EWIGKEIT UND EIN TAG, DIE | Mia Eioniotita Ke Mia Mera
Filmische Qualität:   
Regie: Theo Angelopoulos
Darsteller: Bruno Ganz, Isabelle Renauld, Fabrizio Bentivoglio, Achileas Skevis
Land, Jahr: Griechenland/Italien 1998
Laufzeit: 128 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 5/2008


José García
Foto: Kinowelt

Theo Angelopoulos gewann 1999 die „Goldene Palme“ in Cannes mit einem Spielfilm, der in bewusst langsamem Erzählrhythmus mehrere Zeitebenen verknüpft. „Die Ewigkeit und ein Tag“ schneidet die reale Reise des griechischen Dichters Alexander (Bruno Ganz) an seinem letzten Tag, ehe er sich in ein Krankenhaus begibt, parallel zu einer imaginären Reise in die Vergangenheit, an einen sonnendurchfluteten Sommertag dreißig Jahre zuvor. „Die Ewigkeit und ein Tag“ wechselt ständig zwischen den beiden Zeitebenen, zu denen sich sogar noch eine dritte gesellt: Der Dichter aus dem 19. Jahrhundert, dessen Werk Alexander ergänzen wollte, erscheint leibhaftig. Vorher bebildert aber Angelopoulos seine Geschichte: In Italien aufgewachsen und nach Griechenland zurückgekehrt, um ein großes Nationalepos zu schaffen, fehlte ihm der Wortschatz dazu, so dass er durch die Lande zog und „Worte kaufte“. Nicht nur die Geschichte, sondern etwa auch die Schlusseinstellung dieser Nebenhandlung erinnert an die Endsequenz in Tarkowskijs „Nostalghia“. Die Einsamkeit, die der Dichter als Fremder in der Heimat erfährt, prägt auch Alexanders Leben – auch er steht wie ein Fremder unter seinen Gästen, ja in seiner eigenen Familie.

In der Begründung der Preisjury, die Theo Angelopoulos im Jahre 2001 den „Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken“ zusprach, wird die sensible Artikulation tiefster Sinnfragen herausgestellt: „Angelopoulos bringt das verborgene Alphabet der Dinge und Landschaften zum Sprechen und stimmt den großen Wechselgesang des Menschen zwischen Drinnen und Draußen an.“ In sorgsam komponierten Bildern und langen Plansequenzen voller Poesie liefert Angelopoulos eine filmische Meditation über das Abschiednehmen. Mit einer eigenständigen filmischen Handschrift spricht der Regisseur grundlegende Fragen der menschlichen Existenz an: Indem sich Alexander über sein Leben Rechenschaft ablegt, und an seinem „letzten Tag“ eine unerwartete neue Chance erhält, bringt er den Zuschauer dazu, ebenfalls über diese wichtigen Fragen nachzudenken: über Liebe und Tod, aber auch über Streben nach einem Weiterleben, über die Sehnsucht nach der Ewigkeit.

Die fast zwei Stunden lange Bonus-DVD wartet mit umfangreichem Material auf: Unter dem Titel „Begegnung mit Theo Angelopoulos“ gibt sie ein ausführliches Interview mit Theo Angelopoulos vom Juni 2007 wieder. Darin spricht der Regisseur nicht nur über den Ursprung seines Filmes, sondern insbesondere auch über die Zusammenarbeit mit dem italienischen Drehbuchautor Tonino Guerra, der auch für Fellini und Tarkowskij arbeitete.
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