TRADE - WILLKOMMEN IN AMERIKA | Trade
Filmische Qualität:   
Regie: Marco Kreuzpaintner
Darsteller: Kevin Kline, Cesar Ramos, Alicja Bachleda, Paulina Gaitan, Kate Del Castillo, Marco Perez, Linda Emond, Zack Ward
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G+, X
im Kino: 10/2007
Auf DVD: 5/2008


José García
Foto: 20th Century Fox

Die immer besser gesicherte, aber nichtsdestoweniger genügend durchlässige Grenze, die die Vereinigten Staaten von der Flut mexikanischer illegaler Einwanderer schützen soll, steht immer wieder im Mittelpunkt von Hollywood-Filmen: behandelte Steven Soderberghs „Traffic“ (2000) den Drogenhandel im amerikanisch- mexikanischen Grenzgebiet, so prangerte Richard Linklater in seinem Spielfilm „Fast Food Nation“ (siehe Filmarchiv) die Anwerbung billiger Arbeitskräfte für die Fast Food-Industrie im Nachbarland an.

Im nun anlaufenden „Trade – Willkommen in Amerika“ geht der deutsche Regisseur Marco Kreuzpainter dem grenzüberschreitenden Menschenhandel nach. Nach Schätzungen der US-Regierung werden jährlich weltweit mehr als 800 000 Menschen über Grenzen geschmuggelt, um als Sex- oder Arbeitssklaven verkauft zu werden. Das Drehbuch zu dem Film schrieb der für „Die Reise des jungen Che“ 2005 für den Oscar nominierte Autor José Rivera auf der Grundlage eines im „New York Times Magazine“ erschienenen Artikels des Reporters Peter Landesman.

Gleich zu Beginn wird Mexiko-Stadt als idealer Ort für einen Menschenhändlerring vorgestellt: Eine lange Plansequenz zeigt ärmliche Vororte voller Menschenmassen, wo Kleinkriminelle allgegenwärtig sind. Einer von ihnen, der 17-jährige Jorge (César Ramos), hat gerade einem amerikanischen Touristen die Brieftasche geraubt. Mit der Beute schenkt er seiner Schwester Adriana (Paulina Gaitan) ein Fahrrad zu ihrem 13. Geburtstag, das ihr zum Verhängnis werden soll.

Denn, als sie am nächsten Morgen das Fahrrad heimlich ausprobieren möchte, wird Adriana von einem Auto verfolgt, in das sie von zwei Männern gezerrt wird. Im Versteck der Menschenhändler trifft Adriana auf die junge Polin Veronica (Alicja Bachleda), die mit falschen Versprechen ins Land gelockt und bereits am Flughafen von der Bande abgefangen wurde. Jorge bekommt vom „Paten“ seiner Siedlung einen Tipp, wo er seine Schwester finden kann.

Jorge nimmt die Verfolgung auf, als er beobachtet, wie seine Schwester zusammen mit anderen Mädchen und Jungen in einen LKW verladen wird. In einem bereits verlassenen Versteck trifft er auf einen Mann, der offensichtlich ebenfalls die Spur des Menschenhändlerrings verfolgt. Dieser stellt sich als texanischer Versicherungspolizist Ray (Kevin Kline) heraus, der auf der Suche nach seiner Tochter die Grenze überquert hat.

Jorge und Ray finden heraus, dass Adriana im Internet an den Meistbietenden verkauft werden soll. Zusammen machen sie sich auf die Reise von der gleißenden mexikanisch-texanischen Grenze bis zur verschneiten Ostseeküste der Vereinigten Staaten.

Der Dramaturgie eines Spielfilmes folgend konzentriert sich „Trade – Willkommen in Amerika“ auf diese vier Figuren: Adriana und Veronica stehen für unzählige Menschen, die Jahr für Jahr in die Hand derartiger Menschenhändler fallen. Jorge und Ray für Menschen, die alles riskieren, um die Frauen zu retten.

Ähnlich „Blood Diamond“ (siehe Filmarchiv) wird in „Trade– Willkommen in Amerika“ ein ernstes Thema mit Hollywood-typischen Elementen vermischt. Regisseur Marco Kreuzpainter inszeniert seinen Film als einen Thriller, der beim Zuschauer Spannung erzeugt. Darin mag man die Handschrift von Roland Emmerich erkennen: Der bekannte deutsche Filmregisseur im Dienste Hollywoods hat „Trade– Willkommen in Amerika“ mitproduziert und engagierte den Regisseur, der zusammen mit seinem Kameramann Daniel Gottschalk und seinem Cutter Hansjörg Weißbrich nach Amerika reiste, um den Film an Originalschauplätzen zu drehen.

Wie bereits in „Blood Diamond“ stimmt die Mischung aus bewegender Story und Action-Film, weil das ernste Sujet immer präsent bleibt. Der Film „darf als ausgesprochen gelungen bewertet werden“, urteilte die Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikates „besonders wertvoll“.

„Trade – Willkommen in Amerika“ wurde mit dem „Bernhard Wicki Filmpreis Die Brücke – Der Friedenspreis des Deutschen Films“ 2007 ausgezeichnet. Der Preis, der 2005 an Marc Rothemunds „Sophie Scholl - Die letzten Tage“ und 2006 an „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck verliehen wurde, würdigt Filmschaffende, die „in ihren Werken für Werte wie Humanität, Toleranz und Aufklärung eintreten“.
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