ERAGON – DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER | Eragon
Filmische Qualität:   
Regie: Stefen Fangmeier
Darsteller: Edward Speleers, Jeremy Irons, Sienna Guillory, Robert Carlyle, Djimon Hounsou, Garrett Hedlund, John Malkovich
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2006
Auf DVD: 4/2007


José García
Foto: Fox

Anno 1977 fand ein bei Bauern aufgewachsener Waisenjunge nach einem gefährlichen Abenteuer seinen Onkel und seine Tante von Bösewichtern ermordet vor. Luke Skywalkers Entscheidung war gefallen, die er dem ehemaligen Ritter verkündete: „Ich möchte ein Jedi-Ritter werden“.

Anno 2006 wiederholt ein Spielfilm diese Szene in verblüffend identischer Form: Ein elternlos aufgewachsener Junge kann nicht verhindern, dass sein Bauern-Onkel (zugegeben, die Tante fehlt) von Fieslingen ermordet wird. Eragon entschließt sich an Ort und Stelle, sich von einem einstigen Drachenreiter ausbilden zu lassen.

„Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“ kopiert ungeniert die Handlung von „Krieg der Sterne“, und reichert sie mit Elementen vornehmlich aus „Der Herr der Ringe“ an. Dass die Figuren andere Namen als in den Vorbildern tragen, kann nicht über diese Tatsache hinwegtäuschen. So heißen hier die Ungeheuer im Dienste des dunklen Herrschers Urgals. Allerdings sehen die Urgals nicht nur wie Orks aus „Der Herr der Ringe“ aus, sondern schmieden genauso wie Orks grässliche Waffen aus Metall.

Und wenn der Gehilfe des bösen Imperators, der „Schlangenzunge“ aus „Der Herr der Ringe“ plagiatsverdächtig ähnlich sieht (hier heißt er Durza), den Urgals-Hauptmann tötet und durch einen anderen ersetzt, nimmt sich dies wie ein Remake der Szene aus, in der Lord Vader in „Krieg der Sterne“ den Hauptmann des Todessterns erwürgte und durch seinen Stellvertreter ersetzte.

Die Aufzählung ließe sich problemlos fortsetzen: Die Drachenreiter, die mit Eragon ihre Rückkehr feiern, waren einst die Hüter der Republik, bis ein Verräter aus den eigenen Reihen alle Macht an sich riss und die Drachenreiter ausschaltete. Der Auserwählte ist wie Luke aus „Krieg der Sterne“ oder Frodo aus „Der Herr der Ringe“ ein einfacher Bauernjunge, der sich in seine Rolle als Held nur widerwillig einfindet. Selbstverständlich fehlt nicht die hübsche und streitbare Prinzessin, hier Arya genannt, die als eine Mischung aus den Elbenfrauen des Tolkien-Epos und „Star Wars“-Prinzessin Leia angelegt ist. Den Schlusspunkt setzt erwartungsgemäß die Entscheidungsschlacht der Rebellen gegen das übermächtige Heer des dunklen Herrschers.

Die Verfilmung des in den Vereinigten Staaten dem Vernehmen nach enorm erfolgreichen ersten Bandes der „Eragon“-Trilogie wurde, zumal in einem Jahr ohne „Narnia“- oder „Harry Potter“-Film und dank einer großangelegten Marketingkampagne, durchaus mit Spannung erwartet. Das Ergebnis kann jedoch nicht anders denn als enttäuschend bezeichnet werden. Was sich etwa daran zeigt, dass die Figuren, obwohl – oder gerade weil – sie bloße Blaupausen von aus anderen Epen bekannten Charakteren sind, dem Zuschauer merkwürdig fremd bleiben. Wenn sie nicht wie der junge Gefährte Murtagh einfach aus dem Nichts auftauchen oder wie Eragons Cousin Roran auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Bei „Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“ führt zum ersten Mal Regie Stefen Fangmeier, der als Fachmann für Spezialeffekte gilt. Deshalb wundert es kaum, dass die eigentliche Hauptdarstellerin der weibliche Drache „Saphira“ ist. Sie wurde vom in Neuseeland ansässigen Effektstudio WETA Digital im Computer animiert, das für die Spezialeffekte der „Der Herr der Ringe“-Trilogie verantwortlich zeichnete.

Umso erstaunlicher, dass selbst die Verbindung von Computeranimation und Realfilm selten gut funktioniert. Unter diesen Umständen kann der Zuschauer nur hoffen, dass ihm die Verfilmung weiterer „Eragon“-Abenteuer erspart bleibt.
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