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José GarcÃa Foto: Universal Vanessa Redgrave spielte erst kürzlich in âAbbitteâ (siehe Filmarchiv) eine ältere Schriftstellerin, die mit ihrem âletzten Romanâ für eine weit in die Vergangenheit zurückreichende Verfehlung Sühne leisten möchte. Im nun anlaufenden Spielfilm von Regisseur Lajos Koltai âSpuren eines Lebensâ (âEveningâ) übernimmt die Grande Dame des britischen Kinos erneut den Part einer Frau, die sich auf dem Sterbebett über ein Versäumnis aus ihrer Jugend Rechenschaft gibt. Ann Lord (Vanessa Redgrave) liegt im Sterben, umsorgt von einer Berufskrankenschwester (Eileen Atkins), aber auch von ihren zwei unterschiedlichen Töchtern Constance (Natasha Richardson) und Nina (Toni Colette). Ann träumt von einem licht durchfluteten Sommertag und einem Segelboot, in dem eine makellos weià gekleidete junge Frau liegt. âIch hätte in das Boot steigen sollenâ, spricht Ann laut. âMit Harris.â Nina, die am Bett ihrer Mutter wacht, fragt sie: âWer ist Harris?â Weder Constance noch Nina hatten je von diesem Harris gehört, der nun eine auÃerordentlich wichtige Rolle im Leben ihrer Mutter gespielt zu haben scheint. Auf Ninas Frage, was die Erzählung ihrer Mutter zu bedeuten habe, antwortet die Krankenschwester: âDiese Menschen können real sein oder Träume. Das weià man am Ende nie so genauâ. Ann träumt indes nicht. Sie macht eine Reise in die eigene Vergangenheit, an ein Wochenende vor etwa fünfzig Jahren, als sie noch Ann Grant (Claire Danes) hieÃ, und zur Hochzeit ihrer besten Freundin aus dem College, Lila Wittenborn (Mamie Gummer), von New York nach Maine fährt. Bei den Hochzeitsvorbereitungen erfährt allerdings Ann, dass Lila nicht in ihren Zukünftigen verliebt ist, sondern in den Hausmeistersohn Harris (Patrick Wilson). Obwohl dieser Arzt geworden ist, kommt er für die feine Wittenborn-Familie nicht in Frage. Dafür verliebt sich Ann auch in ihn. Sie lehnt zwar den Heiratsantrag von Lilas Bruder Buddy (Hugh Dancy) ab, aber die Affäre mit Harris überdauert dieses eine Wochenende nicht, das mit einem tragischen Unfall jäh enden sollte. Die melodramatische Handlung und die Hochglanzbilder des prachtvollen Landsitzes könnten an die Verfilmung eines Rosamunde Pilchner-Romanes gemahnen. Regisseur Lajos Kotai, der nach âFateless â Roman eines Schicksallosenâ (siehe Filmarchiv) seine zweite Regiearbeit liefert, kann seine Ursprünge als Kameramann nicht verleugnen. Sein visuelles Konzept, die Bilder aus den 50er Jahren deutlich heller als die in der Gegenwart spielenden Szenen zu fotografieren, schafft nicht nur den gewünschten Kontrast, sondern offenbart auch einen deutlichen Hang zum Kitsch. Dass jedoch âSpuren eines Lebensâ allgemein gültige Fragen anspricht, verdankt der Film einerseits der beeindruckenden Darstellerinnenriege, andererseits auch seiner literarischen Vorlage. Bei der Darstellung der vielschichtigen Beziehungen zwischen Frauen verschiedener Generationen kann sich der Regisseur auf ein wahrlich prominentes Ensemble mit gleich zwei Mutter-Tochter-Paaren verlassen: Spielen Vanessa Redgrave und ihre Tochter Natasha Richardson Mutter und Tochter im Film, so stellt Meryl Streeps Tochter Mamie Gummer dieselbe Lila dar, die ihre Mutter in einem kurzen Auftritt mehr als vierzig Jahre später verkörpert. Aber auch die reife Schauspielleistung der jungen Ann durch Claire Danes sowie die intensive Darstellung Ninas durch Toni Collette überzeugen gleichermaÃen. âSpuren eines Lebensâ geht auf den Roman âEveningâ (deutsch: âHochzeitsnachtâ) von Susan Minot zurück, der für die groÃe Leinwand von Michael Cunningham adaptiert wurde. Wie bereits bei der Adaption seines eigenen Romans âDie Stundenâ (âThe Hoursâ) fürs Kino (âThe Hours â Von Ewigkeit zu Ewigkeitâ, siehe Filmarchiv) verflicht auch hier Cunninghams Drehbuch mehrere Zeitebenen miteinander. Durchlebt der Zuschauer in âThe Hoursâ einige Stunden im Leben mehrerer Frauen, die freilich jeweils ein ganzes Leben bedeuten, so werden in âSpuren eines Lebensâ markante Augenblicke in einem Leben miteinander verflochten. Trotz seines teilweise homoerotischen Subtextes transportiert Koltais Film eine im GroÃen und Ganzen positive Botschaft: Durch die aufopfernde Art, wie sie sich um ihre Mütter kümmert, lernt insbesondere die ruhelose Nina ihr Leben zu ordnen, und zum eigenen Kind ja sagen zu können: âEin Baby ist etwas wunderbares, ich kann es nicht einfach wegmachen lassenâ. |
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