SPIDER-MAN 3 | Spider-Man 3
Filmische Qualität:   
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, James Franco, Rosemary Harris, J.K. Simmons, Thomas Haden Church, Topher Grace, Bryce Dallas Howard, Daniel Gillies, Ted Raimi, Adrian Lester
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 139 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 5/2007
Auf DVD: 9/2007


José García
Foto: Sony Pictures

Im Vorsommer 2007 produziert Hollywood lauter „dritte Teile“, die je zweite Fortsetzung von Spielfilmen, welche die Kinokassen ganz schön zum Klingen brachten. Den Anfang besorgt die Verfilmung eines Comics, dessen zwei erste Filmfassungen („Spider Man“ 2002, siehe Filmarchiv; „Spider Man 2“ 2004, siehe Filmarchiv) nicht nur kommerziell (weltweites Einspielergebnis: 1,6 Milliarden Dollar), sondern auch filmisch als die gelungenste Comic-Verfilmung überhaupt gelten darf.

Denn mit seiner Verfilmung des 40jährigen, aus dem Hause Marvel stammenden Comics „Spider-Man“ von Stan Lee und Steve Ditko war im Jahre 2002 Regisseur Sam Raimi gelungen, den Kern der Vorlage inhaltlich wie visuell einzufangen. So gab der Spielfilm etwa die ruckartigen, aber superschnellen, „spinnenartigen“ Bewegungen Spider-Mans dem Comic besonders getreu wieder.

Die Verbindung von formeller Brillanz und inhaltlicher Charakterentwicklung, die im ersten „Spider Man“-Film nicht ganz geglückt war, erwies sich indes als die große Stärke des Drehbuchs von Alvin Sargent in „Spider Man 2“. Trotz aller Rasanz der Actionszenen lag der Schwerpunkt des zweiten Spider Man-Filmes eindeutig auf dem inneren Konflikt, mit dem Peter Parker in seinem Doppelleben fertig werden soll. Gerade dieses Hin- und Hergerissensein zwischen den hohen Aufgaben eines Helden und dem Wunsch nach Normalität macht Spider Man zu dem liebenswertesten unter den Comic-Heroen.

Der Vorspann zu „Spider Man 3“ kündigt bereits den zentralen Konflikt im dritten Film an: Obwohl darin einige Szenen aus den ersten zwei Comicverfilmungen eingebaut werden, ist der Vorspann vorwiegend in düstere Farben eingetaucht, die das spätere schwarze Kostüm Spider Mans vorwegnehmen.

Zunächst setzt jedoch der dritte Spider Man-Film dort ein, wo der zweite aufgehört hatte, bei einem glücklichen Peter Parker (Tobey Maguire), der seine Stellung als Klassenprimus am College genießt, und der seiner Freundin Mary Jane (Kirsten Dunst) einen Heiratsantrag machen will. Aber auch als „Spider Man“ erfreut er sich zunehmender Popularität.

Erste Probleme tauchen allerdings in der Person seines alten Freundes Harvey Osborn (James Franco) auf, der Peter die Schuld am Tod seines Vaters gibt. Harry verliert aber nach einem mit berauschenden Kamerafahrten gefilmten Kampf mit Spider-Man sein Kurzzeitgedächtnis und erkennt in Peter nur noch den Freund. Es lauern freilich weitere Gefahren: Ein aus dem Weltraum gefallener Symbiont ergreift Gewalt von Peters Körper, und macht ihn zur schwarzgewandeten Spinne. Darüber hinaus bricht der Mörder seines Onkels Ben aus dem Gefängnis aus und wird in einen „Sandman“ (Thomas Haden Church) verwandelt. Aber auch im Privaten ziehen dunkle Wolken auf: Peters blonde Kommilitonin Gwen Stacy (Bryce Dallas Howard) macht dem Helden schöne Augen, worauf Peters Freundin Mary Jane eifersüchtig wird. Zu der Eifersucht kommt noch der berufliche Rückschlag hinzu: Mary Jane verliert ihre Rolle im Musical „Manhattan Memories“ und sucht Trost bei Harry.

„Spider Man 3“ bietet also genügenden Filmstoff für die 140 Minuten Filmlänge. Dass die Spezialeffekte noch rasanter, noch waghalsiger als in den ersten zwei Filmen ausfallen, versteht sich fast von selbst. Ob es sich um 360 Grad-Kamerafahrten oder um die Flüge über den Dächern von New York oder aber um Naheinstellungen, bei denen die Texturen der verschiedenen Stoffe sichtbar werden, die Spezialeffekte kommen an die Grenze dessen, was zurzeit machbar erscheint.

Trotz solch spektakulärer Action besitzt das von Sam und seinem Bruder Ivan Raimi sowie Alvin Sargent entwickelte Drehbuch genug Humor, genug bis an die Grenze des Schnulzigen gehende Romantik, und vor allem genug dramatische Konflikte, damit die Handlung von den fulminanten Spezialeffekten nicht erdrückt wird.

Diese dramatischen Wendungen vermitteln unter der Oberfläche eines verfilmten Comics dem vorwiegend jugendlichen Publikum eine überaus positive Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger. So sind die Aussagen von Peters Tante May (Rosemary Harris) über ihre Ehe genauso bemerkenswert wie über Rache und Vergebung: „An uns liegt es nicht zu entscheiden, wann jemand sterben soll. Rache verwandelt uns in etwas Hässliches“. Dazu Sam Raimi: „Beim Höhepunkt des Films muss Peter seinen Stolz beiseite räumen. Er muss sein Verlangen nach Rache unterdrücken. Er muss lernen, was Vergebung bedeutet.“

So steht in der neuen Comic-Verfilmung nicht so sehr der Kampf gegen irgendwelche Bösewichte im Mittelpunkt, sondern die Auseinandersetzung mit den eigenen schlechten Neigungen. Denn – so das Fazit von „Spider Man 3“ – „unsere Entscheidungen machen aus uns, was wir sind. Und wir können uns immer für das Richtige entscheiden.“
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren