EVELYN | Evelyn
Filmische Qualität:   
Regie: Bruce Beresford
Darsteller: Sophie Vavasseur, Pierce Brosnan, Niall Beagan, Hugh McDonagh, Mairead Devlin, Frank Kelly
Land, Jahr: Deutschland / Irland / USA / Holland / GB 2002
Laufzeit: 91 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Kinowelt

DVD-Premiere

„Evelyn“ erzählt eine Familiengeschichte aus Irland Anfang der fünfziger Jahre: Evelyn heißt das kleine Mädchen, das am Weihnachtsmorgen die Mutter wegziehen sieht: Mrs. Doyle lässt ihren arbeitslosen Ehemann Desmond (Pierce Brosnan) und die drei kleinen Kinder zurück und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Wegen seiner Mittellosigkeit werden Desmond die Kinder entzogen: Die beiden Jungen landen im Heim, die kleine Evelyn wird in ein von Nonnen geleitetes Waisenhaus gesteckt.

Basierend auf Evelyns Erinnerungen erzählt der Film vom Kampf eines Vaters, der alles daran setzt, seine Kinder zurückzubekommen: Obwohl Desmond seine Trinksucht besiegt und Gelegenheitsarbeiten findet, um seine wirtschaftliche Lage zu verbessern, verweigert ihm der Staat das Sorgerecht. Mit Hilfe eines angesehenen Anwalts beginnt er einen erbitterten Rechtsstreit gegen den irischen Staat, bei dem es keinen Präzedenzfall gibt.

Ein Meisterwerk ist „Evelyn“ zwar sicherlich nicht – nicht nur, weil sich das Drehbuch zwischen Gerichtsfilm und Familiendrama nicht entscheiden kann. Darüber hinaus schiebt Regisseur Bruce Beresford allzu häufig die schöne, aber gefühlsbetonte irische Musik Stephen Endelmans in den Vordergrund, um den Zuschauer emotionell zu überwältigen. Der Film lässt jedoch erkennen, dass die Familie ein Herzensanliegen des „James Bond“-Darstellers Pierce Brosnan darstellt, der auch den Film mitproduzierte. Denn Brosnan musste nicht nur als Kind eine zerrüttete Familie erleben, als sein Vater Frau und Kinder verließ, sondern verlor auch noch in jungen Jahren seine erste Frau, die an Krebs starb.

Bemerkenswert nimmt sich in „Evelyn“ außerdem die positive Sicht der Religion aus, was ebenfalls als persönliches Anliegen des praktizierenden Katholiken Brosnan zu werten ist. Entgegen Spielfilmen, die etwa Nonnen- und Priesterrollen ausschließlich negativ besetzen, zeigt „Evelyn“ eine größere Realitätsnähe: Zwar kommt im Internat eine brutale Schwester vor, sie bleibt aber die Ausnahme. Die anderen Waisenhausschwestern zeichnen sich durch Fürsorge und echte Nächstenliebe aus.

Darüber hinaus zeugen die Figuren des Filmes von einem starken Glauben an Gott, der in den Aussagen der kleinen Evelyn, aber auch in der Erklärung ihres Vaters gipfelt, der die Heilige Dreifaltigkeit als Modell für die Liebe in der Familie stellt. Diese Sicht der Religion sowie die vielen humorvollen Passagen, die das Familiendrama erträglicher machen, wiegen die eingangs erwähnten Schwächen auf, so dass sich „Evelyn“ als ein hoffnungsvoller Familienfilm herausstellt.
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