DSCHUNGELBUCH 2, DAS | The Jungle Book 2
Filmische Qualität:   
Regie: Steven Trenbirth
Darsteller:
Land, Jahr: USA 2003
Laufzeit: 72 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA


Der auf Rudyard Kiplings gleichnamigem Roman basierende Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ gehört mit mehr als 27 Millionen Zuschauern seit seiner Uraufführung im Jahre 1967 zu den beliebtesten Kinofilmen Deutschlands überhaupt. Weil ein solcher Klassiker – der letzte unter der persönlichen Aufsicht Walt Disneys entstandene Zeichentrickfilm aus dem gleichnamigen Studio – ein enormes kommerzielles Potential besitzt, war es lediglich eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung vorgelegt wurde.

Der neue Zeichentrickfilm, etwas einfallslos „Das Dschungelbuch 2“ genannt, setzt genau da ein, wo „Das Dschungelbuch“ aufhörte, als das in der Wildnis aufgewachsene Menschenkind Mogli einem kleinen Mädchen in eine Menschensiedlung folgte. Unter den Menschen wird Mogli nicht richtig glücklich: „Du kannst den Jungen aus dem Dschungel treiben, aber Du kannst den Dschungeln nicht aus dem Jungen austreiben“, heißt es, um das Hin- und Hergerissensein Moglis zu veranschaulichen. Denn er vermisst sein früheres Leben im Urwald und vor allem die Späße mit seinem „Papa Bär“ Balu. Dieser seinerseits gibt nicht auf, bis er „seinen Jungen“ in den Dschungel „nach Hause“ geholt hat.

„Das Dschungelbuch 2“ führt zwar einige neue Figuren ein: Wir lernen Shanti, das geheimnisvolle Mädchen kennen, dem 1967 Mogli gefolgt war, und ihren kleinen Bruder Ranjan. Auch die Geier haben „Nachwuchs“ bekommen: Zu der in Anlehnung an die „Beatles“ aus vier Langmähnen bestehenden Gruppe hat sich der vorlaute und beinahe kahlköpfige Lucky gesellt. Im Grunde jedoch besteht „Das Dschungelbuch 2“ lediglich aus lauter Wiedersehen mit alten Bekannten.

Dabei hatte es so verheißungsvoll angefangen: Zu Beginn sieht der Zuschauer Schattenfiguren mit den Umrissen von Mogli, Balu, dem Panther Baghira und auch dem gerissenen Tiger Shir Khan. Sie gehören zur Schattentheatervorstellung, mit der Mogli seine Geschichte erzählt und damit vor allem den kleinen Ranjan in seinen Bann zieht. Dies schafft genau dieselbe ironische Distanz wie einst „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983), als der Roboter C3PO am Ende der (ursprünglichen) „Star Wars-Saga“ für die Kinder des so genannten Ewok-Dorfes die Kämpfe Luke Skywalkers gegen den gefürchteten Lord Vader nachstellte.

Diese Verfremdung der Geschichte von „Dschungelbuch“ hält sich jedoch nicht lange. Bald wird überdeutlich, dass es den Filmemachern lediglich darum geht, die aus dem Klassiker bekannten Figuren vorzuführen: Nicht nur der Bär Balu, sondern auch der Panther Baghira, Colonel Hathi mit seiner Elefantenpatrouille, die Geier, die Boa Kaa und der Tiger Shir Kahn, sie alle kommen nacheinander an die Reihe, als handele es sich um eine politische Versammlung, bei der jedem Teilnehmer eine vereinbarte Redezeit zur Verfügung steht. Nur einer fehlt, erstaunlicher Weise: Louis, der König der Affen. Zu einem Abstecher in seine Ruinenstadt reicht es allerdings doch noch – und damit zu einem Wiedersehen mit den tanzenden Affen.

Im Grunde variiert „Das Dschungelbuch 2“ lediglich die Story des Originals mit kleineren Abänderungen, ohne jedoch dessen Frische und Spritzigkeit zu erreichen. Bald vermisst der Zuschauer auch die Späße des Original-Filmes. Spätestens wenn die bekannte Melodie „Probier es mit Gemütlichkeit“ ertönt, fragt sich der Zuschauer, warum eine Fortsetzung eines solchen Klassikers überhaupt gedreht werden musste? Sind die Verlockungen der Geschäftemacherei so groß, dass sich kein klassischer Film mehr vor solch einem zweiten Aufguss sicher sein kann?

Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren