EINE ANDERE LIGA | Eine andere Liga
Filmische Qualität:   
Regie: Buket Alakus
Darsteller: Karoline Herfurth, Ken Duken, Thierry van Werveke, Nursel Köse, Zarah Jane McKenzie, Verena Wolfien, Charlotte Crome
Land, Jahr: Deutschland 2005
Laufzeit: 110 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X


JOSÉ GARCÍA
Foto: timebandits films

Im Jahre 2002 erzählte der britische Film „Kick it like Beckham“ von einer jungen Frau, die sich gegen die Traditionen ihrer aus Indien stammenden Familie in England behaupten musste, um ihren Traum einer Fußballkarriere zu verwirklichen.

Diese Grundkonstellation einer Fußball spielenden Migrantin der zweiten Generation hat nun die in Istanbul geborene und in Hamburg aufgewachsene Regisseurin Buket Alakus für ihren zweiten Spielfilm „Eine andere Liga“ gewählt. Nur, dass in diesem Spielfilm der Fußball eine Nebenrolle und der zwischenkulturelle Aspekt lediglich am Rande spielt.

Als die 20-jährige Deutsch-Türkin Hayat (Karoline Herfurth) bei einem Fußballspiel schwerer als zunächst angenommen verletzt wird, lautet die Diagnose: Brustkrebs. Die Therapie: Amputation einer Brust. „Eine andere Liga“ handelt denn auch von der Veränderung, die eine schwere Krankheit im Leben eines jungen Menschen von einem Augenblick auf den nächsten auslöst.

Der Fußball als harte Sportart dient Regisseurin Alakus als Metapher für den (Über-)Lebenskampf, den nun Hayat zu bestehen hat. Nach der Brustamputation scheint Hayats Fußballkarriere vorbeizusein, zumal die Nebenwirkungen der von den Ärzten verschriebenen Medikamente eine sportliche Betätigung so gut wie unmöglich machen. Weil sie ihr Vater (Thierry van Werveke) von ihrem bisherigen Club abgemeldet hat, bleibt Hayat nichts anderes übrig, als die Liga zu wechseln. Gegen den Willen ihres Vaters spielt sie nun in einem bunt zusammengewürfelten, multikulturellen Team, das vom jungen, in die Damenmannschaft strafversetzten Toni (Ken Duken) trainiert wird.

Dass „Eine andere Liga“ unterschiedliche Genres vermischt, gibt dem Spielfilm eine gewisse Authentizität. Schwieriger wird es mit der Vermischung der Dramaturgie sowohl des Sportler- als auch des Teenagerfilms. Denn je weiter der Film voranschreitet, desto mehr rückt die Liebesgeschichte, die sich zwischen Hayat und Toni entwickelt, in den Vordergrund.

Gleichzeitig gerät der Gedanke in Vergessenheit, dass die Protagonistin in ihrer schwierigen Situation gerade aus dem geliebten Sport neuen Lebensmut schöpft – trotz der übertriebenen Fürsorge ihres Vaters, gegen sie sich Hayat zu behaupten hat, und die für die zeitweilige Zerrüttung des bis dahin vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Vater und Tochter sorgt.

Gelingt es Buket Alakus trotz klischeehafter Elemente und einer allzu vorhersehbaren Handlung dank einer wohl dosierten Portion Humor zunächst einmal das ernste Thema mit Leichtigkeit anzusprechen, so gleitet „Eine andere Liga“ zum Schluss völlig ins Banale ab. Könnte das abschließende Spiel der zwei völlig unterschiedlichen Frauenteams gegeneinander mit seinem gefühlsduseligen Abschluss noch als genretypisch verschmerzt werden, so wiegt es jedoch bei weitem schwerer, dass sich die Beziehung zwischen Toni und Hayat auf das bloß Körperlich-sexuelle immer mehr fixiert.

Kein so weiches Licht, in das die Regisseurin diese Szene taucht, hilft über die Tatsache hinweg, dass Buket Alakus ein Menschenbild vermittelt, das die Liebe zwischen jungen Menschen auf ausschließlich sexuelle Beziehungen reduziert.
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