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José GarcÃa Foto: Kinowelt Plötzlich hörte der Regen auf. Die Wolken waren wie weggeblasen. Pünktlich zur FuÃball-Weltmeisterschaft in Deutschland zeigte sich der Sommer von seiner schönsten Seite. Das traumhafte Wetter und das immer besser werdende Spiel der Nationalmannschaft hoben die Stimmung im ganzen Land: Mit einem Mal war es nicht mehr peinlich oder âuncoolâ, die Nationalhymne mitzusingen oder ein schwarz-rot-goldenes Fähnchen am Auto mitzuführen. Vier Wochen lang lebte Deutschland in einer kollektiven Euphorie, die das Land seit den langen âNächten der Freiheitâ im November 1989 nicht mehr erlebt hatte. Sönke Wortmann, der mit seinem Spielfilm âDas Wunder von Bernâ (2003, siehe Filmarchiv) der FuÃball-Nationalmannschaft von 1954 ein Denkmal setzte, durfte während der Vorbereitungsphase und der ganzen WM die deutsche Auswahl begleiten. Obwohl Regisseur Wortmann mit seiner Handkamera während der Spiele auf der Bank saÃ, sind im Dokumentarfilm âDeutschland. Ein Sommermärchenâ ähnlich wenig Spielzüge zu sehen wie im Spielfilm âDas Wunder von Bernâ, wenn auch sich diese Bilder teilweise durch ihre Brillanz, teilweise durch ihre Unmittelbarkeit von den üblichen Aufnahmen der Fernsehübertragungen deutlich absetzen. Dafür bietet die Dokumentation einen geradezu intimen Einblick in die Innenwelt der Nationalmannschaft, was bereits in der Eingangssequenz deutlich wird: Nach der Halbfinale-Niederlage gegen Italien am 4. Juli in Dortmund fährt die Kamera über die Gesichter der Spieler. Sie fängt ihre Enttäuschung, ihre Tränen ein. Totenstille. Erst dann folgt die Einblendung â7 Wochen früherâ. Das âSommermärchenâ nimmt seinen chronologischen Lauf vom Trainingslager auf Sardinien über den Einzug ins Schlosshotel Berlin-Grunewald, die Fahrten zu den Spielen, die dramatischen Augenblicke auf dem Rasen bis zur Jubelfeier am Brandenburger Tor. Sönke Wortmann zeigt zwar lustige Momente, meistens im Zusammenhang mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski, die sich zu einer Art âKlassen-Clownsâ entwickeln. Als weit wichtiger erweist es sich jedoch, dass der Film die Aufgabenverteilung zwischen Manager Oliver Bierhoff, Co-Trainer Joachim Löw und Bundestrainer Jürgen Klinsmann überzeugend darstellt: Oliver Bierhoff agiert als graue Eminenz. Er war es auch, der das Projekt des Dokumentarfilmes an Sönke Wortmann herantrug: âWir leben von der Ãffentlichkeit, deshalb müssen wir sie bedienenâ, hatte er diese Entscheidung begründet. Der Zuschauer lernt Jürgen Klinsmann vor allem als denjenigen kennen, der seine Mannschaft eins ums andere Mal motiviert â mit Schlachtrufen wie âHeute sind sie fällig, absolut fälligâ oder âDann schlagen wir zu â und zwar brutal.â Sönke Wortmanns Kamera ist nicht nur bei diesen Besprechungen in der Umkleidekabine dabei, sondern auch bei den Taktikrunden. Hier erfährt der Zuschauer, wer im Dreiergespann der wahre Experte in Sachen FuÃballtaktik und âstrategie ist: Joachim âJogiâ Löw. âDeutschland. Ein Sommermärchenâ gewährt allerdings auch Einblicke in die ungeheuere Logistik des Unternehmens âWeltmeisterschafts-Teilnahmeâ: etwa in die Arbeit des 71-jährigen Masseurs Adolf Katzenmeier oder auch der Fitness- und Psychologietrainer. So nah am Geschehen wie Sönke Wortmann war wahrscheinlich kein Dokumentarfilmer seit Leni Riefenstahl. Fangen Wortmanns mit der Handkamera aufgenommene Videobilder diese intimen Momente ein, so werden seine Bilder durch die AuÃenaufnahmen des Co-Kameramanns Frank Griebe ergänzt. Parallel zum wachsenden Selbstbewusstsein der Spieler, vor allem nach Oliver Nevilles Tor in der Nachspielzeit gegen Polen, entsteht im Land eine Welle der Begeisterung. Die Kamera zeigt die jubelnden Fans, die Polizisten, die am StraÃenrand spontan eine âLa Ola-Welleâ vollführen ..., ohne jedoch in Pathos abzugleiten. Diese Bilder verdeutlichen: Im Laufe des Turniers steigert sich das Gemeinschaftsgefühl gleichermaÃen unter den Spielern wie unter den Menschen drauÃen im Land. Bedingt durch die Nähe des Dokumentarfilmers entsteht indes kaum die übliche Distanz des Filmemachers zu seinem Gegenstand. âDeutschland. Ein Sommermärchenâ ist vielmehr ein Fan-Film, der die Erinnerung an einen wunderschönen Sommer wach hält. |
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