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JOSà GARCÃA Erich Kästners Kinderromane gehören zu den meist verfilmten Werken deutscher Jugendliteratur â teilweise unter Mitwirkung des Autors selbst: Die erste Kinofassung von âEmil und die Detektiveâ aus dem Jahre 1931 nennt als Drehbuchautor neben Billy Wilder Erich Kästner. Für die erste Verfilmung von âDas fliegende Klassenzimmerâ (1954) schrieb wiederum Kästner seinen eigenen Roman zum Drehbuch um. Zum hundertsten Geburtstag Erich Kästners (1899 - 1974) beauftragten die Produzenten Uschi Reich und Peter Zenk Caroline Link, die mit âJenseits der Stilleâ (1996) ein fulminantes Spielfilmdebüt geliefert hatte, mit einer Neuverfilmung von Kästners âPünktchen und Antonâ. Der Regisseurin gelang eine spritzig-amüsante, pfiffig gespielte Adaption, ohne auf die Werte der Vorlage â Freundschaft, Loyalität, Gerechtigkeitssinn â zu verzichten. Ein Jahr später verfilmte Franziska Buch âEmil und die Detektiveâ: Zwar litt ihr Film unter gewissen Zugeständnissen an den Zeitgeist â eine multikulturell zusammengesetzte Kinderbande fährt Skateboard durch Berlin â und einer wohlmeinenden Ãberfrachtung. Der Verfilmung tat allerdings gut, dass die mitwirkenden Erwachsenen spürbar groÃen Spaà an der Arbeit hatten, so dass die inzwischen sechste Filmadaption von Kästners erstem Kinderroman spannend und unterhaltsam blieb. Nach den Regisseurinnen Link und Buch übertrugen Reich und Zenk einem Mann die Regie bei einer Kästner-Adaption: Für Tomy Wigand ist die nun vorgelegte dritte Filmadaption von âDas fliegende Klassenzimmerâ nach der Schalke-04-Komödie âFuÃball ist unser Lebenâ (2000) erst sein zweiter Spielfilm. Natürlich erfährt die Handlung eine âModernisierungâ: Wie in Buchs âEmil und die Detektiveâ tritt ein Mädchen â hier die burschikos-bezaubernde Mona Egerland â als Bandenanführerin auf. Auch die Musik wurde gründlich aktualisiert: statt Lyrik begleitet Rap das Theaterstück, das die Kinder für die Weihnachtsfeier proben. Wigand konzentriert sich dennoch auf das Wesentliche der Kästnerschen Geschichte: auf Menschlichkeit und vor allem Freundschaft. Durch die Verlagerung der Handlung ins heutige Leipzig stellt der Thomanerchor samt Internat einen geeigneten Rahmen für eine moderne Version des Kästnerschen Stoffes dar. Der Thomanerchor bietet auch die Gelegenheit für eine wunderbare Szene, als ein Auftritt der Sängerknaben und eine Schneeballschlacht parallel geschnitten werden â eine zauberhafte Einlage, die an die märchenhafte Szene von âPünktchen und Antonâ erinnert, bei der Pünktchen im U-Bahn-Tunnel unter Mitwirkung von Punks und Obdachlosen fetzige Songs singt. Die Ansiedlung des Filmes in Leipzig soll auch ein wesentliches Element im Roman erklären: warum sich Chorleiter Dr. Johann âJustusâ Bökh und sein alter Schulfreund âNichtraucherâ aus den Augen verloren haben. âWisst ihr, da gab es mal eine Mauerâ, erzählt Lieblingslehrer Justus den Jungen. Sein Freund habe damals die DDR verlassen und sei aus verschiedenen Gründen nicht mehr zurückgekommen. Sehr glaubwürdig klingt dieser Erklärungsversuch allerdings nicht â schlieÃlich steht seit dreizehn Jahren diese Mauer nicht mehr â, was einer der wenigen Schwachpunkte der Wigand-Version bleibt. Darin war die âklassischeâ Fassung stimmiger, wurde doch der tragische Tod seiner Frau als Begründung angeführt, warum der âNichtraucherâ den Arztberuf aufgab und wegzog. Zu den dramatischen Momenten der Verfilmung von 1973 â mit Joachim Fuchsberger als âJustusâ und Heinz Reincke als âNichtraucherâ â gehörte der Entschluss des âNichtrauchersâ, den schmächtigen Uli nach dessen gefährlicher Mutprobe ärztlich zu versorgen und dadurch zu seinem Beruf zurückzukehren. Insgesamt gelingt es jedoch Tomy Wigand zwischen klassischem Stoff und zeitgemäÃem Film, zwischen humorvollen und ernsten Augenblicken â etwa im Gespräch über die Scheidung der Eltern, die einen Jungen aus der Bahn wirft â die Balance zu halten. Dazu trägt wesentlich die hervorragende Darstellerriege bei: Nach âDas Samsâ und âBibi Blocksbergâ scheint Ulrich Noethen auf den Kinderfilm abonniert zu sein; hier liefert er eine grandiose Darstellung des warmherzigen Dr. Bökh, während der Komiker Piet Klocke als skurriler Direktor Kreuzkamm glänzt. Aber auch die Kinder, ob sie nun bereits Schauspielerfahrung hatten â wie Theresa Vilsmaier als Mona und Frederick Lau als der stets hungrige Matz â oder zum ersten Mal vor der Kamera agierten, überzeugen in den von der Romanvorlage deutlich gezeichneten, vorgegebenen Charakteren. |
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