LAPISLAZULI – IM AUGE DES BÄREN | Lapislazuli – Im Auge des Bären
Filmische Qualität:   
Regie: Wolfgang Murnberger
Darsteller: Clarence John Ryan, Julia Krombach, Paula Nocker, Hans-Werner Meyer, Lena Stolze, Vadim Glowna
Land, Jahr: Österreich / Deutschland / Luxemburg 2006
Laufzeit: 106 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 10/2006
Auf DVD: 8/2007


José García
Foto: Fox

Aus Anlass des 150. Jahrestags der Entdeckung des „Neandertalers“ sendete das ZDF das Doku-Drama „Der Neandertaler“, in dem das Leben der Neandertaler zwar nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aber schlussendlich frei rekonstruiert wurde. Einen noch freieren Umgang mit dem „Neandertaler“ im Jubiläumsjahr bietet der Familienfilm des österreichischen Regisseurs Wolfgang Murnberger „Lapislazuli – Im Augen des Bären“, der nach seiner Uraufführung beim Kinderfilmfest / 14plus der Berlinale 2006 nun im regulären Kinoprogramm anläuft.

Murnbergers Spielfilm erzählt von dem Neandertaler-Jungen Bataa (Clarence John Ryan), der durch einen Meteoriteneinschlag aus einem Jahrtausende alten Tiefschlaf in einer Gletscherspalte der Hochalpen erwacht. Dort trifft er auf die etwa gleichaltrige Sophie (Julia Krombach), die aus einer Berghütte, wo sie mit ihrem Vater Tom (Hans Werner Meyer), ihrer Stiefmutter Christine (Lena Stolze) und Stiefschwester Lissy (Paula Nocker) den Urlaub verbringt, ausgerissen ist.

Über die Verständigungsschwierigkeiten hinweg entdecken die beiden Heranwachsenden bald eine tiefe Gemeinsamkeit: Sowohl Bataa als auch Sophie sehnen sich nach Familie. Sophie kommt nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrer neuen Familie nicht zurecht. Aber auch Bataa sucht seine verschwundene Sippe.

Ihre aufkeimende Freundschaft gerät durch das Auftauchen des Museumskurators Czerny (Christoph Waltz) und seines Assistenten Heckl (Gregor Bloéb) in Gefahr: Diese wittern eine wissenschaftliche Sensation, und machen sich auf die Jagd nach Bataa. Auf der Flucht stoßen Sophie und Bataa auf die Hütte eines Einsiedlers, der die Geheimnisse der Bärenmenschen, zu denen Bataa gehört, kennt. Für den jungen Neandertaler erweisen sich jedoch die heutigen Krankheitskeime schlimmer als die Gefahr durch die Verfolger.

In einer wunderschön fotografierten Alpenlandschaft entfaltet Regisseur Wolfgang Murnberger die zeitlose Geschichte einer Freundschaft über anfängliche Verständigungsschwierigkeiten und sonstige Unterschiede hinweg. Sprachen die Neandertaler im ZDF-Doku-Drama „Der Neandertaler“ eine an das Inukitut, die Sprache der Inuit, angelehnte Kunstsprache, so hat ihn in „Lapislazuli – Im Auge des Bären“ der Regisseur mit einer Sprache ausgestattet, die einen ähnlichen „Schnalz- oder Klicklaut“ enthält. Dargestellt wird Bataa vom Aborigine-Kinderstar Clarence John Ryan, der einen fremdartigen Eindruck erweckt, ohne jedoch in typische Klischees über prähistorische Menschen zu verfallen.

Obwohl sich die Geschichte mit dem aus dem ewigen Eis aufgetauten Neandertaler-Jungen auf den ersten Blick abwegig ausnehmen mag, spricht „Lapislazuli – Im Auge des Bären“ in seinem anspruchsvollen Drehbuch Probleme an, mit denen heutige Kinder konfrontiert werden. So etwa die so genannte „Pachtwork-Familie“, mit der sich die heranwachsende Protagonistin keineswegs anfreunden kann: Nach dem Tod von Sophies Mutter hat ihr Vater Tom erneut geheiratet: Christine, die früher mit dem Museumskurator Czerny verheiratet war, mit dem sie eine Tochter hatte: Lissy. Der Grund für den Familienurlaub in den Alpen besteht gerade darin, dass sich dadurch die seltene Gelegenheit für den Wissenschaftler ergibt, ein paar Tage mit seiner kleinen Tochter Lissy zu verbringen. Die Selbstverständlichkeit, mit der der geschiedene Ehemann Christines mit deren „neuen Familie“ umgeht, befremdet jedoch den Zuschauer.

„Lapislazuli – Im Augen des Bären“ thematisiert allerdings nach den Worten der Filmbewertungsstelle Wiesbaden, die ihm das Prädikat „wertvoll“ verlieh, „die Auseinandersetzung mit dem Tod – eine Thematik, die nicht nur Kinder sehr bewegt, und die hier in kindgemäßer Weise, sehr verantwortlich und auch sehr sensibel und nachvollziehbar behandelt wird“.
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