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JOSà GARCÃA Foto: Arsenal In einer vom Jugendwahn beherrschten Filmwelt bleibt für das Leben älterer Menschen kaum Platz. Ob sich nun das Lebensgefühl jüngerer Menschen dramaturgisch einfacher inszenieren lässt, oder aber die Altersängste die meisten Filmemacher abschrecken, sei dahin gestellt. Die Auseinandersetzung mit dem âLebensabendâ bleibt im amerikanischen Film jedenfalls eine Ausnahme, so etwa in âAbout Schmidtâ (siehe Filmarchiv) Der europäische Film trägt hingegen der angesichts der demografischen Entwicklung in Europa immer aktueller werdenden Frage eher Rechnung: Der tschechische Spielfilm âFrühling im Herbstâ (siehe Filmarchiv) oder auch die britische Produktion âDer Duft von Lavendelâ (siehe Filmarchiv) erzählen konsequent aus dem Blickwinkel älterer Menschen. Mit Fanda, dem achtzigjährigen pensionierten Theaterschauspieler aus âFrühling im Herbstâ, der sich hartnäckig weigert, das typische Rentnerdasein zu führen und stattdessen lieber allerlei SpäÃe treibt, hat die nach ihren eigenen Angaben 77-jährige Elsa aus Marcos Carnevales argentinisch-spanischem Spielfilm âElsa & Fredâ einiges gemeinsam. Sie lässt sich darüber hinaus genauso wenig wie Fanda von ihrem erwachsenen Sohn herumkommandieren. Das Flunkern möchte Elsa (China Zorrilla) auf ihren alten Tagen ebenfalls auch nicht lassen: âDas bin ichâ, antwortet sie etwa auf Alfredos (Manuel Alexandre) Frage, wer auf dem Bild sei, die in ihrem Wohnzimmer hängt, und das der berühmten Trevi-Brunnen-Szene aus Fellinis âLa dolce vitaâ entnommen ist. âNa ja, vor 50 Jahren sah ich Anita Ekberg wirklich sehr ähnlichâ. Ob dies nur ein Scherz oder eher ein Anzeichen dafür ist, dass es Elsa mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, hätte sich Alfredo fragen können, als er die Dame aus der gegenüberliegenden Wohnung im noblen Madrider Haus kennen lernte. Allerdings ist er mit sich selbst zu sehr beschäftigt: der scheue, hypochondrisch veranlagte Witwer trauert noch um seine sieben Monate vorher verstorbene Frau. Die unternehmungslustige, quirlige Dame drängt sich dem ordentlichen, vornehmen Herrn geradezu auf, so dass Alfredo â den Elsa immer nur âFredâ nennt â nichts anderes übrig bleibt, als sich von Elsas Lebenslust anstecken zu lassen. Eingerahmt von der berühmten Trevi-Brunnen-Szene in Fellinis âLa dolce vitaâ und mit der leitmotivischen Unterstützung durch den in Argentinien wie in Spanien äuÃerst bekannten Song Joan Manuel Serrats mit dem âcarpe diemâ-Thema (âHeute kann ein groÃartiger Tag werdenâ) erzählt Marcos Carnevale eine Liebesgeschichte zwischen zwei grundverschiedenen Menschen um die 80 Jahre. Carnevales Film behandelt darüber hinaus den Rollentausch, der sich im Alter im Eltern-Kinder-Verhältnis vollzieht: sorgt etwa Freds Tochter Cuca (Blanca Portillo) bis ins Kleinste für die Einrichtung in der neuen Wohnung ihres Vaters, so ist Elsas Sohn Gabriel (Roberto Carnaghi) ständig um seine schwerkranke, schusselige Mutter besorgt. Obwohl vor allem Elsas Charakter mit vielen exzentrischen Eigenschaften gezeichnet ist, versteht es Marcos Carnevale, seine Figuren zwischen Klischees, liebenswerten Manierismen und realistisch-alltäglichen Charakterzügen auszubalancieren. âElsa & Fredâ lebt von einer Regie, die sich mit ganz wenigen Ausnahmen zurücknimmt, damit zwei auÃergewöhnliche Darsteller ihre ganze Schauspielerfahrung auf die Waagschale werfen können, von pointierten Dialogen und von einer wunderbar altmodisch, melancholisch und dennoch beschwingten Musik. Regisseur Carnevale gelingt eine berührende, aber nie rührselige Mischung aus komischen und ernsten Elementen. Die Emotionalität des Filmes wirkt niemals kitschig, weil sie stets komödiantisch gebrochen wird. âElsa & Fredâ schildert das Leben von Menschen, die sich bis ins hohe Alter ihre Träume bewahrt haben. Nicht umsonst wählte Regisseur Carnevale als Motto für âElsa & Fredâ Picassos Spruch âMan braucht sehr lange, um jung zu werdenâ. |
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