|
||||||||||||||||||
JOSà GARCÃA Foto: 20th Century Fox Mit anspruchsvollen Kinderfilmen verbindet der Zuschauer in erster Linie europäische, zumeist skandinavische (âKletter Idaâ, âScience Fictionâ âHodder rettet die Weltâ) oder auch britische Filme (âMillionsâ). Erst kürzlich hat jedoch Tim Burton mit âCharlie und die Schokoladenfabrikâ bewiesen, dass aufwändig inszenierte Märchen, die nicht nur Kinder, sondern durchaus auch Erwachsene ansprechen, keine rein europäische Angelegenheit sind. Zu den Filmen, die sich gleichermaÃen an Kinder und Erwachsene richten, gehört freilich nicht nur, dass der Regisseur auf gleicher Augenhöhe mit seinen Protagonisten die Realität betrachtet, sondern auch dass er bei aller Fantasie keine âheile Weltâ vortäuscht, die mit der Lebenswirklichkeit kaum etwas gemeinsam hat. Gerade der feinfühlige Umgang mit dem schwierigen Vater-Sohn-Verhältnis in âCharlie und der Schokoladenfabrikâ oder mit dem Tod der Mutter in âMillionsâ verleiht diesen Filmwerken Tiefgang. Ãhnlich Tim Burton, der als etablierter Filmregisseur mit âCharlie und die Schokoladenfabrikâ den in den Vereinigten Staaten beliebten gleichnamigen Roman von Roald Dahl für die Leinwand adaptierte, hat nun ein weiterer anerkannter Regisseur für seinen ersten Kinderfilm die Adaption eines preisgekrönten Kinderbuchs gewählt. Obwohl der 1949 in Hongkong geborene, in den Vereinigten Staaten arbeitende Wayne Wang vorwiegend Hollywoodfilme wie âTöchter des Himmelsâ (1993) oder âÃberall, nur nicht hierâ (1999) drehte, wurde er vor allem für den mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichneten Independentfilm âSmokeâ (1995) weltberühmt. Diese drei Filme besitzen indes eine Gemeinsamkeit: Sie sind allesamt Literaturverfilmungen. Für seine vierte Filmfassung einer literarischen Vorlage adaptiert Wayne Wang das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Kinderbuch âWinn-Dixieâ von Kate DiCamillo (âBecause of Winn-Dixieâ, 2001), das zum Filmstart in der Reihe âdtv juniorâ gerade erschienen ist. âWinn Dixie: Mein zotteliger Freundâ erzählt von der zehnjährigen Opal (AnnaSophia Robb), die in das verschlafene Städtchen Naomie in Florida umzieht, wo ihr Vater (Jeff Daniels) eine Stelle als Prediger übernommen hat. Dem 10-jährigen Mädchen fällt die Umstellung besonders schwer, weil ihre Mutter die Familie verlassen hat, und sich ihr Vater jeglicher Unterhaltung dazu verschlieÃt. Opals Stimmung ändert sich radikal, als sie im âWinn Dixieâ-Supermarkt einen Hund vor den Hundefängern rettet und ihn zu sich nimmt. Opal setzt sich gegen den anfänglichen Widerstand ihres Vaters und des übelgelaunten Vermieters durch. âWinn-Dixieâ, wie das Mädchen den Hund nennt, führt Opal jedoch mit den Bewohnern des Städtchens zusammen: mit der Bibliothekarin Miss Frannie (Eva Marie Saint), die wunderbare Geschichten erzählt und wunderbare Bonbons verteilt, mit Otis, der in einer Zoohandlung arbeitet und mit seiner Stimme die Tiere beruhigen kann, sowie mit der als böse Hexe verschrieenen, aber im Grunde herzensguten schwarzen älteren Frau Gloria Dump. Mit Opals und Winn-Dixies Hilfe kommen sich die Bewohner von Naomie näher. Aber auch Opals Vater findet in seiner neuen Gemeinde Anerkennung, und öffnet sich seiner Tochter. Opal schlieÃt sogar mit den gleichaltrigen Kindern des Ortes Freundschaft. Obwohl der Film â der literarischen Vorlage folgend â das Geschehen mit Opals Off-Stimme kommentiert, wirkt dieses Stilmittel nicht ermüdend, weil er seine visuelle Kraft auf gleicher Höhe entwickeln kann, wozu auch die lustigen Einfälle beitragen, die freilich nie zum reinen Slapstick ausarten. Dazu trägt aber ebenso das erstklassige Darstellerensemble mit ausgewiesenen Schauspielern wie Jeff Daniels und der 80-jährigen Eva Marie Saint bei. Dass sich die 10-jährige AnnaSophia Robb nach ihrer Rolle als Kaugummi-Weltmeisterin Violetta Beauregarde in Tim Burtons âCharlie und die Schokoladenfabrikâ auch in diesem Schauspielerensemble behaupten kann, berechtigt die Jungdarstellerin zu groÃer Hoffnung auf eine Schauspielkarriere. âWinn-Dixie: Mein zotteliger Freundâ zeichnet sich durch eine ausgewogene Mischung aus fantasievollem Märchen und dem ernsten Thema von Verlust und Einsamkeit aus, das trotz aller Ernsthaftigkeit mit optimistischer Grundhaltung behandelt wird. |
||||||||||||||||||
|