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JOSà GARCÃA Foto: Concorde Nachdem mehrere Jahrzehnte lang die Filmindustrie die Katholiken als Zielgruppe weitestgehend ignoriert hatte, kommen zurzeit ins Kino Filmwerke, die sich an ein katholisches Publikum mittelbar oder unmittelbar wenden. Nachdem im November sowohl Philip Grönings Filmdokumentation âDie groÃe Stilleâ über die Grande Chartreuse (siehe Filmarchiv) als auch âDer Exorzismus von Emily Roseâ (siehe Filmarchiv) starteten, läuft diese Woche ein Spielfilm an, für den bereits während des vergangenen Weltjugendtages in Köln groÃflächig geworben wurde: âSaint Ralphâ. âSaint Ralphâ handelt vom 14-jährigen Ralph Walker (Adam Butcher), der 1953 im kanadischen Hamilton nahe Toronto ein katholisches Gymnasium besucht. Obwohl er selbst gerne den Anschein erweckt, seine GroÃeltern kümmerten sich um ihn, lebt Ralph alleine. Denn Ralphs Vater ist im Krieg gefallen, seine Mutter liegt im Krankenhaus, und seine GroÃeltern sind bereits gestorben. Als Ralphs Mutter ins Koma fällt, macht die Aussage der Krankenschwester Alice (Jennifer Tilly), damit seine Mutter wieder aufwache, bräuchte es schon ein Wunder, Ralph ziemlich stutzig. Was versteht ein 14-Jähriger unter einem Wunder? Nachdem Ralph im Unterricht gehört hat, dass es nicht nur für Heilige möglich sei, ein Wunder zu bewirken, sondern jeder der daran glaubt, genug betet und sündenfrei lebt, für ein Wunder in Frage komme, fühlt er sich verpflichtet, für seine Mutter das Wunder zu vollbringen. Für Ralph kann dies nur heiÃen: den nächsten Boston-Marathon zu gewinnen. Der strenge Schulleiter Pater Fitzpatrick (Gordon Pinsent) hält dieses Ansinnen für schlichtweg blasphemisch, Ralph gewinnt jedoch den jungen Pater Hibbert (Campbell Scott) als Trainer. Wie etwa âMillionsâ (siehe Filmarchiv) vermischt auch âSaint Ralphâ das Thema der Liebe eines Jungen zu seiner Mutter mit dessen religiösem, kindlich-naivem Glauben. Entschied sich âMillionsâ für einen magischen Realismus, in den etwa die Szenen getaucht wurden, in denen sich der achtjährige Protagonist mit den ihm erscheinenden Heiligen unterhält, so ist in âSaint Ralphâ die Inszenierung der Alterszielgruppe angepasst. Obwohl Ralphs Optimismus surreale Züge annimmt, wählt Regisseur Michael McGowan ein realistisches Produktionsdesign, das sich etwa auch in den eher blassen Farben niederschlägt. Im Unterschied zu âMillionsâ verzichtet âSaint Ralphâ auf besondere Effekte, vom hübschen Einfall des Kirchenfensters am Filmende einmal abgesehen. Den optimistischen Grundton drücken die Filmemacher durch warmen Lichteinfall oder auch durch eine Musik aus, die beide Filmgenres â den Sportler- sowie den âreligiösenâ Film â miteinander vereint. âSaint Ralphâ ist mehr als ein genretypischer, seichter âTeenager-Filmâ. Denn die eigentlich unmögliche Leistung wie der Sieg eines 14-Jährigen bei einem Profi-Marathonlauf reicht nicht aus. Zu den âBedingungenâ, die Ralph einhalten soll, will er die Gesundheit seiner Mutter wiederherstellen, gehören ebenfalls Gebet und Sündenfreiheit. Dass sich letztere beim pubertierenden, ohne die Unterstützung der Familie lebenden Ralph auf die Gefahren im Zusammenhang mit der Entdeckung der ität gröÃtenteils konzentriert, wird dem Zuschauer gleich zu Beginn von âSaint Ralphâ mit einer an der Grenze zur Peinlichkeit inszenierten Episode verdeutlicht. Ralph erfährt die Hilfe von Pater Hibbert nicht nur beim Lauftraining, sondern ebenso beim âinneren Trainingâ, Beichte inklusive. Darüber hinaus zeichnet âSaint Ralphâ ein nuanciertes Bild einer katholischen Schule. Natürlich wird der Direktor, Pater Fitzpatrick, als streng gezeichnet. Doch er wird genauso wenig überzeichnet wie der sympathische Pater Hibbert, der allerdings nach den Regeln des âMainstreamâ-Kinos irgendein Geheimnis hüten muss, das ihn dazu bringt, sich für Ralph einzusetzen. Dass jedoch wieder sympathische katholische Geistliche im Film Platz finden, gehört zur Wiederentdeckung eines katholischen Publikums als Zielgruppe für die Filmindustrie. |
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