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José GarcÃa Foto: MFA + âLausbubenâ-Geschichten gehören seit jeher zu den bekanntesten Sujets von Kinderbüchern. Als Schweizer Version dieses Themas gilt âMein Name ist Eugenâ des Berner Autors Klaus Schädelin (1918-1987), das einen ähnlichen Status wie Erich Kästners Bücher in Deutschland genieÃt, und seit seinem Erscheinen im Jahre 1955 um die 200 000 Mal über den Ladentisch ging. Nun hat Michael Steiner zusammen mit seinen Mit-Drehbuchautoren Michael Sauter und Christoph Frey den Kinderbuchklassiker zum ersten Mal verfilmt. Im Gegensatz zu den Kästner-Verfilmungen der letzten Jahre (âPünktchen und Antonâ 1999, âEmil und die Detektiveâ 2001, âDas fliegende Klassenzimmerâ 2002) wird die Handlung von âMein Name ist Eugenâ nicht in die Gegenwart verlegt. Der Film spielt vielmehr, ein paar Jahre später als das Buch, im Jahre 1964. Der namensgebende Lausbube Eugen (Manuel Häberli), der im Film als Erzähler fungiert, lebt in Bern. Zusammen mit seinem Freund Wrigley (Janic Halioua) reiÃt er von Zuhause aus, nachdem die beiden ein Faltboot mit Wasser gefüllt haben, das in ihrem Haus drei Stockwerke durchbricht. Sie machen sich auf den Weg zum König der Lausbuben Fritzli Bühler (Beat Schlatter), der früher im selben Haus wie sie wohnte, ehe er ein berühmter Schatzsucher wurde und nach Zürich zog. Fritzli Bühler soll die Karte zum Schatz im Titicacasee besitzen, den Eugen und Wrigley nun heben wollen. Unterwegs schlieÃen sich ihnen zwei weitere âLausbubenâ an: der schmächtige, verwöhnte Industriellensohn Bäschteli (Dominic Hänni) und der Kraftprotz Eduard (Alex Niederhäuser). Um die Figuren zu etablieren, greift Regisseur Steiner auf einzelne Episoden der literarischen Vorlage zurück, insbesondere auf die Szene im Landesmuseum, als Wrigley nach einem kräftigen Schlag mit dem Morgenstern in einem Helm stecken bleibt. Dieses Episodenhafte tritt dann freilich etwas zurück, als die Viererbande ihre Reise durch die Postkarten-Idylle der Schweiz beginnt. Denn die Suche nach dem âKönig der Lausbubenâ dient als dramaturgische Klammer für die Verfilmung, obwohl immer wieder einzelne Szenen â etwa mit den kugellagerfressenden Hühnern â gröÃere Eigenständigkeit erhalten. Zwar entspricht das bis in die Details hinein sorgfältig ausgearbeitete Produktionsdesign â von der Wohnungseinrichtung über die Autos bis zu der Kleidung und den Frisuren â dem Stand der sechziger Jahre, die filmische Umsetzung erfährt indes eine deutliche Modernisierung. Und dies nicht nur weil â wie das Presseheft stolz verkündet â âStunt-Kinder aus den USA anreisten, um in den gefährlichsten Actionszenen die vier Lausbuben zu âdoubelnââ. Oder weil dreiÃig Minuten des Filmes in der Postproduktionsphase am Computer nachbearbeitet wurden, etwa um die Animationen einzuarbeiten. Es ist vielmehr der Erzählduktus, der sich durch und durch modern ausnimmt. Derselben Akribie, die Michael Steiner für die Versetzung der Handlung in die sechziger Jahre verwendet, bedient er sich hinsichtlich der Erzählform. Schnell geschnittene Actionszenen wechseln sich mit spannungsgeladenen Momenten und Animationssequenzen ab. Auch der Einfall, auf der Leinwand das âEndeâ durchzustreichen, damit der Film zunächst weitergehen kann, passt zur zeitgemäÃen Inszenierung. Erfolgreiche Kinderfilme leben gröÃtenteils von den überzeichneten Erwachsenenfiguren. âMein Name ist Eugenâ steht ebenfalls in dieser Tradition: Die Eltern der vier Kinder werden mit ein paar Pinselstrichen derart karikiert, dass nicht nur Kinder über die Figuren herzlich lachen. Regisseur Michael Steiner ist die Balance gelungen, eine glaubwürdig in der Vergangenheit angesiedelte Geschichte zeitgemäà zu erzählen. âMein Name ist Eugenâ erweist sich als herzerfrischend kurzweilige, gewitzt gespielte Geschichte. AuÃerdem liefert die Verfilmung des Kinderbuchklassikers ein charmantes Plädoyer für Freundschaft und Loyalität. âMein Name ist Eugenâ vereint in perfektem Gleichgewicht Freundschaft, Action, Spannung, und sogar einen Schuss Romantik â beste Bestandteile in einem Film für Jugendliche, vor allem weil sie nicht mit erhobenem Zeigefinger sondern jugendgemäà präsentiert werden. |
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