|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Buena Vista International Die Geschichte des Animationsfilms ist mit dem Namen âPixarâ untrennbar verbunden. Seitdem der erste Pixar-Langfilm âToy Storyâ (1995) auf die groÃe Leinwand kam, stellt jeder neue Film aus dem mittlerweile zum Disney-Konzern gehörenden Animationsstudio einen Meilenstein in der Geschichte der im Computer erstellten Spielfilme dar. Die ganz besondere Qualität der Pixar-Filme liegt jedoch nicht allein in der hervorragenden Animation â diese erreichen mittlerweile ebenfalls auch die Filmwerke anderer Studios, zuletzt etwa âKönige der Wellenâ (siehe Filmarchiv). Das Besondere an den Pixar-Filmen liegt in der Verknüpfung dieser unübertroffenen Animation mit fein ausgearbeiteten Charakteren und mit einem überaus anspruchsvollen Drehbuch. Gerade darin konnte freilich beim letzten Pixar-Film âCarsâ (siehe Filmarchiv) eine gewisse Schwäche festgestellt werden: Das Drehbuch nahm sich vorhersehbarer, die Figuren klischeebeladener als in den früheren Filmen des Studios aus. Deshalb wurde der nunmehr achte Langspielfilm aus der Pixar-Animationsschmiede mit um so gröÃerer Spannung erwartet. Kann er bezüglich Originalität und Figurenzeichnung an die früheren Erfolge âDie Monster AGâ, âFindet Nemoâ und âDie Unglaublichenâ anschlieÃen? Brad Bird, der 1999 mit âDer Gigant aus dem Allâ (âThe Iron Giantâ) sein Spielfilmdebüt gab, und nach seinem Wechsel zu Pixar für âDie Unglaublichenâ (âThe Incrediblesâ, 2004) das Drehbuch schrieb und Regie führte, zeichnet in der Doppelfunktion als Drehbuchautor und Regisseur für âRatatouilleâ verantwortlich. Für das Drehbuch von âRatatouilleâ ist der 50-jährige Autor ein immens hohes Risiko eingegangen. Denn der Held des Filmes ist die Ratte Remy, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ein groÃer Koch zu werden. Wenn es zwei Begriffe gibt, die kaum zusammenzubringen sind, dann Ratte und Küche. Dieser âWiderspruch in sichâ gelingt Brad Bird in âRatatouillleâ (bereits der âratte-tuu-iiâ ausgesprochene Titel stellt eine Anspielung auf dieses Oxymoron dar) indes vorzüglich. Der kleine Remy ist allerdings eine ganz besondere Ratte. Nicht nur sein flauschiges grau-blaues Fell, seine rosigen Ohren und seine ausdruckstarken Augen geben ihm ein äuÃerst liebenswürdiges Aussehen. Remy verabscheut darüber hinaus die Essensreste und Kompostabfälle, mit denen sich seine Artgenossen zufrieden geben. Er sucht lieber nach guten Zutaten, mit denen er nach seinem groÃen Vorbild, dem Star-Koch Gusteau, Geschmacksvariationen kreieren kann. Als das Schicksal Remy nach Paris verschlägt, sorgt der inzwischen verstorbene und als âguter Geistâ erscheinende Meisterkoch Auguste Gusteau selbst dafür, dass Remy vor dessen ehemaligen Restaurant âGusteausâ landet. In der Küche des Gourmettempels schlieÃt Remy mit dem Küchenjungen Linguini Freundschaft. Das ungleiche Gespann muss natürlich einige Hindernisse aus dem Weg räumen, ehe sich die beiden der gröÃten Herausforderung stellen können: Den Restaurantkritiker-Papst Anton Ego von der hohen Qualität von âGusteausâ auch nach dem Tod des Restaurantgründers zu überzeugen. Mit âRatatouilleâ stellt Pixar erneut einen neuen Animationsstandard. Davon zeugen sowohl die Panoramabilder aus Paris, in denen der Beiname âDie Stadt des Lichtsâ geradezu fotorealistisch zum Ausdruck kommt, als auch die auch noch so winzigen Details, etwa das Fabriksignet auf einer Espresso-Untertasse. Die Grenze zwischen computergenerierten und echten Bildern wird so flieÃend, dass sich der Zuschauer teilweise fragt, ob die Filmermacher nicht doch hie und da ein echtes Bild unter die Animationsbilder âhineingeschmuggeltâ haben. Noch erstaunlicher als die Qualität dieser Bilder ist jedoch der Umstand, dass der Film in solchen Bildern keineswegs schwelgt, dass er dieses Können nicht demonstrativ zur Schau stellt. Erneut stellt Pixar unter Beweis, dass im Animationsfilm technische Perfektion kein Selbstzweck sein sollte. Sie dient lediglich als Folie, auf der die Geschichte und ihre Figuren entfaltet und vertieft werden. Brad Bird erschafft komplexe, bis in die Nebenfiguren mit allen Nuancen gezeichnete Figuren, die universelle Themen ansprechen: Familie, Freundschaft und Liebe sowie die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Das Drehbuch, das durch die gelungene Action und die Situationskomik zwar auch Kinder ansprechen kann, wendet sich aber eher an Erwachsene, wie etwa die satirische Nebenhandlung mit dem Egomanen Restaurantkritiker zeigt. Erlesene Zutaten für ein wahrlich gelungenes Gourmetgericht. Wieder einmal definiert Pixar den Animationsfilm neu. |
||||||||||||||||||||
|