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JOSà GARCÃA Foto: Warner Bros. Die Uhr zeigt 7:58. Noch dreimal wird im Laufe des Films die Uhrzeit auf der Leinwand groà eingeblendet werden. Nach einer Stunde Filmzeit ist es 9:19 Uhr in der Filmhandlung. So nahe an Echtzeit war ein âMainstreamfilmâ kaum: Die 118 Minuten Handlung von â16 Blocksâ werden auf 102 Minuten Filmzeit komprimiert. Mithin übernimmt die Zeit in Richard Donners â16 Blocksâ eine gewichtige dramaturgische Rolle: Um 8.02 Uhr erhält der abgehalfterte New Yorker Polizist Jack Mosley (Bruce Willis) eigentlich nach Schichtende einen anscheinend recht einfachen Auftrag: Mosley soll den Kleinkriminellen Eddie Bunker (Mos Def) zum Anhörungstermin bei einem Untersuchungsausschuss bringen. Das Gerichtsgebäude, in dem der Ausschuss tagt, befindet sich lediglich 16 Häuserblocks weiter. Trotz Berufsverkehrs sollte demnach in ein paar Minuten die Sache über die Bühne zu bringen sein. Weil jedoch einige ehemalige Kollegen Mosleys den jungen Eddie Bunker an seiner Aussage hindern wollen, kommt es jedoch anders: Der Film entwickelt sich zu einem Kampf gegen die korrupten Polizisten, aber auch gegen die Zeit, Häuserblock um Häuserblock. Besonders originell nimmt sich die Handlung nicht aus: Bereits in Sidney Lumets âSerpicoâ (1973) kämpfte ein aufrechter Polizist gegen die Korruption in den eigenen Reihen. Durch die Verdichtung auf diese Quasi-Echtzeit setzt sich â16 Blocksâ in seiner Inszenierung von ähnlichen Polizei-Filmen jedoch ab: Donner bietet zunächst einmal Action, die in handwerklich hervorragende Sequenzen umgesetzt wird. Jenseits der Action setzt â16 Blocksâ indes auf Charakterzeichnung: Bereits in der Anfangsszene wird Jack Mosley als desillusionierter Polizist eingeführt: Schwerfällig hechelt er zum Tatort, den er bis zum Eintreffen der Spurensicherung bewachen soll. In der Küche findet der ausgebrannte Cop eine Flasche Schnaps, mit der er auf dem Sofa neben der Leiche Platz nimmt. Ein solcher Polizist tut höchstens Dienst nach Vorschrift. Die zweite Figur wird bald darauf etabliert: In einer Zelle im Polizeirevier wartet der Kleingangster bereits darauf, zum Gerichtsgebäude gebracht zu werden. Schnell ist der Afroamerikaner als ununterbrochen und schnell redende Nervensäge charakterisiert. Das Figuren-Dreieck wird mit dem korrupten Polizisten Frank Nugent (David Morse) vervollständigt. Obwohl sich David Morse sichtlich abmüht, wirkt allerdings die Rolle eher klischeehaft, so dass der Film vom Gespann Bruce Willis- Mos Def vorangetrieben wird. Dabei wird gerade aus dem Gegensatz der zwei Charaktere Spannung erzeugt: Eddie hat sich vorgenommen, aus dem Kriminalitäts-Teufelskreis herauszukommen, hat im Gefängnis das Bäckerhandwerk erlernt. Die ganze Zeit über führt er ein Buch mit Rezepten mit sich, um später einmal eine Bäckerei zu eröffnen. âMenschen können sich ändernâ, lautet sein Motto. Jack Mosley ist da ganz anderer Meinung: Er sieht in Eddie lediglich den Denunzianten, der durch eine Kronzeugenregelung für sich Kapital schlagen will. Neben der Zeichnung von zwei starken Figuren gelingt es Regisseur Richard Donner, die Action in atmosphärisch dichte, nervöse Bilder zu übersetzen. So bleibt die Kamera nah am Geschehen, fährt mit durch enge, mit Menschen überfüllte StraÃen und Hinterhöfe New Yorks. Obwohl 360°- Kamerafahrten und Bilder der StraÃenschluchten von der Vogelperspektive aus eingesetzt werden, sucht das Objektiv kaum die Totalen, die dem Zuschauer eine Verschnaufpause gönnen könnte. â16 Blocksâ ist ein solide inszenierter Genrefilm, der durch die grandiose Darstellung seiner Protagonisten mehr als reine Action bietet. |
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