MACHTLOS | Rendition
Filmische Qualität:   
Regie: Gavin Hood
Darsteller: Reese Witherspoon, Jake Gyllenhaal, Alan Arkin, Peter Sarsgaard, Meryl Streep, Omar Metwally, Igal Naor, Moa Khouas
Land, Jahr: USA / Südafrika 2007
Laufzeit: 121 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 11/2007


José García
Foto: Warner Bros.

Kaum ist Robert Redfords letzte Regiearbeit „Von Löwen und Lämmern“ (siehe Filmarchiv) im Kino angelaufen, startet ein weiterer Spielfilm, der sich mit dem Kampf der amerikanischen Regierung gegen den Terror kritisch auseinandersetzt: Gavin Hoods „Machtlos“ („Rendition“).

Nimmt Redfords Film den Kriegseinsatz zum Vorwand, um eine vielschichtige Studie über die Rolle der Politik und der Medien, aber insbesondere auch der Bildung zu liefern, so zeigt Gavin Hood in seinem Politthriller unmittelbarer auf die Wunde: „Machtlos“ thematisiert die Auswirkungen des „extraordinary rendition“ („außergewöhnliche Überstellung“) genannten Verfahrens. Dieser Begriff bezeichnet eine Methode der CIA, als Bedrohung für die nationale Sicherheit geltende Menschen illegal von einem Staat in einen anderen zu entführen, um sie dort mit in Amerika verbotenen Techniken, sprich Folter, zu verhören.

In der europäischen Öffentlichkeit wurde die „extraordinary rendition” insbesondere im Zusammenhang mit den über EU-Mitgliedstaaten erfolgten „außergewöhnlichen Überstellungen“ bekannt. Nachdem das Europäische Parlament in einer Entschließung vom 12.12.2005 die Einrichtung eines Ausschusses begrüßt hatte, kam dieser am 14.2.2007 zu dem Ergebnis, zwischen 2001 und 2005 hätten mindestens 1 245 Flüge zur geheimen Inhaftierung und möglichen Folter von CIA-Häftlingen in Europa stattgefunden. Dem „Rendition-Programm der USA und (der) Rolle Europas“ widmete darüber hinaus die Bundeszentrale für politische Bildung ihre Veröffentlichung APuZ („Aus Politik und Zeitgeschichte“) 36/2006.
Gavin Hoods Film erzählt die fiktive Geschichte des ägyptischen Ingenieurs Anwar El-Ibrahimi (Omar Metwally), der mit seiner Familie als Kind in die Vereinigten Staaten kam. Er lebt mit seiner amerikanischen Frau und seinem amerikanischen Sohn in Chicago, wo er mit „Greencard“ arbeitet. Auf dem Rückflug von einer Konferenz in Südafrika wird El-Ibrahimi beim Zwischenstopp in Washington überwältigt und in ein nordafrikanisches Land entführt.
El-Ibrahimis Frau Isabella (Reese Witherspoon) sucht verzweifelt nach ihm und wendet sich an einen ehemaligen Kommilitonen, der für einen Senator arbeitet. So kann sie wenigstens herausfinden, dass ihr Mann auf Befehl der Chefin geheimer Missionen Corinne Whitman (Meryl Streep) verschleppt wurde. Indessen wird der junge CIA-Agent Douglas Freeman (Jake Gyllenhaal) abkommandiert, im erwähnten nordafrikanischen Land dem Verhör beizuwohnen, dem Ibrahimi unterzogen wird. Douglas Freeman war auch Zeuge des Selbstmord-Attentates auf einem Marktplatz in diesem fiktiven nordafrikanischen Land, bei dem auch sein Vorgesetzter starb. Der Anschlag galt dem berüchtigten Polizeichef Abasi Fawal (Igal Naor), der nun unter Zuhilfenahme von Folter in der geheimen Haftanstalt Ibrahimi als Verdächtigen verhört.

Der Film verknüpft die unterschiedlichen Stränge mit den dazugehörigen ständigen Ortswechseln mit sicherer Hand, obwohl die Nebenhandlung der Liebesgeschichte zwischen einem islamistischen Terroristen und der Tochter des Polizeichefs etwas aufgesetzt wirkt. Die geschickte Dramaturgie erreicht ihren Höhepunkt in der Schlusssequenz, die mit ihrer Parallelmontage nicht nur besondere Spannung erzeugt, sondern auch einige Aspekte erschließt, die im Laufe des Filmes unklar geblieben waren.

Regisseur Gavin Hood gelingt es, trotz streckenweise übertriebener Action die Machtlosigkeit des Einzelnen gegen das Eingreifen der Staatsgewalt atmosphärisch dicht zu inszenieren. Obwohl „Machtlos“ ganz andere filmische Mittel als Robert Redfords „Von Löwen und Lämmern“ einsetzt, behandelt auch er ein politisch brisantes Thema.

Bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“ urteilt die Filmbewertungsstelle Wiesbaden FBW in ihrem Gutachten: „Mit diesem Film beweist Hollywood, dass es jenseits der Fähigkeit zur industriellen Produktion von Block Bustern durchaus in der Lage ist, kritische, politisch relevante Filme zu produzieren, die sich der Stilmitteln des großen Kinos bedienen, um eine möglichst breite Zuschauerzahl anzusprechen, ohne die Inhalte darüber preiszugeben“.
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