FUCHS UND DAS MÄDCHEN, DER | Le renard et l’enfant
Filmische Qualität:   
Regie: Luc Jacquet
Darsteller: Bertille Noël-Bruno; dt. Erzählerin: Esther Schweins
Land, Jahr: Frankreich 2007
Laufzeit: 97 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2007
Auf DVD: 5/2008


José García
Foto: Kinowelt

Über die besondere Beziehung zwischen Mädchen und Pferden ist viel – auch Wissenschaftliches – geschrieben worden. Kein Wunder, sind laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung doch in der Altersklasse bis 14 Jahren fast neunzig Prozent der Reiter weiblich. Über die ganz besondere Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Fuchs berichtet nun der Filmemacher Luc Jacquet, der im Jahre 2005 mit „Die Reise der Pinguine“ eine der erfolgreichsten Dokumentationen der Filmgeschichte lieferte.

An einem Bilderbuch-Spätsommermorgen begegnet ein etwa 10-jähriges Mädchen (Bertille Noël-Bruneau) auf einer Waldlichtung einem Fuchs. Gerne würde sie wieder auf ihn treffen, aber der Fuchs lässt sich Monate lang nicht blicken. Nachdem sich das Mädchen im Winter ein Bein gebrochen hat, liest sie Bücher über Füchse, die ihren Wunsch noch verstärken, das Tier wiederzusehen.

Dies gelingt ihr allerdings erst im Frühling, nachdem das Tier allerlei Gefahren überstanden hat – etwa einem angriffslustigen Luchs entkommen ist. Der Fuchs lässt zu, dass ihm das Mädchen tief ins Innere des Waldes folgt. Zusammen erleben sie viele Abenteuer. Das Mädchen lernt, die Natur viel intensiver zu erleben. Obwohl zwischen den beiden eine außergewöhnliche Freundschaft entsteht, wird das Mädchen lernen müssen, dass sich ein wildes Tier nicht zähmen lässt.

Die poetische, streckenweise in Bild und Musik schon ins Kitschige abgleitende Geschichte besitzt einen autobiografischen Kern. Regisseur Luc Jacquet zu seinem Kindheitserlebnis: „Als Junge verbrachte ich meine Zeit damit, durch die Wälder zu laufen. Eines Tages stieß ich dann auf jenen Fuchs und 30 Jahre später macht man daraus einen Film! Alles begann mit einem sehr einfachen, starken Gefühl: das Aufeinandertreffen mit einem wilden Tier. Im Laufe der Zeit verfestigt sich diese Emotion, wird reifer und nimmt die Form eines Märchens an.“

Luc Jacquet gestaltet seinen Film „Der Fuchs und das Mädchen“ („Le renard et l’enfant“) als außergewöhnliche Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm, bei dem die Natur die dritte Hauptrolle spielt. So werden im Laufe des Filmes viele Tiere „vorgestellt“, vom Maulwurf über Marder und Wildschweine bis zum Raben. Sogar ein Braunbär gleitet einmal durchs Bild.

Die Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm gilt insbesondere auch für den Hauptdarsteller. Denn es wurde mit mehreren Füchsen mit „unterschiedlichen Temperamenten“ gedreht: Neben wilden Füchsen wurden auch „Schauspielerfüchse“ der Tiertrainer Marie-Noëlle Baroni und Pascal Tréguy eingesetzt.

Die in „Der Fuchs und das Mädchen“ abgebildete jedoch eine ideale Landschaft, die sich aus zwei verschiedenen Schauplätzen zusammensetzt. Regisseur Jacquet drehte den Film einerseits in der Gegend, wo er selbst aufgewachsen ist: im Département Ain, auf einer Hochebene nahe Nantuas’ Plateau, andererseits im Nationalpark der Abruzzen: „Es ist ein erstaunlicher Ort, eines der ältesten Naturschutzgebiete in Europa. Dort findet man noch Wölfe und Bären und die große europäische Fauna“, führt der Regisseur zu der Wahl des zweiten Drehorts aus.

Kameramann Gérard Simon wechselt häufig den Blickwinkel: Er dreht sowohl aus der Perspektive des Fuchses als auch aus der Sicht des Mädchens, setzt aber hin und wieder Schnitt-Gegenschnitt-Einstellungen zwischen den beiden. Gelegentlich zeigt er in Panorama-Bildern mit 360°-Drehungen die Schönheit der Natur.

Trotz, oder gerade wegen seines märchenhaften Charakters transportiert „Der Fuchs und das Mädchen“ eine eindeutige Botschaft, einen neuen, vom Respekt geprägten Zugang zur Natur zu entdecken.
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