EVAN ALLMÄCHTIG | Evan Almighty
Filmische Qualität:   
Regie: Tom Shadyac
Darsteller: Steve Carell, Morgan Freeman, Lauren Graham, John Goodman, Wanda Sykes, John Michael Higgins, Jonah Hill, Jimmy Bennett
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 95 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2007
Auf DVD: 12/2007


José García
Foto: UIP

Im Hollywood-Film „Bruce Allmächtig“ („Bruce Almighty“, siehe Filmarchiv) begegnete Gott im Straßenanzug (dargestellt von Morgan Freeman) TV-Reporter Bruce Nolan (Jim Carrey), um ihm eine Lektion zu erteilen. Hinter einer zwar albernen Fassade erwies sich „Bruce Allmächtig“ jedoch als eine nachgerade moralische Erzählung mit erstaunlich tiefgründigen Ansichten, etwa über den Sinn des Betens und den Zusammenhang zwischen Gnade und freiem Willen.

Weil „Bruce Allmächtig“ bei 81 Millionen Dollar Produktionskosten weltweit mehr als 484 Millionen Dollar einnehmen konnte, kann man Produzent/Regisseur Tom Shadyac kaum verdenken, dass er nun eine Art Fortsetzung gedreht hat. „Evan Allmächtig“ („Evan Almighty“) erzählt eine moderne Version des Baus der Arche Noah.

TV-Nachrichtensprecher Evan Baxter (Steve Carell), der in „Bruce Allmächtig“ bereits eine Nebenrolle spielte, steht nun im Mittelpunkt von „Evan Allmächtig“. Gerade in den Kongress gewählt, zieht er zusammen mit seiner Frau Joan (Lauren Graham) und seinen drei Söhnen (genauso wie Noah!) in ein prunkvolles Haus der fiktionalen Neubausiedlung Huntsville/Virginia. Vor dem Schlafengehen nach diesem ersten Tag im neuen Lebensabschnitt kniet sich Evan hin und betet, wobei er zunächst einmal dankt – ein für einen Hollywoodfilm schon bemerkenswertes Detail.

Dem Dank folgt allerdings auch die Bitte Evans an Gott, er möge ihm bei seinem Wahlversprechen helfen, die Welt zu verändern. Den Beweis, dass sein Gebet erhört wurde, sieht Evan darin, dass er gleich am ersten Arbeitstag im Kongress von dessen mächtigsten Mitglied, dem Abgeordneten Long (John Goodman), zur Mitarbeit an einem wichtigen Gesetzentwurf eingeladen wird. Allerdings heißt dies auch, dass Evan für diese Karrierechance noch weniger Zeit seiner Familie widmen kann – ein Topos in US-amerikanischen Familienfilmen.

Evans Zukunft kommt freilich anders. Es beginnt damit, dass sein Wecker auf 6:14 Uhr stehen bleibt – ein Hinweis auf Gen 6,14: „Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus, und dichte sie innen und außen mit Pech ab!“

Eines Morgens entdeckt er zudem eine Fuhre Balken vor seinem Anwesen. Klar, dass Evan die Holzlieferung zunächst nicht mit seinem Gebet in Zusammenhang stellt, sondern an eine Verwechslung denkt. Dass ihm allerlei Tiere in Pärchen begegnen, ja ihm offensichtlich folgen, stellt ihn zwar vor peinliche Situationen, etwa gegenüber dem gewichtigen Kongressabgeordneten Long, der den Neuling gerne unter seine Fittiche nehmen möchte. Aber erst als ihn ein Fremder in gleißend weißem Anzug (Morgan Freeman) besucht, der sich als Gott ausgibt, eskaliert die Situation. Denn der Fremde trägt Evan auf, eine Arche zu bauen, die Familie und Freunden Schutz vor einer drohenden großen Flut bieten soll.

Mit einem Budget von 175 Millionen Dollar ist der Film von Regisseur Tom Shadyac und dem Autorentrio Steve Oedekerk, Joel Cohen und Alec Sokolov die teuerste Komödie aller Zeiten geworden, wobei die meisten Produktionskosten auf die computergenerierten Spezialeffekte entfallen. „Wir präsentieren in ‚Evan’ die größte Anzahl von Tieren in der Kinogeschichte“, sagt dazu Regisseur Shadyac.

Eine Komödie sollte jedoch nicht von teuren Effekten, sondern vom Witz getragen werden. Leider verlassen sich dabei die Filmemacher auf eine mehrfach wiederholte Situationskomik, die sich dadurch schnell abnutzt. Plattheiten richten die hohe Kunst des Slapsticks zugrunde. Auch die penetrante ökologisch korrekte Botschaft des Filmes wird im Laufe der Zeit mehr als aufdringlich.

Leider, denn trotz allen Klamauks ist Morgan Freemans Gott ein respektvoll gezeichneter Charakter. Das Gespräch zwischen ihm und Evans Frau Jean stellt darüber hinaus einen Höhepunkt von „Evan Allmächtig“ dar. Außerdem spricht Shadyacs neuer Spielfilm wie schon „Bruce Allmächtig“ durchaus ernste Fragen an, von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zur Berufung: „Warum gerade ich?“, fragt sich etwa Evan, als er von Gottes Auftrag erfährt.
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