SKETCHES OF FRANK GEHRY | Sketches of Frank Gehry
Filmische Qualität:   
Regie: Sydney Pollack
Darsteller: (Mitwirkende): Frank O. Gehry, Sydney Pollack, Philip Johnson, Sir Bob Geldof, Barry Diller, Michael Eisner, Dennis Hopper
Land, Jahr: USA 2005
Laufzeit: 83 Minuten
Genre: Dokumentation
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 7/2007


José García
Foto: Kinowelt

Die Teilnahme „außer Konkurrenz“ eines Dokumentarfilms über den Architekten Frank Gehry an den Filmfestspielen Cannes 2006 stellt eine Neuigkeit dar. Denn Dokumentarfilme über bildende Künstler werden bevorzugt in einem anderen Medium veröffentlicht: Eine DVD bietet nicht nur Platz für einen allgemeinen (Dokumentar-)Film, sondern darüber hinaus auch für weitere, kürzere Dokumentationen, die spezielle Aspekte des jeweiligen Kunstschaffens beleuchten können. Auf DVD ediert etwa seit einem Jahr der Kultur-Fernsehsender „Arte“ in Zusammenarbeit mit „absolut Medien“ eine Reihe Dokumentationen über bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts.

„Sketches of Frank Gehry“ ist darüber hinaus der erste Dokumentarfilm von Sydney Pollack, der mit Spielfilmen wie „Die drei Tage des Condor“, „Tootsie“ und „Jenseits von Afrika“ seit Anfang der siebziger Jahre zu den profiliertesten Regisseuren Hollywoods gehört.
Mit einer DV-Handkamera und einer großen Portion Bewunderung begleitet Pollack über fünf Jahre hinweg seinen langjährigen Freund Frank Gehry, schaut ihm über die Schulter bei der Arbeit, nimmt an Arbeitssitzungen teil, fährt mit ihm zu den Schauplätzen seiner Erfolge ... So sieht der Zuschauer zunächst einmal Gehrys titelgebende Skizzen in Großaufnahme. Es handelt sich um Zeichnungen, aus denen der Architekt seine Entwürfe entwickelt. Anhand der Arbeit Gehrys und seiner Mitarbeiter an Modellen zeichnet der Film den kreativen Prozess nach. Zum kreativen Prozess, der inzwischen größtenteils am Computer und in einem Team von 140 Mitarbeitern entwickelt wird, befragt der Regisseur die Gehry-Geschäftspartner Craig Webb und Edwin Chan. Aber Sydney Pollack interviewt auch Architekten wie den im Jahre 2005 gestorbenen Doyen der US-amerikanischen Architektur Philip Johnson, vor allem aber Künstler wie Chuck Arnoldi und Ed Ruscha, Schauspieler und Kunstsammler Dennis Hopper sowie Künstler und Filmregisseur Julian Schnabel.
Da sie auf dem Bereich der Architektur – wie der Regisseur selbst – Laien sind, betonen die Gesprächspartner eher das Künstlerische an der Arbeit Frank Gehrys, zeichnen sich Gehrys Arbeiten von jeher durch ihre skulpturellen Eigenschaften aus.

Mit hervorragenden Aufnahmen der verschiedenen Bauten Gehrys gibt „Sketches of Frank Gehry“ einen Überblick über das Schaffen des 1929 geborenen und in Kalifornien lebenden Architekten, angefangen bei den Bauten, die der Stararchitekt in den Jahren 1979-1989 in Kalifornien errichtete. Einen besonderen Raum widmet die Dokumentation einem Projekt, das für Gehrys Karriere entscheidend wurde: Das Vitra Design Museum trug dem Architekten 1989 den Pritzker-Preis ein.

Danach folgt das Guggenheim-Museum in Bilbao, von dem Julian Schnabel sagt: „Das Museum Bilbao hat ägyptische Maßstäbe. Man geht hinein wie in die Königsgräber von Luxor.“ Das Guggenheim Museum machte Frank Gehry zum populärsten Architekten der Gegenwart. Das Guggenheim Bilbao verdeutlicht allerdings bei aller Meisterschaft den Zwiespalt im Oeuvre Frank Gehrys.

Zwar gilt der gigantische Bau aus Titan, Glas und Kalkstein als ein herausragendes Beispiel avantgardistischer Architektur des späten 20. Jahrhunderts. Dass aber für viele Besucher die im Museum ausgestellte Kunst eher nebensächlich wird, dass sich der dekonstruktivistische Koloss als Kunstwerk selbst genügt, veranschaulicht die Zerrissenheit im Werk Gehrys.
Hier setzt denn auch der einzige Kritiker an, den Sydney Pollack zu Wort kommen lässt: Hal Foster, Architekturprofessor aus Princeton, spricht von diesem Zwiespalt, hält die Arbeit Gehrys für selbstreferenziell, und bezeichnet dessen Werke als „Logo-tektur“. Fosters Aussage bleibt freilich die einzige negative Stimme im Konzert der Lobeshymnen auf den Architekten Frank Gehry.

Zu schnell huschen dann weitere gebaute Werke des Architekten über die Leinwand, etwa die DG Bank in Berlin (2001) oder die Disney Concert Hall in Los Angeles (2003). Sydney Pollack sucht keine kritische Auseinandersetzung mit dem Stararchitekten. Allerdings liefert er einen schön anzusehenden Film mit teils betörenden Bildern über seinen langjährigen Freund.

„Sketches of Frank Gehry“ ist übrigens nicht der einzige Dokumentarfilm über einen bildenden Künstler, der zurzeit seinen Auftritt auf der großen Leinwand erlebt. Auch der kleinere Filmverleih „FilmKinoText“ bringt ab Juli vier Künstler-Dokumentarfilme ins Kino.

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