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JOSà GARCÃA Foto: Warner Bros. Die langen Ferien sind zu Ende. Ein Jahr nach dem Kinostart der Verfilmung von âHarry Potter und der Stein der Weisenâ, dem ersten Band mit den Abenteuern des von Erfolgsautorin J.K. Rowling erfundenen Zauberlehrlings, beginnt nun für Harry und seine Freunde Ron und Hermine das zweite Schuljahr in der Zaubereischule Hogwarts. Die Verfilmung des ersten Bandes litt â trotz der alles in allem geglückten Umsetzung des Romans â daran, dass der Film vom Höhepunkt zum Höhepunkt sprang, ohne eine durchgängige Story aufzubauen. Dies lag daran, dass in diesem ersten Film zunächst einmal die Welt des Harry Potter und die Schule Hogwarts mit ihren unterschiedlichen Figuren vorgestellt werden musste. Im zweiten Film âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ ist dies nun nicht mehr erforderlich; der Film kann sich seiner eigentlichen Story widmen: Jene Gefahr zu bannen, die von der wieder geöffneten Kammer des Schreckens für die Schüler in Hogwarts ausgeht. Auch wenn er sich noch immer zu viel Zeit lässt, um in die eigentliche Geschichte einzuführen â die ersten dreiÃig bis vierzig Minuten nehmen sich wie eine Art Remake der Exposition im ersten Film aus â, besitzt âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ eine einheitliche Handlung, weshalb er runder wirkt als die letztjährige Verfilmung. âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ fällt atmosphärisch düsterer aus als die erste Filmadaption. Obwohl einige Szenen, etwa der Angriff der Spinnen in der so genannten Netzkuppel oder Harrys Kampf gegen den Basilisken, nach der Rüge der âFreiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaftâ (FSK) entschärft wurden, sind sie nach wie vor so gruselig, dass die nun doch erfolgte FSK-Altersfreigabe ab 6 Jahren fragwürdig erscheint. Zum dunklen Ambiente kontrastieren allerdings die farbenfrohen Kostüme des neuen Professors für âVerteidigung gegen die dunklen Künsteâ Gilderoy Lockhart. Wie Kenneth Branagh die Figur des extravaganten und narzisstischen Lockhart mit Leben füllt, darf als der gröÃte Gewinn von âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ angesehen werden. Branagh, bekannt durch seine mit vielen Preisen überschütteten Shakespeare-Verfilmungen âHeinrich V.â, âViel Lärm um nichtsâ, âHamletâ und âVerlorene Liebesmühââ, stiehlt allen anderen Darstellern die Schau. Wunderbar komisch wirkt etwa die Szene, als Professor Lockhart den Klassenraum betritt, in dem ein lebensgroÃes Ãlbild hängt: Das Gemälde stellt ihn selbst dar, wie er ein Selbstporträt malt, wodurch er also gleichzeitig dreimal auf der Leinwand zu sehen ist. Kenneth Branagh setzt die Eitelkeit des Hochstaplers glaubwürdig um. Wie schon im ersten Harry-Potter-Film trägt auch in der zweiten Adaption die unaufdringliche Musik John Williams, die das Harry-Potter-Thema aus dem ersten Film aufgreift und weiterentwickelt, wesentlich zum Gesamteindruck bei. Aber auch der Soundtrack wirkt düsterer als die Filmmusik des ersten Teils. Im Zusammenhang mit dem ebenfalls von John Williams für den letzten Steven-Spielberg-Film âMinority Reportâ komponierten Soundtrack wurde von âSchwarzweiÃ-Musikâ gesprochen â diese Bezeichnung trifft ebenfalls für âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ zu. Die Filmadaption des zweiten Harry-Potter-Bandes entwickelt die Themen fort, die im ersten Buch beziehungsweise Film im Vordergrund standen: Freundschaft und Selbstfindung. Wie schon in âHarry Potter und der Stein der Weisenâ steht über der zweiten Filmadaption ein Spruch des betagten Schulleiters Albus Dumbledore, dargestellt vom Ende Oktober verstorbenen Schauspieler Richard Harris: âWir definieren uns nicht durch unsere Fähigkeiten, sondern durch unsere Entscheidungen.â Bis in die Diktion hinein erinnert diese Aussage an den groÃen Zauberer Gandalf aus âDer Herr der Ringeâ, der auf die Frage Frodos âWarum wurde ich erwählt?â antwortet: âDu kannst gewiss sein, dass es nicht wegen irgendwelcher Vorzüge war, die andere nicht besitzen.â Noch ein weiteres Element scheint dem Epos Tolkiens entnommen worden zu sein: In âDer Herr der Ringeâ zögert Aragorn, sich seiner Königswürde zu stellen, weil er die Befürchtung hegt, wie sein Vorfahre König Isildur zu scheitern. In âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ lähmt Harry die Befürchtung, ein Nachfahre des bösen Zauberers Salazar Slytherin zu sein. Bedenklich könnte die brutale Art und Weise erscheinen, wie Harry seinen Feind Tom Riddle erledigt. Doch hier handelt es sich, wie auch in âDer Herr der Ringeâ, um den Sieg des Guten über das Böse. Auch in der zweiten Harry-Potter-Filmadaption bleibt die Trennung zwischen Gut und Böse stets sichtbar. Mit Tolkiens Epos verbindet âHarry Potter und die Kammer des Schreckensâ ebenfalls, dass der Kampf zwischen Gut und Böse keine SchwarzweiÃmalerei darstellt. Die Guten sind keine über alles Ãble erhabenen Helden. Christen wissen, dass die auf die Erbsünde zurückzuführenden schlechten Neigungen den Menschen trotz seiner Gottebenbildlichkeit ein ambivalentes Wesen sein lässt. Im Märchen wird dies symbolhaft ausgedrückt â so auch im zweiten Potter-Film, als Ãbervater Dumbledore Harry erklärt, dass in die Narbe, die der Junge auf der Stirn trägt, der Widersacher Lord Voldemort einen Teil seiner Kräfte einflieÃen lieÃ. Nachdem nun das zweiter Schuljahr in Hogwarts zu Ende gegangen ist, beginnt erneut das Warten auf die nächste Episode, bei der allerdings Chris Columbus, der in den zwei bisherigen Potter-Verfilmungen Regie geführt hat, nur noch Mitproduzent sein wird. Die Adaption des dritten Harry-Potter-Buches wird frühestens im kommenden November in die Kinos kommen. Wieder haben die langen Ferien begonnen. |
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