|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Kool Filmdistribution Mitunter erlangt der so genannte Ehren-Oscar (âHonorary Awardâ) den Charakter einer Auszeichnung âfür das Lebenswerkâ im wortwörtlichen Sinn. So etwa im Jahre 1993, als der italienische Regisseur Federico Fellini ein halbes Jahr vor seinem Tod mit dem Ehrenoscar ausgezeichnet wurde. Oder auch 2006. Letztes Jahr erhielt den Oscar âfür sein Lebenswerkâ der 81-jährige Regisseur Robert Altman, der in der Kategorie âBeste Regieâ fünfmal nominiert worden, aber stets leer ausgegangen war. Altman starb im November 2006. Sein letzter Film âA Prairie Home Companionâ nahm zwar am Wettbewerb der Berlinale 2006 teil, startet aber erst jetzt mit dem Titel âRobert Altmanâs Last Radio Showâ im regulären deutschen Kinoprogramm. Wie so mancher Altman-Film von âMASHâ (1970) über âShort Cutsâ (1993) und âKansas Cityâ (1976) bis âGosford Parkâ (2001) ist auch âRobert Altmanâs Last Radio Showâ ein Ensemblefilm, ein bunter Reigen unterschiedlicher Figuren. Diese Charaktere entstammen gröÃtenteils der realen gleichnamigen Radiosendung âA Prairie Home Companionâ (Premiere 1974), die seit ihrer Radio-Erstausstrahlung im Jahre 1980 in den Vereinigten Staaten ein Millionenpublikum anzieht. Garrison Keillor, Begründer und Moderator der Radiosendung, schrieb das Drehbuch zum Altman-Film und übernahm gleich die Hauptrolle als âGKâ. Der Spielfilm folgt im Prinzip dem Format der zweistündigen wöchentlichen Show, die vom Fitzgerald Theater von St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota aus live ausgestrahlt wird. So erlebt der Zuschauer einen Teil der Show auf der Leinwand: Musik, Gesang oder auch eine Reihe grotesker erfundener Werbespots, die GK zum Besten gibt. âRobert Altmanâs Last Radio Showâ ist allerdings mehr als eine verfilmte Radiosendung. Drehbuchautor Keillor entwickelte eine eigene dramaturgische Handlung: Nach dreiÃig Jahren soll die beliebte Sendung eingestellt werden, weil sie unrentabel geworden ist. Das Theater, wo die Show stattfindet, soll an eine Investorengruppe verkauft werden, die es abreiÃen will, um dort ein Parkhaus zu bauen. Zusammen mit dem Sicherheitsmann Guy Noir (Kevin Kline), der nicht nur durch seinen Namen an die Film-Noir-Detektive der vierziger Jahre angelehnt ist, schlendert die Kamera durch die Garderoben und schaut den Vorbereitungen zu. So lernt der Zuschauer nicht nur den Moderator GK kennen, sondern auch die in die Jahre gekommenen, aber immer noch exzellent singenden Schwestern Yolanda (Meryl Streep) und Rhonda Johnson (Lily Tomlin), die diesmal von Yolandas Tochter Lola (Lindsay Lohan) begleitet werden sollen, sowie die alten Cowboys Dusty (Woody Harrelson) und Lefty (John C. Reilly), die ebenfalls singen, aber vornehmlich Zoten reiÃen. Detektiv Guy Noir soll sich um den Abgesandten der Investorengruppe Axeman (Tommy Lee Jones) kümmern, wird aber immer wieder von einer mysteriösen blonden âFemme fataleâ in weiÃem Trenchcoat (Virginia Madsen) abgelenkt, die sich als Todesengel erweist. âRobert Altmanâs Last Radio Showâ lebt indes nicht von seiner Handlung, sondern von seinen skurrilen Charakteren und von einer trotz des eher zerflieÃenden Erzählduktus eines Ensemblefilmes so doch dichten Atmosphäre sowie von der Wärme seiner Farbgebung. Und natürlich von der wunderbar leichten Musik. Weil nicht nur die Axt des Vollstreckers in der Luft liegt, sondern auch die Anwesenheit des Todesengels an das heranrückende Ende erinnert, ist âRobert Altmanâs Last Radio Showâ ein Abschiedsfilm. Ein nostalgischer Abschied von einer Zeit der amerikanischen Populärkulturgeschichte, aber auch ein versöhnlicher Abschied des Regisseurs. Gerade aber die Tatsache, dass es sich um ein sehr amerikanisches Thema handelt, erschwert freilich den Zugang für den europäischen Zuschauer. Denn der Amerikaner, dem die Prairie Home Companion-Show vertraut ist, nimmt Altmans Film zwangsläufig ganz anders wahr als der Europäer, der die Radiosendung nicht kennt, und deshalb die Folie nicht besitzt, die sich als Resonanzboden für âRobert Altmanâs Last Radio Showâ ausnimmt. Dies mag auch erklären, warum der letzte, mit Stars nur so gespickte Spielfilm von Robert Altman mit einjähriger Verspätung ins deutsche Kino kommt. |
||||||||||||||||||||
|