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JOSà GARCÃA Foto: Piffl Medien Der zweite Langfilm von Christoph Hochhäusler âFalscher Bekennerâ beginnt nach einem schlichten schwarz-weiÃen Vorspann mit einer ungewohnt pechschwarzen Leinwand. Darauf ist erst der verschwommene Schatten eines Menschen auszumachen, dann werden Schritte hörbar. Unvermittelt folgt ein Autounfall. Neben einem Autowrack liegt eine blutverschmierte Leiche. Der Schatten tritt ins Licht, entpuppt sich als junger Mann, der sich dem verunglückten Wagen nähert, ihn beobachtet und ein Motorteil mitnimmt. Nach einem Schnitt zeigt die Kamera ein gutbürgerliches Haus in einer deutschen Vorstadt. Die Kamera fährt betont langsam durch das Zimmer eines Jugendlichen, des offenkundigen Zeugen des Autounfalls. Armin (Constantin von Jascheroff) hat gerade die Realschule abgeschlossen. Haben sich seine beiden älteren Brüder bereits im Leben eingerichtet, besitzen sie Erfolg im Beruf sowie eine Familie, so scheint Armin, es damit nicht besonders eilig zu haben. âEine Bewerbung pro Tagâ, haben ihm seine Eltern eingeschärft, besorgt um die Zukunft des wohlbehüteten Nesthäkchens. Armin fügt sich und fährt zu Vorstellungsgesprächen, bei denen der Interviewer jedoch schnell herausbekommt, dass sich der gleichgültige Junge nicht im Geringsten für irgendeinen Job interessiert. Hochhäusler inszeniert diese Bewerbungsgespräche immer skurriler, so dass sich der Zuschauer fragt, ob hier die Realität oder eher eine verzerrte Wahrnehmung des Protagonisten gezeigt wird. Die Wanderung auf einem schmalen Grat zwischen Wirklichkeit und Imagination setzt sich in den Szenen fort, in denen sich Armin homoerotischen Fantasien hingibt. Diese Stilmittel dienen Regisseur Hochhäusler zur Verdeutlichung der inneren Zerrissenheit eines Spätpubertierenden, der vor allem eins weiÃ: dass er keine Ahnung hat, was er in seinem Leben eigentlich will. Deutlich wird dies darüber hinaus in Armins Beziehung zur hübschen gleichaltrigen Katja (Nora von Waldstätten), in die er unglücklich verliebt ist, weil er unfähig ist, seine Gefühle ihr gegenüber auszudrücken. Aus Ratlosigkeit oder einfach nur aus Langeweile kommt Armin nach dem anfangs geschilderten Autounfall auf die Idee, einen anonymen Bekennerbrief zu schreiben. Die Presse berichtet, die Polizei prüfe diesen Bekennerbrief. Nach einem Brand in der Innenstadt schreibt Armin einen zweiten Brief, in denen er sich zu dem Anschlag bekennt. Langsam wird der Presse, aber auch der Polizei klar, dass hier ein falscher Bekenner am Werk ist. In betont langsamem Erzählrhythmus, mit schlichtem Produktionsdesign und einer trotz formaler Strenge eigenwilligen Mischung aus realistischen und surrealen Bildern entwirft Regisseur Christoph Hochhäusler das Porträt eines apathischen, desorientierten Jungen auf dem Weg zur Selbstfindung, der vor der Wahl seiner eigenen Zukunft ratlos steht, und sich deshalb in imaginierte Welten flüchtet. Und schlieÃlich dem Reiz des âVerbotenenâ erliegt. Ob Armins Entschluss zur Selbstzerstörung aus spätpubertärem Geltungsdrang oder aus einer in langen Kamerafahrten genüsslich in Szene gesetzten Vorstadtidylle-Langweile herrührt, lässt der Film offen. Aber gerade diese Unentschlossenheit trägt in hohem MaÃe dazu bei, die Orientierungslosigkeit einer Jugend zu verdeutlichen, die sich zwar der Einordnung in die Gesellschaft verweigert, aber kaum Alternativen anzubieten weiÃ. |
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