|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Pandora Film Mit âLichter der Vorstadtâ vollendet Aki Kaurismäki seine im Jahre 1996 mit âWolken ziehen vorüberâ begonnene und 2002 mit âDer Mann ohne Vergangenheitâ fortgesetzte âTrilogie der Verliererâ. Handelte âWolken ziehen vorüberâ von Menschen, die im Erdgeschoss der Gesellschaft leben, so führte âDer Mann ohne Vergangenheitâ sozusagen in deren Souterrain, in eine Welt von Obdachlosen und Ausgegrenzten. In âLichter der Vorstadtâ dreht Kaurismäki die Schraube noch eine Windung weiter. Nach Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit steht der neue Film Kaurismäkis unter dem Thema Einsamkeit. Einsamkeit prägt das Leben des Wachmanns Koistinen (Janne Hyytiäinen), der in einem Einkaufszentrum in Helsinki arbeitet. Kaurismäki führt in das Sujet seines Filmes ein, indem er in jeder Einstellung diese Einsamkeit ins Bild setzt: Koistinen schreitet durch die menschenleere Einkaufspassage. Dann, als er sich bei der Arbeit abmeldet, kann sich der Vorarbeiter nicht an Koistinens Namen erinnert â obwohl er dort seit drei Jahren arbeitet. In einer Bar trinkt er sich Mut an, um eine Unbekannte anzusprechen. Aber auch das geht schief. Koistinen bleibt allein. Bis sich die mysteriöse Mirja (Maria Järvenhelmi) in einem Café zu ihm setzt. Als sie ihm Liebe vorspiegelt, fällt er darauf ein. Mirja entpuppt sich allerdings als Lockvogel eines Gangsters. Sie entlockt dem Nachtwächter den Zutrittscode zum Juwelierladen im Einkaufszentrum, und schiebt Koistinen dann Diebesgut unter, so dass er ins Gefängnis wandert. Später wird er gefragt, wie es dort war. Koistinens Antwort liefert ein Paradebeispiel für die sprichwörtlich lakonischen Dialoge in einem Kaurismäki-Film: âMan konnte nicht hinaus. Alle Türen waren verschlossenâ. Wie es sich zu einem Kaurismäki-Film gehört, wird auch in âLichter der Vorstadtâ viel getrunken und geraucht, dafür aber wenig gesprochen. Eine gröÃere Aussagekraft besitzen bei Kaurismäki seit jeher die melancholischen Blicke und Gesten, in âLichter der Vorstadtâ insbesondere die zwei ineinander verschlungenen Hände, mit deren GroÃaufnahme der Film einen Hoffnungsschimmer an den Schluss setzt. âLichter der Vorstadtâ ist â der deutsche Filmtitel macht es überdeutlich â eine Hommage an Chaplins âLichter der GroÃstadtâ. In der Aussage des Gangsterbosses (Ilkka Koivula) über Koistinen âEr ist treu wie ein Hund, ein romantischer Narrâ drückt der Film die Charaktereigenschaften von Charlie Chaplins Tramp aus. Wie dieser bewahrt der Wachmann in âLichter der Vorstadtâ durch alle Widrigkeiten hindurch seinen Optimismus. In âLichter der Vorstadtâ überrascht Aki Kaurismäki indes mit der Wahl seiner Hauptdarsteller: Sowohl Maria Järvenhelmi als auch Maria Heiskanen (Aila) und Ilkka Koivula spielen zum ersten Mal in einem Kaurismäki-Film, Janne Hyytiäinen hatte bislang nur eine kleine Rolle in âDer Mann ohne Vergangenheitâ inne. Dies tut der Einheitlichkeit der Trilogie jedoch keinen Abbruch, nicht zuletzt weil Maria Järvenhelmi der Muse Kaurismäkis seit 1988, Kati Outinen â hier in einer Kleinstrolle zu sehen â, überaus ähnlich sieht. Was etwa in der Einstellung im Auto zum Ausdruck kommt, die âDer Mann ohne Vergangenheitâ zitiert. Das Produktionsdesign weist freilich die aus anderen Kaurismäki-Filmen bekannten Merkmale auf: Erneut scheinen Autos, Kleidung und Einrichtungen aus den fünfziger oder sechziger Jahren zu stammen, während die Handlung in der Gegenwart angesiedelt ist. Die langen Einstellungen des Kameramanns Timo Salminen, der seit jeher Kaurismäkis Filme fotografiert, jede Kamerafahrt, insbesondere die Kaurismäki-eigene Art, die Handlung im Off ihren Fortgang nehmen zu lassen, während das Bild einen leeren Sessel, einen leeren Tisch zeigt, sowie die kräftigen Farben etwa der rot und blau getünchten Ziegelsteine in Koistinens Wohnung und die lakonischen Dialoge unterstreichen die Geschlossenheit der Trilogie. Dazu trägt insbesondere auch der Soundtrack bei. Mit den Tangos des Finnen Olavi Virta und vor allem des Argentiniers Carlos Gardel â âVolverâ eröffnet den Film, âEl dÃa que me quierasâ steht am Ende â unterstreicht Kaurismäki die grundlegende Melancholie seiner Figuren. âLichter der Vorstadtâ mag zwar nicht ganz die menschliche Wärme der Vorgängerfilme besitzen, aber er schafft die Balance, eine Trilogie abzuschlieÃen und zugleich ein eigenständiger Film zu sein. |
||||||||||||||||||||
|