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JOSà GARCÃA Foto: Tobis In ihrem letzten Spielfilm âMein Leben ohne michâ (siehe Filmarchiv) schilderte Isabel Coixet die letzten Wochen im Leben einer an Krebs erkrankten jungen Frau. Der Film lebt gröÃtenteils vom zurückgenommenen und trotzdem eindringlichen Mienespiel Sarah Polleys, die der Rolle Melancholie ohne Bitterkeit verleiht. Der mit vier spanischen Filmpreisen âGoyaâ (Drehbuch, Produktion, Regie und Bester Film) ausgezeichnete und nun im deutschen Kino startende Film âDas geheime Leben der Worteâ, das wie âMein Leben ohne michâ von Almodóvars Firma âEl Deseoâ produziert wurde, ist der zweite englischsprachige Langspielfilm von Isabel Coixet. Für âDas geheime Leben der Worteâ besetzte Coixet die Hauptrolle erneut mit Sarah Polley. Die Kabelfabrikarbeiterin Hannah lebt von ihrer Umwelt so gut wie isoliert, was nicht nur an ihrer Taubheit liegt. Durch einen Zufall erhält sie die Möglichkeit, ihren eigentlichen Beruf auszuüben, indem sie auf einer Bohrplattform mitten auf dem Atlantik den zeitweilig blinden, durch Verbrennungen am ganzen Körper verletzten Ingenieur Josef (Tim Robbins) pflegen soll, bis dieser transportfähig ist. Den Menschen als einsame Insel (Hannah) auf der (Bohr-)Insel setzt Coixet als eine von mehreren Metaphern ein, etwa auch die Wellen auf den Weiten des Ozeans als Sinnbild für die Worte, die ein geheimes Leben führen, und hin und wieder an die Oberfläche dringen. Mit einem betont langsamen Erzählrhythmus kommen sich Kranker und Krankenpflegerin näher. Spricht Hannah zunächst kaum ein Wort, so versucht ihr Patient immer wieder, wenigstens ihren Namen zu erfahren. Eine erste Annäherung zwischen der wortkargen Krankenschwester und dem redseligen Ingenieur geschieht nicht auf der Sprachebene, sondern auf Umwegen über kulinarische Vorlieben: âHühnchen, weiÃer Reis und Apfelâ, antwortet Hannah auf Josefs Frage nach ihrem Lieblingsessen. âUnd weiter?â â âNichts weiterâ. Später jedoch wird sie das Essen probieren, von dem Josef ihr vorgeschwärmt hat, und es wird ihr wider Erwarten ausgezeichnet schmecken. Den Zugang zu ihrem Patienten findet die junge Frau indes endgültig, als sie eine aufgezeichnete Nachricht auf Josefs Mailbox abhört, in der eine Frauenstimme von der Gemeinsamkeit stiftenden Erfahrung der Wörter aus Maria Alcoforados âLiebesbriefe einer portugiesischen Nonneâ spricht. Hannah hört sich diese Aufzeichnung immer wieder an. Indem sie dadurch vom Geheimnis Josefs erfährt, überwindet Hannah ihre Angst, ihre Narben zu offenbaren, das traumatische Ereignis aus ihrer Vergangenheit in Worte zu fassen. âDas geheime Leben der Worteâ ist ein Film der kleinen Gesten, die von zwei grandiosen Darstellern vollführt werden: Sarah Polley brilliert abermals mit ihrem undurchdringlichen Mienenspiel, das sie bereits in âMein Leben ohne michâ auszeichnete. Tim Robbins liegt die meiste Filmzeit in seinem Krankenbett bewegungslos, so dass er ausschlieÃlich die Mimik, die Augen und seine Stimme einsetzen kann. Diese Aufgabe löst er freilich auf eindrucksvolle Weise. Diese beinahe kammerspielartige Inszenierung in Josefs Krankenzimmer, in der sich die seelischen Abgründe der beiden Protagonisten offenbaren, kontrastiert mit den wunderschön rauen Naturbildern, die Kameramann Jean Claude Larrieu einfängt. Larrieu, der für Coixet bereits âMein Leben ohne michâ fotografierte, findet teilweise surreale Einstellungen, konzentriert sich allerdings einerseits ganz auf die stets perfekt ausgeleuchteten Gesichter der Protagonisten, lässt andererseits die sorgfältig gestalteten Räume in spröder Schönheit glänzen. In der Verarbeitung von Leid und Schmerz, um die âDas geheime Leben der Worteâ kreist, entfaltet das Unausgesprochene eine gröÃere Eindringlichkeit als die gesprochenen Worte. Deshalb ist es um so unverständlicher, dass Coixet nach einem offenen Ende noch ein Kapitel einfügt, in dem Josef die dänische Ãrztin Inge Genefke (Julie Christie) aufsucht, die sich in Dänemark bei der Hilfe für Folteropfer einen Namen machte. Der plakative politische Diskurs dieses Filmepilogs konterkariert leider die poetische Liebesgeschichte. |
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