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José GarcÃa Foto: universum film ![]() In ihrer neuen Arbeit âNach der Hochzeitâ (âEfter Brylluppet / After the Weddingâ) verfilmt Susanne Bier erneut ein Drehbuch von Anders Thomas Jensen. Wie in den meisten seiner Drehbücher entwirft der dänische Autor erneut vom Schicksal gezeichnete Figuren auf der Suche nach Erlösung von der eigenen Vergangenheit. Charaktere, die sich von den klischeebeladenen Abziehbildern des Hollywood-Kinos wohltuend abheben, die vielmehr an die Romanfiguren eines Dostojewski erinnern. Im Mittelpunkt von âNach der Hochzeitâ steht Jacob (Mads Mikkelsen), der seit zwei Jahrzehnten in Indien lebt, wo er ein Waisenhaus leitet. Als ein reicher dänischer Geschäftsmann der wohltätigen Einrichtung eine groÃzügige Spende in Aussicht stellt, knüpft er sie an eine Bedingung: Jacob muss den Spendenvertrag in Dänemark persönlich unterschreiben. So lernt der widerwillig in sein Heimatland reisende Jacob den Selfmademan Jørgen (Rolf LassgÃ¥rd) kennen, der sich allerdings nicht sonderlich bemüht, die Angelegenheit schnell unter Dach und Fach zu bringen. Stattdessen lädt er Jacob zur Hochzeit seiner Tochter Anna (Stine Fischer Christensen) ein. Kaum betritt Jacob die kleine Kapelle, in der die Hochzeit bereits begonnen hat, trifft ihn der verblüffte Blick von Annas Mutter, Jørgens Frau Helene (Sidse Babett Knudsen). Das Wiedersehen mit seiner Jugendliebe Helene bleibt indes nicht die einzige Ãberraschung für Jacob auf der Hochzeit. Denn dort erfährt er auch, dass Jørgen gar nicht Annas leiblicher Vater ist âdie ihn zunächst beschleichende Vorahnung wird zur Gewissheit: Anna ist seine Tochter, denn als ihn Helene in Indien verlieÃ, war sie mit ihr schwanger. Jacob wird mit sich widersprechenden Gefühlen konfrontiert. Eines will er auf jeden Fall klären: Hat Jørgen dies alles womöglich bewusst inszeniert? Und wozu? Nach dem in warmen Farben und Panoramablicken fotografierten Prolog in Indien kehrt Susanne Bier im Hauptteil ihres Filmes zu denselben Stilmitteln zurück, die sie bereits in âBrothersâ eingesetzt hatte. Das visuelle Konzept mit der Handkamera und den GroÃaufnahme der Figuren, die eine emotionale Nähe zu ihnen schafft, setzt deren Konflikte in Bilder um. Die zurückhaltende Filmmusik unterstreicht die intensiven Gefühle dieser Menschen aus Fleisch und Blut. Arbeitet das Drehbuch die Charaktere fein heraus, so steht die Inszenierung Susanne Biers ganz im Dienst der Darstellung. Dadurch wird die Katharsis, die diese Menschen vollführen, mit groÃer Intensität deutlich. Die hervorragende Schauspielkunst der drei Hauptakteure, allen voran von Mads Mikkelsen, der hier an seine auÃergewöhnliche Schauspielleistung in âAdams Ãpfelâ (siehe Filmarchiv) anknüpfen kann, verleiht âNach der Hochzeitâ eine selten gesehene Glaubwürdigkeit. Aber auch Rolf LassgÃ¥rd gelingt es als Jørgen, ohne jegliche Melodramatik eine emotionale Tiefe offen zu legen, die der Zuschauer dem herrischen Geschäftsmann anfangs kaum zugetraut hätte. Wie bereits in den Filmen, bei denen Anders Thomas Jensen selbst Regie geführt hat (vor allem âFlickering Lightsâ 2000 und dem bereits erwähnten âAdams Ãpfelâ), gelingt es dem Gespann Bier-Jensen mit kräftiger Unterstützung des Kameramannes Morten Søborg, allgemein gültige menschliche Fragen aufzuwerfen: Wie der Mensch eine belastende Vergangenheit bewältigen, wie er von der Schuld erlöst werden kann, um ein neues Leben zu beginnen. Regisseurin Susanne Bier schafft es mit scheinbarer Leichtigkeit und entlässt den Zuschauer mit erneuerter Hoffnung. Durch seine gelungene Verknüpfung von formaler Brillanz und existentiellen Fragen erweist sich âNach der Hochzeitâ als vollendete Filmkunst. âNach der Hochzeitâ ist für den diesjährigen Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert, so dass er u.a. gegen den deutschen Film âDas Leben der Anderenâ von Florian Henckel von Donnersmarck antritt. |
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