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JOSà GARCÃA Foto: Schwarz-Weiss Filmverleih Mit einem Interview mit Regisseurin Neele Leana Vollmar âMidlife Crisisâ, dieser Zustand von seelischem Ungleichgewicht, bei dem sich viele Menschen in ihrem Dasein wie in einem selbst geschaffenen âGefängnisâ vorkommen, wird es wohl sein, was Rolf Köster (Gustav Peter Wöhler) sein bisheriges Leben in Frage stellen lässt: âIch weià nicht, ob ich glücklich bin. Jedenfalls habe ich noch nie über diese Frage genauer nachgedacht. Ich habe eine Familie, ein kleines Haus, einen Job. Was will man mehr? So heiÃt es doch immerâ, hört der Zuschauer diesen Rolf Köster aus dem Off denken, während er joggt. Als der Sparkassenkassierer unerwartet eine Woche Sonderurlaub erhält, erzählt er seiner Frau (Petra Zieser) und seinen Kindern nicht davon: Nicht, dass er es ihnen verheimlichen möchte â es ergibt sich einfach nicht. So beginnt er, eine Art Doppelleben zu führen: Morgens verlässt er das Haus wie sonst, aber statt zur Arbeit zu fahren, macht er sich zusammen mit der aus heiterem Himmel in sein Leben hereinplatzenden, quirligen Taxifahrerin Sophie (Meret Becker) auf Entdeckungsreise durch die gewohnten StraÃen, durch seine scheinbar so vertraute Umgebung. âUrlaub vom Lebenâ erzählt von einem Mann, der aus der Routine ausbricht, in die er sich eingerichtet hatte. Ãberraschenderweise führt bei einer solchen Handlung indes nicht ein Mittvierziger, sondern die erst 27-jährige Neele Leana Vollmar Regie. Im Interview mit textezumfilm erklärt die lebhafte Regisseurin den Ursprung ihres ersten Langspielfilmes: âWährend meines Studiums habe ich den Kurzfilm âMeine Elternâ gedreht, in dem bereits Gustav Peter Wöhler spielte. Weil ich gerne wieder mit ihm arbeiten wollte, habe ich mir eine Geschichte gesucht, die auf ihn zugeschnitten sein könnte. Es war sehr spannend, Gustav Peter Wöhlers markantes Erscheinungsbild mit einem Charakter aus einem Roman von Matthias Altenburg zu kombinieren. Den von Altenburg entwickelten ersten roten Faden hat dann Janko Haschemian zu einem Drehbuch ausgearbeitet.â Obwohl âUrlaub vom Lebenâ sehr realistisch inszeniert ist, besitzt er eine Art magisches Moment, nämlich in der Figur der Taxifahrerin Sophie, die als eine Art âdeus ex machinaâ Rolf Kösters Leben verändert, um dann spurlos wieder zu verschwinden. âSie ist eine Fee. Sie legt einen Schalter um, hält ihm einen Spiegel vors Gesicht, damit er sich von auÃen betrachten kannâ, erläutert die Regisseurin diese Filmfigur. âUrlaub vom Lebenâ ist ein stiller Film, in dem für die Figurenentwicklung eine wunderbare Situationskomik freilich eine besondere Rolle spielt. Zur Verdeutlichung des langsamen, inneren Prozesses, den Rolf Köster im unerwarteten Urlaub durchmacht, setzen Regisseurin Neele Leana Vollmar und der Kameramann Pascal Schmit ruhige Bilder ein, die im Schnitt einen geruhsamen Rhythmus finden: âIm Schneideraum mussten wir uns immer wieder von wunderschönen Szenen trennen, um das passende Tempo für den Film zu finden. So haben wir ihn von einer mehr als 100-minütigen ersten Fassung zum Schluss auf 83 Minuten gekürztâ, erörtert dazu die Regisseurin. Mit diesem gemächlichen Tempo, das viel Raum für die Figurenentwicklung lässt, bildet âUrlaub vom Lebenâ bewusst, zuweilen sogar etwas überspitzt, einen Kontrast gegen die Fernseh-Bildersprache mit ihrer typischen Aufeinanderfolge von kurzen Szenen. Was auch ein gewisses Paradoxon darstellt, weil â wie wohl für jede aktuelle deutsche Filmproduktion zutrifft â auch âUrlaub vom Lebenâ mit der Unterstützung des Fernsehens entstand. Dazu führt die Regisseurin aus: ââUrlaub vom Lebenâ ist mein Abschlussfilm bei der Filmakademie Baden-Württemberg. Ohne die Beteiligung des ZDF wäre die Produktion von âUrlaub vom Lebenâ allerdings nicht möglich gewesen, denn normalerweise sind Abschlussfilme mit einer Länge von 90 Minuten in Ludwigsburg nicht vorgesehen. Auch wenn mit den ZDF-Redakteuren Claudia Tronnier und Frank Seyberth âlange und sehr effektive Besprechungen über die einzelnen Szenen stattfanden, haben sie mir einen uneingeschränkten Freiraum gelassen. Ich finde es wichtig, dass die Grundidee des Filmes ganz die meine geblieben istâ. Dies treffe insbesondere für die zurückgenommene Kameraführung zu, erläutert die Regisseurin: âWir wollten eine sehr dezente Bildsprache einsetzen, eine Kamera, die der Zuschauer gar nicht spürt.â In den Ausgang der Geschichte habe sie ebenfalls ihre persönliche Handschrift hineingelegt, führt Neele Leana Vollmar aus. Denn die Auflösung bringe deutlich zum Ausdruck, wie sich Rolf Köster in dem durchlittenen Prozess verändert habe, erklärt sie. |
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