in den bewegten sechziger und siebziger Jahren verfasst, das Regisseur Daniele Luchetti inszenierte: âMein Bruder ist ein Einzelkindâ (âMio fratello è figlio unicoâ) wurde bei der Verleihung des italienischen Filmpreises 2007 mit fünf âDavid di Donatelloâ, darunter erneut für âBestes Drehbuchâ, ausgezeichnet. Im Jahre 1962 lebt in der einst von Mussolini gegründeten kleinen Provinzstadt Latina eine fünfköpfige Familie. Der 13-jährige, jüngste Sohn (Vittorio Emanuele Propizio) wird als Störenfried von allen nur âAccioâ (etwa âEkelâ, âGiftkröteâ) genannt. So wundert es seine Eltern nicht, dass er das Kleine Priesterseminar aufgibt. Stattdessen wird er genau das Gegenteil von seinem älteren Bruder Manrico (Riccardo Scamarcio), der sich als Fabrik-Arbeiterführer und âMädchenschwarmâ für die Kommunisten engagiert: âAccioâ schlieÃt sich den Faschisten an. Jahre später stehen sich Manrico und âAccioâ (nun von Elio Germano dargestellt) bei Demonstrationen feindlich gegenüber. Trotz ihrer politischen Differenzen sind sich die zwei Brüder ähnlicher als sie zugeben möchten. Ein Band, das sie eint, ist die hübsche Francesca (Diane Fleri), Manricos Freundin. Denn allen politischen Unterschieden zum Trotz kann Accio mit ihr endlos reden. Im Laufe der Jahre erkennt Accio immer mehr, dass er den falschen politischen Weg eingeschlagen hatte. Dafür wird sein älterer Bruder Manrico politisch immer radikaler. Obwohl Regisseur Luchetti die Zerrissenheit Italiens in den sechziger Jahren porträtiert, kann âMein Bruder ist ein Einzelkindâ eigentlich nicht als politischer Film bezeichnet werden. Das Augenmerk des Regisseurs liegt vielmehr auf dem menschlichen Aspekt, auf den familiären Bindungen, die sich als stärker als jegliche Ideologie herausstellen. Obwohl das Produktionsdesign und insbesondere auch der Soundtrack mit typisch italienischer Musik aus den 60er und 70er Jahren die Zeit wiedererstehen lässt (âRetro-Modern-Genreâ nennt es der Filmverleih), besitzt âMein Bruder ist ein Einzelkindâ wegen der behandelten Themen einen durchaus zeitlosen Charakter. Manche Einstellungen und teilweise auch die Dramaturgie mögen an einen Fernsehfilm gemahnen. Die Kamera von Claudio Collepiccolo fängt allerdings immer wieder starke Bilder ein, die etwa Accios Entfremdung von seiner Familie überzeugend umsetzen, und insbesondere in einer grandiosen Ãberblendung den Zeitsprung verdeutlichen. Im Allgemeinen wendet er freilich ein quasidokumentarisches Konzept mit viel Handkamera an, die immer sehr nahe an den Darstellern bleibt. Dadurch unterstricht der Film die ausgezeichnete schauspielerische Leistung insbesondere der zwei Protagonisten â Elio Germano wurde wegen dieser Rolle in den exklusiven Kreis der âShooting Starâ bei der Berlinale 2008 aufgenommen. Bei der Würdigung der Schauspieler darf allerdings Angela Finocchiario nicht unerwähnt bleiben, die als Accios und Manricos Mutter eine auÃergewöhnlich starke Leinwandpräsenz besitzt. Auch wenn die Geschichte immer ernsthaftere, ja zuletzt tragische Züge annimmt, besticht Luchettis Inszenierung auch durch den feinen bis herben Humor. Besonders lustig gerät etwa die Aufführung der âOde an die Freudeâ durch einen Studentenchor, der âim Geiste von 68â die klassische Komposition von âfaschistischen Untertönenâ befreien will. Stattdessen marschieren Marx, Mao, Lenin und Stalin der Sonne entgegen. Besitzt âMein Bruder ist ein Einzelkindâ zwar nicht den epischen Charakter der sechsstündigen Produktion âDie besten Jahreâ, so stellt Luchettis Film jedoch einen gelungenen Versuch zur filmischen Verarbeitung von zwei spannenden Jahrzehnten der Zeitgeschichte dar. |
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